Die Inserate sprechen eine deutliche Sprache: Martullo-Blocher soll gewählt werden. Brand, so sagen die Inserate, ist hingegen nur ein Abzocker und soll nicht mehr nach Bern dürfen. Wer steckt hinter dieser Kampagne?
Herrscht hinter den Kulissen der SVP ein Bruderkrieg? Die Partei, die sich gern als einig Volk von Brüdern präsentiert, gibt seit August in diversen Bündner Zeitungen Wahlempfehlungen ab, in denen Kandidaten gegeneinander ausgespielt werden. «Schweiz schützen – vor Abzockern wie Brand», heisst es da zum Beispiel. Die genaue Beschreibung sieht gemäss Inserat vor, Magdalena Martullo-Blocher und Livio Zanolari zweimal auf die Liste setzen. «Exportieren wie Martullo-Blocher, nicht nur abzocken wie Brand», heisst es dazu.
Valérie Favre Accola, Parteisekretärin der SVP Graubünden, ist über die Inserate gar nicht amused. «Diese Inserate sind nicht von der SVP und wir distanzieren uns davon», sagte sie auf Anfrage. Gegen andere Meinungen hat Favre Accola im Prinzip nichts. «Wir leben in der Schweiz, wo freie Meinungsäusserung noch gelebt wird.» Aber: «Es ist legitim, aus einer Gruppe von Kandidaten die eigenen Favoriten persönlich zu pushen.. Aber die Art und Weise ist nicht Gentleman-like und daran stosse ich mich persönlich, da dies weder dem Politstil der SVP Graubünden noch meinem entspricht.»
Brand, soviel ist klar, entspricht gar nicht den Anforderungen, die die Gruppe Muntalin, eine lose Gruppe von SVP-Mitgliedern, an Nationalratskandidaten stellt. «Brand habe ich nie anders als Politiker gekannt. Wir kamen alle zum Schluss, dass Brand die Werte der SVP nicht wirklich interessieren, dass es ihm immer vor allem um seinen persönlichen Nutzen geht», sagt Peter Wolff, Astrophysiker im Ruhestand. Wenn er und seine Mitstreiter mit der SVP uneinig sind, warum gründen sie nicht eine eigene Partei? «Wieso? Wir stehen ja voll und ganz hinter den Werten der SVP.»
Auf zum Angriff
Anders gesehen könnte man auch sagen: Da machen ein paar Politik-Interessierte keine Faust im Sack, sondern gehen in die Offensive, auch wenn es auf die Kosten der Einigkeit geht. «Uns geht es nicht um die Faust im Sack, sondern um den Schutz der Schweiz. Derart von innen her gefährdet war die Schweiz noch nie seit der Zeit vor Napoleons Einmarsch in die Schweiz, und wie das geendet hat, sollte bekannt sein.»
Die Rechnungen bezahlt die Gruppe Muntalin übrigens selbst. Wer sie unterstützen will, kann sich unter www.muntalin.ch melden. Und auch die SVP freut sich über Geldspenden: www.svp-gr.ch.
(Bild: EQ Images/Gonzalo Garcia, Charly Bosshard)