Der SonntagsBlick lancierte gestern die Bündner SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher als mögliche Nachfolgerin von Ueli Maurer im Bundesrat. Von den Bündner Parlamentariern dürfen sich aber auch andere Hoffnungen machen.
«In einem Notfall, wenn die EU uns plötzlich unerwartet stark unter Druck setzen würde, würde ich das Amt wohl in Betracht ziehen, sonst nicht», äusserte sich Martullo-Blocher gestern im Sonntagsblick zu ihren Ambitionen auf einen Sitz in der Landesregierung. Unbestritten ist, dass die Ostschweiz in den nächsten Vakanzen im Bundesrat zum Zuge kommen muss, ist sie doch seit Jahren nicht mehr in der Landesregierung vertreten. Für Martullo-Blocher könnten zwei gewichtige Argumente sprechen: Zum einen dürfte nach dieser Legislatur wieder eine Frau in den Bundesrat gewählt werden. Zum andern könnte sich wohl auch Ueli Maurers Kanton Zürich durch «Doppelbürgerin» Martullo-Blocher repräsentiert fühlen. Die äusserst erfolgreiche Unternehmerin – der Aktienkurs der Ems-Chemie hat sich, seit sie die Konzernspitze übernahm, versechsfacht – könnte sich vorstellen, die Fimenleitung im «Fall der Fälle» abzugeben: «Jeder ist ersetzbar… für meine Nachfolge bei der Ems-Chemie liesse sich eine Lösung finden.» Der Sonntagsblick spekuliert, dass SVP-Bundesrat Ueli Maurer höchstwahrscheinlich bis Ende 2019 im Amt bleiben wird.
Bis dahin fliesst noch viel Wasser den Rhein herab. Die grösste «Gefahr» für Martullo-Blocher könnte aus dem eigenen Kanton drohen. Je nachdem, wann CVP-Bundespräsidentin Doris Leuthard genau zurücktritt – sie kündigte an, ebenfalls spätestens Ende 2019 auszusteigen – könnte schon vor einer allfälligen «SVP-Ersatzwahl» ein Bündner den Platz in der Landesregierung besetzen. Gute Chancen werden dabei Ständerat Stefan Engler zugesprochen: Der CVP-Politiker wird über die Parteigrenzen hinaus geschätzt und respektiert und dürfte im Parlament auf eine solide Basis an Stimmen zählen dürfen. Würde Engler auf Leuthard folgen, wäre die Türe für Martullo-Blocher wahrscheinlich zu. Auch dem zweiten CVP-Parlamentarier, Nationalrat Martin Candinas, wurde schon eine Zukunft im Bundesrat prophezeit. Für den Sozialversicherungsfachmann kommt die Wahl aufgrund der erwähnten Konstellation aber wohl noch etwas zu früh. Für den 37-Jährigen kein Problem: Es ist davon auszugehen, dass das Timing in den kommenden 20 Jahren irgendwann besser passen wird für Candinas.
Eher unwahrscheinlich ist in absehbarer Zukunft eine Wahl von FDP-Ständerat Martin Schmid in den Bundesrat. Der Name des Churer Juristen war zwar bei der Nachfolge von Didier Burkhalter da und dort gefallen, aufs Dreierticket schaffte er es letztlich aber nicht: Nachdem das Tessin mit Ignacio Cassis nun wieder in der Landesregierung vertreten ist, könnte der Weg für einen Ostschweizer Kandidaten vielleicht frei sein, da auch FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann Ende 2019 zurücktreten könnte. Je nach Konstellation dürften somit Ende der laufenden Legislatur gleich drei Vakanzen entstehen, die für Bündner Politiker interessant sind: Stefan Engler (CVP) als Nachfolge für Doris Leuthard und Magdalena Martullo-Blocher (SVP) für Ueli Maurer hätten derzeit wohl die besten Chancen, gefolgt von Martin Schmid (FDP) für Johann Schneider-Ammann. Wahrscheinlich noch eine Dekade plus warten müssen dafür Martin Candinas und auch SP-Politiker Jon Pult, dem von vielen Kommentatoren seit Jahren eine Zukunft auf höchster politischer Bühne prophezeit wird. Allerdings muss der Historiker zuerst ins Parlament einziehen – entweder, in dem er in den nächsten zwei Jahren für Nationalrätin Silva Semadeni nachrückt oder bei den nächsten Wahlen im Herbst 2019 gewählt wird.
(Bilder/Montage: zVg./GRHeute)