Martina Berther von Ester Poly zum grossen Bündner Musikherbst

Es ist ein grosser Herbst für die Bündner Musikszene. So viele Tonträger, wie aktuell erscheinen ist nicht alltäglich. Während in gewissen Monaten die Musikszene Graubünden praktisch still steht, spielt der beste Kanton der Schweiz diesen Herbst ziemlich aktiv vorne mit. GRHeute hat sie alle zum Interview gebeten und mit ihnen über Musik in Graubünden gesprochen.

Heute im Interview: Martina Berther
Band: Ester Poly
Bestehend seit: 2013
Aktuelles Album: Pique Dame
Veröffentlichungsdatum: 06. Oktober 2017

Hallo Martina, wie zufrieden seid ihr mit dem neuen Werk?

Wir sind sehr zufrieden. Bei der Wahl des Produktionsteams (vom Studiotontechniker bis zum Grafiker) haben wir uns viel Zeit genommen. Am Ende sind befruchtende Zusammenarbeiten entstanden. So, dass wir mit dem Endprodukt sehr zufrieden sind.

Wie lange hat die Produktion gedauert?

Aufgenommen haben wir nur während vier Tagen. Wir haben alles live eingespielt und nur wenige Overdups gemacht. Es war uns wichtig, die Rauheit in der Musik nicht zu verlieren. Alles in allem waren wir aber über ein Jahr mit der Produktion beschäftigt.

Wie geht es weiter? Ist eine Tour geplant?

Bis Ende Jahr spielen wir rund 20 Shows im In – und Ausland und auch für nächstes Jahr sind schon Konzerte und Tourneen geplant. So werden wir nach Haiti und Benin gehen.

Wie gross ist deine Diskografie inzwischen? Ist das aktuellste, auch gleich dein Lieblingswerk?

Bis heute bin ich auf rund 19 Alben vertreten. Als Musikerin habe ich mich in den letzten Jahren stark entwickelt und weiss nun besser wie meine Musik klingen soll oder was ich damit Aussagen möchte. Nur so kann man sich das richtige Umfeld schaffen um ein Album zu kreieren, welches möglichst authentisch ist und womit man am Ende zufrieden sein kann. Von daher gehört Pique Dame momentan sicher zu einer meiner Lieblingswerke. Ich hoffe aber, dass sich das auch bald ändern wird. Alles andere wäre ein Stillstand.

Du bist am Bass ziemlich virtuos, wird die Gitarre als Instrument überschätzt?

Nein, ich denke eher, dass der Bass unterschätzt wird.

Du bist eine ziemliche Exotin in der Musikszene. Wie schwierig war es für dich als Frau und Bassistin gegen die männliche Konkurrenz durch zu setzen?

Ich gehe einfach meinen Weg und versuche meine Energie nicht an solchen Gedanken zu verschwenden. Da ich eine Frau bin, weiss ich nicht, ob der Weg eines Musikers einfacher oder anstrengender ist. Aber ich musste auf jeden Fall lernen meine Bedürfnisse und Ideen ganz klar auszudrücken und allenfalls durchsetzten. Sonst geht man da definitiv unter.

Wie schwierig ist es heute von der Musik zu leben?

Das kommt auf den gewünschten Lebensstandard drauf an. Ich besitze nicht viel und lebe schlicht, habe aber nicht das Gefühl auf etwas verzichten zu müssen. Ich glaube Geld ist eine Sucht. Davon bin ich befreit, das ist auch ein Vorteil.
Aber klar, es ist kein Schoggijob, Ferien gibt es kaum. Man muss immer dran bleiben. Und wenn man Anspruch an Kunst hat, ist es um so schwieriger.

Welchen Tipp gibst du jungen Musikerinnen, die einen ähnlichen Weg wie du gehen wollen?

Brich aus der Komfortzone aus, überwinde Ängste und Unsicherheiten, sei kritisch, aber höre nicht zuviel auf das Geschwätz rundherum, sondern folge deiner „inneren Kraft“ – also deinem Wunsch, deiner Vision, deinem Bauchgefühl etc.

Du sprichst rätoromanisch, singst aber in allen erdenklichen Sprachen ausser romanisch. Warum?

Das liegt eher daran das ich bis jetzt vor allem Backgroundsängerin bin. Das heisst, ich singe die Texte der Leadsängerinnen/Leadsänger. Bei Ester Poly hat sich das einfach noch nicht ergeben. Ich schliesse das aber nicht aus.

Du hast schon in diversen Formationen gespielt. Welche Mitmusiker/Innen haben dich am Meisten geprägt?
Dazu gehören alle langjährigen Mitmusiker/Innen. Sonst würde ich nicht mit ihnen spielen. Allen voran Béatrice Graf, Mario Hänni und Roland Wäspe. Natürlich haben mich auch Begegnungen mit bekannten Musiker/Innen, meine Lehrer oder Gespräche mit spannenden (Mit)menschen geprägt. Ich bin aber nicht der „Name-Dropping Typ“.

Wie gross ist der Kontakt untereinander in der Bündner Musikszene?

Die Szene ist aktiv, dass setzt voraus, dass der Kontakt untereinander gross ist.
Ich selber bewege mich in Graubünden vor allem in der Jazzszene.