Die Wartezeit am Vereina wird mit Kunst versüsst

Wem der Zug nach Klosters vor der Nase abfährt oder wegen Ferienverkehr die Wartezeit verlängert wird, hat künftig ein Zeitverbringding: Die Oertli-Stiftung hat ein Projekt finanziert, das an den Wänden mit der Sprache spielt.

Es geht viel um Sprachen am Montagmittag in Sagliains, dem Südportal des Vereina-Tunnels. Renato Fasciati, Direktor der Rhätischen Bahn – oder Viafier Retica, wie sie auf romanische heisst – versteht zum Beispiel romanisch, kann es aber nicht sprechen. Die wichtigste Message ist aber: Sprachen verbinden. Das sagt Renato Fasiciati, das sagt der Künstler Roland Baur, das sagt Emil Müller, der Gemeindepräsident von Zernez, und der Präsident der Oertli-Stiftung, Emil Müller.

Und weil Sprache wichtig ist und die Minuten am Vereina manchmal lang wie Kaugummi sind, hat die Oertli-Stiftung ein Projekt unterstützt, das mit Textfragmenten aus Werken von Künstlern aus aller Welt den Vereina auf andere Art belebbar macht oder auch schlicht die Wartezeit verkürzt.

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Mani Matters Lied «Die Strass won i drann wohne» ist zu lesen. Fragmente von Theo Candidas oder oder oder. Auf den zehn vordersten Pfählen, die zwischendurch Blicke auf die wunderschöne Bergwelt des Unterengadins frei geben, sind diese Sprachkunstwerke zu lesen – angebracht wie Buchseiten; an fast jedem Pfosten drei, ansonsten zwei. An der Betonwand zwischen Tunnel und Aufenthaltsraum sind zudem grosse Bilder angebracht worden. «Das ist das letzte Bild, das man vom Engadin hat, wenn man wieder durch den Vereina fährt», sagte Ruedi Baur.

Renato Fasciati sprach davon, wie die Idee dieser Kunst an die RhB herangetragen wurde und wie sie fast sofort ja sagten. «Es ist ein unkonventieller Ort», sagt der RhB-Direktor. Emil Müller, der Gemeindepräsident von Zernez, sprach von der Begeisterung, die die Leute hatten, als der Vereina, die auch zwei Sprachen miteinander verbindet – romanisch und Prättigauer Deutsch – endlich eröffnet wurden.  «Das Engadin ist ein Bewahrer der Dialekte», sagte Ruedi Baur, der romanisch in Paris lernte. «Als meine Mutter jeweils nach Hause telefonierte.»

Und um das Bewahren der Sprachenvielfalt in der Schweiz kümmert sich seit Jahren die Oertli-Stiftung. «Wir finanzieren rund 300 Projekte im Jahr», sagte Karl Vögeli, Präsident des Stiftungsrats. Eines davon ist das am Vereina-Südportal in Sagliains, dem neuen Kunstmekka von Graubünden. Es ist Teil einer sechsteiligen Installation, die über die ganze Schweiz verteilt ist.

(Bild: GRHeute)