So weit das pädagogische Feld eigentlich geht – in meinem Alltag stelle ich immer wieder fest, dass es spätestens im Schulzimmer vielfach eher eng und stressig wird. Der Druck auf die Lehrpersonen steigt, der Freiraum sinkt. Eine der grossen Fragen in diesem Zusammenhang – wird der Lehrplan 21 dieser Entwicklung endlich Abhilfe schaffen?
Die Defizite des aktuellen Schulsystems sind grundsätzlich bekannt. Der Lehrplan 21 liegt in der Endfassung vor und umfasst auf gut 470 Seiten über 360 Kompetenzen in über 2300 Kompetenzstufen…… Die Fülle zeigt, es sollte wohl für jeden etwas dabei sein und jeder und jedes Thema sollte abgeholt und geregelt werden. Aber wir dürfen dabei eines nicht vergessen – alles ist der Feind von etwas.
Die vielen Vorgaben werden dazu führen, dass kein systematischer Aufbau von Wissen mehr stattfindet. Die Gefahr ist gross, dass der Aufbau eher Zufällig stattfindet und so kognitive Fähigkeiten auf der Strecke bleiben. Aber gerade diese Fähigkeiten sind im digitalen Zeitalter dringend notwendig. Diese Skepsis kommt weder von mir alleine, noch von der SVP. Ralph Fehlmann, Fachdidaktiker der Universität Zürich, gibt zu bedenken: „Wenn man die Schule in unzählige Einzelkomponenten zerlegt, zerfällt die Gestalt des Unterrichts irgendwann in Staub.“
In der Politik, in der Wirtschaft, aber auch einfach im Leben sollte man sich an wenigen Grundsätzen orientieren. Ich glaube in der Bildung tun wir gut daran, uns auch wieder auf grundsätzliches zu besinnen. In der Bildung die drei grossen G: „Grundkenntnisse, Grundfertigkeiten und Grundhaltungen“. Orientieren wir uns daran, können wir alle Themen darin zuordnen und eine zukunftsorientierte Bildungslandschaft formen.
Wir müssen dabei wieder mehr an die Kinder und deren Bedürfnisse denken, weniger an starre Systeme und Strukturen. Genau diese Diskussion werden wir im 2018 führen müssen, wenn wir über die Fremdspracheninitiative diskutieren werden.
Die notwendige Energie, welche wir von unseren Lehrerinnen und Lehrern abverlangen kommt nicht von einem übermässigen Gehalt, kürzeren Arbeitszeiten oder mehr Urlaub. Nein es kommt von Freiheit. Freiheit in der Unterrichtsgestaltung, Freiheit in der Wissensvermittlung und nicht engen operativen Vorgaben wie der Lehrplan 21 diese verordnen will.
Leider wurden alle Bestrebungen der SVP, dieses Thema wirklich breit diskutieren zu können bereits im Grossen Rat erstickt. Die Praxis wird nun ohne eine grosse, offene Diskussion beweisen müssen, wer Recht behält. Ich hoffe wirklich, im Sinne unserer Lehrinnen und Lehrer, aber besonders unserer Schülerinnen und Schüler – welche nur einmal die Chance für ihre Grundbildung erhalten – dass wir in dieser Frage nicht recht behalten werden.
Das Politforum auf GRHeute besteht aus 12 PolitikerInnen aus Graubünden. Jede Woche nimmt eine/r zu einem aktuellen Thema Stellung.
(Bild: GRHeute)