Sie sind die Bündner Metal-Sensation des Jahres. Ihr lang erwartetes Debütalbum kam vergangenen Monat bei dem internationalen Label Massacre Records raus. Fachzeitschriften wie der deutsche Metal Hammer oder das Legacy überschlugen sich mit Lob, wenn es um die Musik der harten Bündner geht. Bisher war es in den Bündner Medien jedoch eher still um sie. Allerhöchste Zeit mit der Band Masquerade zu sprechen.
Als eine der wenigen Churer Bands habt ihr den Sprung zu einem internationalen Label geschafft. Wie kam es dazu?
Nachdem unser Album von Dan Swanö im Unisoundstudio gemischt und gemastert wurde, liessen wir eine kleine Auflage Promo-CDs pressen, legten die Bandbiografie hinzu und verschickten es an alle Labels, die wir ausfindig machen konnten. Dann kam das grosse Warten. In den ersten paar Wochen waren nur ein bis zwei Label interessiert. Wir blieben aber cool und warteten weiter ab, was sich letzten Endes dann auch ausgezahlt hat.
Das Label Massacre Records ist ein bekannter Name im Metal-Sektor. Umso mehr waren wir überrascht und erfreut, als wir den Vertrag von ihnen in den Händen hielten. Das Warten hat sich also definitiv gelohnt!
Wie ist es mit einem so grossen Label zusammen zu arbeiten?
Wir haben noch nie mit einem Label zusammengearbeitet. Uns fehlt vielleicht noch die Erfahrung dazu, doch wir fühlen uns wohl und vertrauen Massacre Records und ihrer langjährigen Professionalität.
Eurer Debüt wurde lange voraus angekündigt, habt ihr euch dem Perfektionismus verschrieben?
Während den Aufnahmen hatten wir immer wieder Hürden zu nehmen, die uns letzten Endes viel Zeit kosteten. Kurz erzählt: Mal musste jemand für längere Zeit ins Spital, mal verliess ein Mitglied die Band, mal verloren wir unseren Proberaum. Mit den Aufnahmen haben wir uns aber natürlich auch Zeit gelassen.
Perfektion ist der springende Punkt im Zielfernrohr. Man verfolgt es, aber trifft es eher selten. Wir haben schon unsere Vorstellung wie ein Song klingen soll. Es ist halt ein Prozess, und die neueren Songs kommen in unseren Augen diesem Ziel immer näher.
Metal hat inzwischen zig Untergenres. Wo seid ihr zuhause?
Masquerade sind im traditionellen Death/ Thrash Metal zu Hause. Wie in den Reviews erwähnt wird, schimmern aber sehr viel Schwedischer Melodic Death Metal und auch ein paar modernere Elemente durch.
Wie weit seid ihr mit der Konzertplanung zum Album?
Einige Konzerte stehen an. Unter anderem unsere CD-Taufe am 2. September im Palazzo Beat Club in Chur, mit Divension und Blow Job und am 18. November in der Met-Bar Lenzburg mit Overoth und Shadows Far. Worauf wir uns sehr freuen, ist das Konzert in der Schüür in Luzern am 25.September, dort spielen wir im Vorprogramm von Unleashed.
Wird es auch Shows im Ausland geben?
Wäre schön, aber bis jetzt ist noch nichts geplant.
Wie war es für euch, in einer grossen Fachzeitschrift wahrgenommen zu werden?
Welche Band träumt nicht davon im Rock Hard, Metal Hammer oder Legacy abgedruckt zu werden. Dank Massacre Records sind wir nun auch bei einigen Musikmagazinen präsent. Es ist aber nicht alles nur Hochglanz. Im Metalmarkt herrschen eher raue Zeiten. Es ist wahrlich ein hart umkämpfter Markt. Es gibt immer mehr Bands mit wirklich begabten Musikern. Die Auswahl und Kritiken sind sicher strenger geworden.
Viele Churer Bands scheitern am ersten Album. Was habt ihr anders gemacht?
Vielleicht liegt es daran, dass wir nie vor hatten ein Album auf den Markt zu bringen. «Soul Deception» entstand aus einer Notlage. Wir mussten uns damals unverhofft von unserem Drummer trennen. Ein Ersatzdrummer war aber weit und breit nicht in Aussicht. Aus dem Grund wollten wir die Songs schnellstmöglich verewigen, damit wir weiter existieren konnten. Wir dachten da an eine einfache Demo-CD. Da Sänger Marcus auch bei Taste of Tears Schlagzeug spielt, war das Ziel klar: ab ins Studio und das Drum einspielen. Niemand hätte sich erträumt, dass es eine «fast» Odyssee mit Happy End werden würde und beinahe zwei Jahre Arbeit war.
Wie eng ist der Kontakt mit den anderen Metalbands in Chur?
Die Stadt Chur ist ein grosses Dorf, hier gibt es einige Metalbands. Die Szene ist leicht überschaubar. Mann kennt sich gut von gemeinsamen Konzerten oder von früher her. Man trifft sich im Ausgang und trinkt eins oder mehrere Biere zusammen. Aber unter dem Strich muss jede Band für sich selber sorgen und ihr eigenes Ding durchziehen.
War softe Musik für euch nie ein Thema? Metal ist zumindest kommerziell eher ein Nischenprodukt.
NIE!!! Wir machen Metalmusik aus Überzeugung. Wir können gar nicht anders. Geld war auch nie ein Thema. Man hat ja schon viel investiert und ständig Ausgaben und schlechte bis keine Gagen. Aber das alles ist für uns kein Grund sich in irgend eine Form zu pressen. Mit harter Musik kommerziell erfolgreich zu sein ist Wunschdenken. Der Sound von Masquerade ist ehrlich und echt und die Fans merken das.
Was erwartet eure Anhängerschaft auf eurem Debüt «Soul Deception»?
Unsere Songs haben Tiefgang und Emotionen. Sie sind abwechslungsreich und überraschend. Es finden sich Melodien, Powerriffs und auch Blastbeats, mal wütend, mal sanft begleitet von Akkustikgitarren. Man findet eine Prise Floridadeath hier und eine Prise Schwedenmetal da. Es kommt Oldschool und Moderne zusammen. Schreiende Leidenschaft, harmonisch und hymnisch verpackt, im Wechsel mit wütenden Growls von bedrohlich bis zerstörerisch.
Einige von euch sind noch bei der Band Taste of Tears. Liegt die Band momentan auf Eis?
Sänger Marcus & Bassist Gion sind bei Taste of Tears, wo momentan gerade Aufnahmen entstehen. Vorerst nur ein Song der als Lebenszeichen verstanden werden kann, denn es war lange ruhig um Taste of Tears nach dem Album «Once Human» aus dem Jahr 2011. Nach dem Ausstieg des Gitarristen im Jahr 2013 hat sich erst nach langer Suche ein passender Ersatz gefunden. Seit diesem Jahr ist die Band wieder vollzählig im Proberaum und arbeitet an neuen Songs.
Wie geht es weiter mit euch?
Masquerade arbeiten an neuen Songs und spielen Konzerte. Shirts werden auch noch gedruckt und wer weiss, vielleicht klappt es auch noch mit einer kleinen Tournee. Im Alter wird es nicht einfacher alles unter einen Hut zu bringen, aber wir arbeiten daran…