Am Samstag fand in Lantsch die Delegiertenversammlung der Lia Rumantscha (LR) statt. Im Mittelpunkt stand das Projekt «Medias rumantschas 2019», das die LR lanciert hatte, nachdem der Herausgeber der La Quotidiana die Einstellung der Zeitung aus finanziellen Gründen angekündigt hatte. Zu Diskussionen Anlass gab auch die No-Billag-Initiative.
52 Delegierte fanden den Weg nach Lantsch. Die Versammlung fand im Beisein von Regierungsrat Martin Jäger, Vorsteher des Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartements Graubünden, sowie Simon Willi, Gemeindepräsident von Lantsch, statt. Er wies auf die schwierige Situation des Romanischen in seiner Gemeinde hin. Ein Hoffnungsschimmer sei die Tatsache, dass man das Romanische wieder vermehrt auf dem Pausenplatz höre.
Diesen Herbst lancierte die LR in Zusammenarbeit mit Bund und Kanton das Projekt «Medias rumantschas 2019», eine Initiative, die auf die Diskussion rund um die Zukunft der romanischen Tageszeitung La Quotidiana zurückgeht. «Die Absicht ist die Erarbeitung eines umfassenden Konzepts, das alle romanischen Medien einbezieht und Tendenzen in Richtung Digitalisierung, dem überregionalen Aspekt und nicht zuletzt den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer Rechnung trägt», erklärte Martin Gabriel, Generalsekretär der LR und Leiter der Projektgruppe. Er präsentierte den aktuellen Stand des Projekts zusammen mit Eva Riedi, die den Arbeitsprozess innerhalb der Projektgruppe begleitet.
Über die Hälfte kann sich digitales Angebot vorstellen
Ein erster Schritt wurde mit einer durch das Institut LINK durchgeführten Umfrage zur Meinung über ein Zeitungsangebot in romanischer Sprache im Allgemeinen und über die La Quotidiana im Speziellen getan. Wer die La Quotidiana liest, tut dies in erster Linie wegen der regionalen Berichterstattung. 83% der befragten Personen sind der Ansicht, es brauche eine romanische Tageszeitung. Hingegen könnten sich 81% der Abonnenten der La Quotidiana auch eine Zeitung vorstellen, die nur zwei- bis dreimal pro Woche erscheint. Über die Hälfte der Leser der La Quotidiana wären bereit, die Zeitung in digitaler Form zu lesen.
Ein weiteres wichtiges Thema für die romanische Medienlandschaft ist die No-Billag-Initiative, die am 4. März 2018 zur Abstimmung gelangt. Ladina Heimgartner, Direktorin von RTR, rief die Versammlung zur Ablehnung der Initiative auf. Eine Annahme hätte gravierende Folgen für den Service public, wäre gleichbedeutend mit dem Ende von RTR in seiner heutigen Form und würde die Existenz einer wichtigen Stütze für die Verbreitung des Romanischen gefährden. Mehrere Voten aus dem Plenum drückten die Notwendigkeit aus, die Bevölkerung auch über die Kantonsgrenzen hinaus zu mobilisieren. Die Versammlung beschloss einen Kredit von maximal 100’000 Franken für Aktivitäten gegen die No-Billag-Initiative.
100 Jahre Lia Rumantscha
2019 begeht die LR ihr 100-jähriges Bestehen. Andreas Gabriel, Leiter Öffentliche Angelegenheiten der LR, präsentierte das Konzept für das Jubiläum, während drei Wochen im August 2019 durchgeführt wird. Den Auftakt bildet eine Wanderveranstaltung. Die eigentlichen Festivitäten finden in einer romanischen Gemeinde statt. Wo, ist noch offen. Es soll ein gut erreichbarer Ort, der beispielhaft für verschiedene Themen und Fragen in Zusammenhang mit der romanischen Sprache und Kultur steht und Modellcharakter für den Umgang mit den Herausforderungen der Zukunft hat. Im Zentrum der Feierlichkeiten steht ein Musiktheater mit Jugendlichen. Geplant ist zudem ein breites Begleitprogramm mit einem Festakt, Thementagen und einem Volksfest.
Angela Jann folgt auf Maria Sedláček in den Vorstand
Nach fünf Jahren im Vorstand der LR hat Maria Sedláček, Sent, demissioniert. Als ehemalige Präsidentin der Uniun dals Grischs und als Vorstandsmitglied der LR war sie mit viel Engagement und Beharrlichkeit für die romanische Sprache und Kultur aktiv. Für den frei werdenden Sitz im Vorstand wurde die Vizepräsidentin der Uniun dals Grischs Angela Jann aus Pontresina gewählt. Mutationen gab es ebenfalls in der Geschäftsprüfungskommission: Seraina Fried und Sascha Janutin folgen auf Hermann Thom und Gregor Spinas.
(Quelle/Bilder: zVg.)