Mit der deutschen Erstaufführung der Oper «Benjamin» von Gion Antoni Derungs und Giovanni Netzer feiert die Junge Oper am Staatstheater Stuttgart ihr 20-Jahr-Jubiläum. Gesungen und gespielt wird auf Rätoromanisch, Italienisch, Lateinisch und Deutsch.
«Eine solche ‹Sogwirkung› haben wir mit einer zeitgenössischen Oper selten», freut sich Opernleiterin Elena Tzavara. Das Rätoromanische war dem Ensemble bislang unbekannt gewesen. Unter Anleitung eines Sprachkundigen erlernten die Darsteller die Aussprache und das Verstehen der Texte. Entstanden war die Oper «Benjamin» im Jahr 2006 anlässlich der Eröffnung der Origen-Spielstätte in der Burg Riom.
Zur Stuttgarter Premiere reiste die Witwe des Bündner Komponisten Derungs nach Deutschland. In ihrer Freude über die Inszenierung befürwortete sie jegliche Wiederaufnahme. Für Giovanni Netzer hatte zu diesem Zeitpunkt der Count Down beim Bau des Theaterturmes auf dem Julierpass begonnen. Deshalb haben die Stuttgarter Theatermacher zur bevorstehenden Wiederaufnahme einen zweiten Versuch unternommen: «Wir würden uns sehr freuen, wenn Herr Netzer nach Stuttgart käme!», sagte Elena Tzavara. «Das würde uns allen – natürlich besonders den Künstlern der Produktion – viel bedeuten.»
Die Freude ist beiderseits. Am 11. November fährt Intendant Netzer gemeinsam mit seinem Team und Freunden des Origen Festival Cultural per Postauto nach Stuttgart. Die Oper «Benjamin» beinhaltet die Josephslegende. Diese gehört zu den schönsten Erzählungen der Weltliteratur, ist im Alten Testament wie im Koran zu finden und berichtet von der historischen Begegnung umherziehender Nomadenstämme mit der hochentwickelten Kultur Ägyptens, von Neid und Lust, Überlebenskampf und Migration. In der Theatergeschichte Graubündens taucht die Josephslegende als das älteste erhaltene rätoromanische Drama auf. «La Historia da bio patriarch Josef» wurde 1534 in Zuoz uraufgeführt.
(Bild: GRHeute)