Es ist ein grosser Herbst für die Bündner Musikszene, denn die Menge der Tonträger, die aktuell erscheinen, ist nicht gerade alltäglich. Während in gewissen Monaten die Musikszene Graubünden praktisch still steht, spielt der beste Kanton der Schweiz diesen Oktober/November ziemlich aktiv vorne mit.
GRHeute hat alle Künstler, die im 2017 noch was veröffentlichen, zum Interview gebeten und mit ihnen über Musik in Graubünden gesprochen.
Heute im Interview: Jason Wieland
Künstler: Chase The Pancake
Aktuelles Album: Born from a Wish
Veröffentlichungsdatum: 26. Oktober 2017
Hallo Jason, wie zufrieden bist du mit dem neuen Werk?
Sehr zufrieden. Schliesslich haben wir uns viel Mühe für die Umsetzung dieses Albums gegeben. Zu wissen, dass wir bald ein Album releasen werden, ist für mich noch kaum zu glauben. Als kleiner Junge habe ich stets zu meinen Lieblingsbands raufgeschaut und mir gewünscht, dass ich ebenfalls eines Tages mit einem Album dastehen würde – am 26. Oktober ist es endlich soweit.
Wie lange hat die Produktion gedauert?
Viel länger als ursprünglich gedacht. Wir durften unser Album Bei Sebastian Schiess im SOS Basement Studio in Oberentfelden aufnehmen. Geplant war Anfangs Januar bis Mitte Februar. Am Ende war es doch bis Ende Mai der Fall. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass wir im Studio nochmals die letzte Chance ergriffen haben um unsere Songs zu verbessern. Die Inputs von Sebastian waren extrem wertvoll für uns.
Wie viele Lieder habt ihr circa aufgenommen in der ganzen Zeit?
Wir haben zwölf Songs im Studio aufgenommen.
Wie geht es weiter?
Erstmal mit unserer Plattentaufe am 21. Oktober im Kulturhaus Chur. Wir freuen uns darauf nach langer Zeit wieder live auf der Bühne stehen zu dürfen. Anschliessend möchten wir wieder regelmässig Konzerte spielen und Spass haben, denn wir haben unser letztes Konzert vor etwa zehn Monaten in St. Gallen gespielt. So eine lange Livepause gab es in der nun vierjährigen Bandgeschichte noch nie. Wir haben uns aber bewusst dafür entschieden um uns völlig auf den Albumrelease zu konzentrieren und somit auch manche Anfragen abgelehnt auch wenn wir noch so gerne gespielt hätten.
Ist eine Tour geplant?
Eine Tour in dem Sinne nicht. Jedoch werden wir wieder vermehrt Konzerte spielen und besonders auch an Orten an denen wir noch nie gespielt haben. Die Konzertdaten können unter folgendem Link betrachtet werden: chasethepancake.com
Wer hat den Bass eingespielt?
Wie manche vielleicht schon beim Lost in Blue Videoclip bemerkt haben, ist Reto nun unser neuer Bassist. Wir haben bei der Preproduction von Born from a Wish eine kleine Umstellung gewagt. Miki spielt nun die Gitarre alleine, hat sich jedoch über die letzten Jahre extrem verbessert. So besteht nun die Möglichkeit für ihn Riffs alleine zu spielen, die früher zu zweit gespielt wurden. So hat sich ergeben, dass Reto im Studio den Bass eingespielt hat – Miki dafür sämtliche Gitarren.
Ihr habt eine erfolgreiche Wemakeit-Kampagne hinter euch. Ist der Druck so noch grösser, richtig abzuliefern?
Ich bin der Meinung, dass man sich durch eine erfolgreiche Wemakeit-Kampagne nicht aus der Ruhe bringen soll. Natürlich ist es Pflicht, dass man seine Versprechen einhält und sich darum bemüht. Jedoch, wenn der Druck um ein Produkt richtig abzuliefern da ist, bedeutet das für mich eine gewisse Unsicherheit, was einen negativen Einfluss auf das Endprodukt nehmen kann. Wir wissen, dass wir unser Bestes dafür gegeben haben und sind mit dem Endprodukt zufrieden.
Reto bringt diesen Herbst noch mit seiner zweiten Band «Marked with Lipstick» ein Album raus. Hat der Junge keine anderen Hobbys?
Doch! World of Warcraft!
Spass beiseite. Tatsächlich ist das Spielen in zweier Bands ein ambitiöses Unterfangen, dessen sich jede Person im Klaren sein soll. Bei Reto klappt das ohne Problem und er ist auch bereit dafür in wichtigen Momenten mehr zu leisten – World of Warcraft kann warten.
Wie steht’s um die Rock- und Metalszene Graubünden? Sind die guten Jahre vorbei oder spürt ihr einen Aufschwung?
Einen Aufschwung ist bestimmt spürbar – kommt jedoch darauf an in welchen Kreisen, man sich bewegt. Hinzu kommt, dass sich einige Bands im Rock und Metalbereich immer noch bedeckt halten. Es ist also nur eine Frage der Zeit. Wir denken daher, dass sich Rock und Metal Fans in den nächsten Monaten auf neue Bands und Musik freuen können.
Im Herbst erscheinen viele weitere Bündner Werke. Auf welches freust du dich neben eurem Werk?
An erster Stelle auf das Debutalbum meiner Freunde Marked With Lipstick aber auch auf Werke anderer Bündner Bands, die jedoch wahrscheinlich erst im nächsten Jahr rauskommen werden. Von den bisherig erschienenen Bündner Alben in diesem Jahr muss wohl Favorite Storm von From Kid mein Favorit sein.
Wie gross ist der Kontakt zur Bündner Musikszene?
Wir proben im Keller des Jugi Chur mit vielen anderen Bands. Ausserdem konnten wir Live oder im Privatleben schon mit vielen Bündner Bands und Künstlern wertvolle Bekanntschaften machen. Man könnte daher sagen, dass der Kontakt zur Musikszene ziemlich gut ist.
Wird es diesen Winter wieder eine X-Mas-Tour geben?
Leider nein. Wir waren in diesem Jahr so sehr mit dem Album beschäftigt, dass wir einfach keine Zeit mehr hatten um eine richtige Christmas Tour zu planen. Am 23. Dezember findet aber unser jährliches Weihnachtskonzert ‘’Pancakes for Christmas’’ im Flon, St. Gallen statt. Ich hoffe, dass wir Ende 2018 wieder eine Christmas Tour auf die Beine stellen können.
Wie wichtig ist Chur als Inspirationsquelle für eure Musik?
Als Inspirationsquelle für unser Debutalbum wohl eher weniger, jedoch habe ich mir in der Studiophase bei den langen Zugfahrten nach Oberentfelden öfters darüber Gedanken gemacht wie sehr Chur mir vor allem auch neben der Band viel bedeutet. Als kleiner Junge habe ich Chur immer als langweilig und klein empfunden, doch mit dem Alter kam auch die Klarheit, dass Chur genau die richtige Stadt für mich ist. Klein aber fein. Nicht zu hektisch und doch so lebendig. Dazu fällt mir ein passendes Zitat aus einem Song einer meiner Lieblingsband ein: «It’s nostalgic and quiet but louder than silence» – The Devil Wears Prada
Ich bin dankbar, dass ich mit Chase The Pancake ein Teil der Churer Musikszene sein darf, wünsche mir aber von der Stadt, dass sie mehr auf junge Bündner Künstler und Bands eingeht und diese unterstützt.