„Verdammter Lärm morgens um 1!“ Der Glockenschlag der Kirche St. Johann in Davos lässt einen Ferienwohnungsbesitzer nicht schlafen. Ich liebe den Klang der Kirchenglocken, um jede Tageszeit, und lege mich ins Bett.
„Verdammter Lärm morgens um drei!“ – Ich fluche innerlich und wälze mich im Bett. Ich wohne im Zentrum von Davos und wenn Saison ist, dann ist 24 Stunden lang Saison. Wenn Gäste johlend durch die Davoser Strassen taumeln geniessen sie das Leben.
„Verdammter Lärm morgens um sieben!“ – Schon wieder höre ich den Presslufthammer und die Walze von der Baustelle 20 Meter Luftlinie von meiner Küche entfernt. Einen neuen Platz bekomme ich am Postplatz vor meiner Haustüre.
„Verdammter Lärm abends um 10!“ – Die Schneekanonen am Bolgenhang sind nicht zu überhören. Unsere Kinder freuen sich jetzt schon auf die Halfpipe und die Kicker.
„Wir müssen die Klimaziele in den Griff bekommen!“ – „Wir müssen endlich die Erderwärmung stoppen!“ – „Wir müssen unsere Verantwortung wahrnehmen!“ – In Bonn an der Klimakonferenz am Rheinkilometer 655 ist es laut. Alle rufen und schreien es hinaus in die Welt, dass endlich gehandelt werde müsse. Gleichzeitig wie in Bonn ging an den Rheinquellen in Davos das Wissenschaftscafé zum Thema: „Die globale Erwärmung lässt uns in Graubünden nicht kalt“ über die Bühne.
Nach all den Vorträgen voll gespickt mit Zahlen, Statistiken und Prognosen bin ich beunruhigt durch das ruhige Davos nach Hause gelaufen. Trotz der kommunikativen Bemühungen, um nicht Lärm zu sagen, scheint in Bonn wie in Davos Ernüchterung einzutreten. Bei allen lauten und pessimistischen Klimaprognosen scheinen wir immer mehr nicht mehr hinzuhören. Lethargie macht sich breit. „Die anderen, die Politik, die freie Marktwirtschaft, sie sollen es richten!“ ist immer mehr der Konsens. Bei allem Lärm schliessen wir die Ohren. Innerlich spüren wir alle, dass wir unseren Anteil dazu beitragen müssen, dass der Lärm nicht für nichts war. Er geht uns alle an.
„In Davos werden in ein paar Jahrzehnten die Schneetage so regelmässig eintreten wie heutzutage in Chur.“
Es ist laut da draussen in der Welt.
Heute für Sie unverblümt und direkt von der Front: Ernst Bromeis, Wasserbotschafter und Expeditionsschwimmer, Davos-Platz.
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