Der mögliche Bau einer zweiten Gotthard-Röhre ist gestern in eine neue Phase getreten. Der Tunnel müsse während des Baus nicht geschlossen werden, sagte gestern Bundesrätin Doris Leuthard. Der drohende Mehrverkehr am San Bernardino würde damit nicht stattfinden.
Gegenüber dem Blick jubelte gestern der Tessiner CVP-Nationalrat Fabio Regazzi: «Das ist eine fantastische Neuigkeit. Für uns Tessiner heisst das, dass wir tagsüber durchgehend freie Fahrt in die Deutschschweiz haben, wenn wir Ja sagen.»
Der Bundesrat beantwortete eine parlamentarische Anfrage des Tessiners, dass es möglich sein sollte, den Bau «ohne Vollsperrung» zu realisieren – egal ob mit oder ohne zweite Röhre. Regazzi erläuterte gegenüber dem Blick, bisher habe er sich stets gegen das Argument wehren müssen, dass der bestehende Tunnel ohnehin für lange Zeit gesperrt werde.
Bei den Gegnern ist man ausser sich. Grünen-Co-Chefin Regula Rytz glaubt, dass die Röhrenbefürworter unter Druck sind: «Das Astra und Doris Leuthard nehmen bewusst höhere Kosten in Kauf, um den Tunnelbefürwortern ein neues Argument zu liefern.» Die Sanierung in der Nacht würde nämlich teurer werden.
Für den Kanton Graubünden würde ein Vollschliessung des Gotthards – voraussichtlich im Jahr 2020 während mindestens 140 Tagen – eine deutliche Steigerung des Verkehrsaufkommens am San Bernardino bedeuten.