Zur Feier ihres 30-Jahr-Jubiläums hat sich die Theatergruppe Jenins einer alten, regionalen Sage angenommen. Diese erzählt von Geschehnissen um das Jahr 1633 herum, die aber gleichzeitig ein Spiegel für heutige, brandaktuelle Ereignisse sind.
Das Stück basiert auf der Sage aus der Region Maienfeld, die sich um das verschwundene Bergdorf Stürfis und den Oswaldstein rankt. Dieser Felsbrocken steht noch heute oberhalb des Wanderwegs, der in Richtung Fläscher Alp und Stürfis führt.
Elli und Oswald sind ein Liebespaar. Sie leben im Walserdorf Stürfis hoch über Maienfeld. Bevor sie von seinen Eltern den Segen für ihre Hochzeit erhalten, müssen sich die zwei jungen Menschen gegen Vorurteile und Standesdünkel durchsetzen.
Um das Aufgebot beim Pfarrer zu bestellen, steigt Oswald ins Tal hinunter. In Maienfeld gerät er in Versuchung, sich für viel Geld als Söldner zum Kriegsdienst anwerben zu lassen. Er zieht aber das Leben mit Elli in Stürfis vor, auch wenn die kargen Böden auf 1600 Metern kaum das Nötigste zum Überleben hergeben. Auf dem Heimweg gerät Oswald in einen Schneesturm. An einem grossen Steinbrocken sucht er Schutz vor Wind und Schnee. Elli, die es vor Sorge nicht mehr zu Hause aushält, macht sich im Sturm auf die Suche nach Oswald. Auch sie sucht Schutz bei besagtem Steinbrocken, allerdings auf der anderen Seite als Oswald. In Liebe vereint, aber durch den Stein getrennt, erfrieren die beiden in der Nacht vor ihrer Hochzeit.
Mit dem Tod des letzten Brautpaars ist auch das Schicksal der Walser-Siedlung Stürfis besiegelt. Die Bergbauern geben den Kampf gegen die Natur auf und verlassen das Bergdorf um 1633. Heute erinnern nur noch der Oswaldstein und die Mauerreste der Kapelle St. Niklaus an die aufgegebene Siedlung.
Eine alte Sage neu erzählt
Das Freilichtstück Elli + Oswald wird vom 4. bis 19. August aufgeführt. Geschrieben wurde es von Alfred Berger. Er stützte sich dabei ab auf ein Gedicht mit 50 Strophen, das ein unbekannter Dichter verfasste, sowie auf die Verse des Maienfelder Lehrers Rudolf Balzer und Texte von Anton Moser. Alfred Berger ist nicht nur Autor sondern auch Regisseur und künstlerischer Leiter der 84. Produktion der Theatergruppe Jenins. Auf die Frage, warum er für das Jubiläumsjahr gerade diese Geschichte erarbeitet hat, antwortet Berger: „Das hat mehrere Gründe. Erstens: Elli + Oswald eine Geschichte von hier. Sie ist Teil unserer Kultur und ein Stück Bündner Historie. Zweitens Elli + Oswald ist ein zeitloses Stück. Die Geschichte spielt zwar etwa um 1633, doch sie ist gerade jetzt topaktuell. Im Stück geht es um die grosse Liebe. Es geht aber auch um die Natur, die der Mensch erfolglos zu beherrschen versucht. Und es geht um Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen und schweren Herzens ihre Heimat verlassen müssen.“
Seit 2011 führt Pia Schoch gemeinsam mit Alfred Berger Regie. Für sie ist die Inszenierung eines Freiluftspiels besonders reizvoll: „Der Platz auf einer Bühne ist begrenzt. Beim Freilichtspiel hingegen können wir die Weite des Raums nutzen. In der Landschaft braucht es kaum Bühnenbilder – die Natur ist die Kulisse. Sie sorgt für tolle, immer wieder einzigartige Stimmungen.“ Die Weite stelle gleichzeitig aber auch eine der grössten Herausforderungen dar. „Die Weite der Naturkulisse muss bespielt und mit Leben gefüllt werden. Dazu braucht es viel mehr Spielende als bei einem Bühnenstück.“ Für „Elli + Oswald“ sind über 40 Darstellerinnen und Darsteller im Einsatz. Die Helferinnen und Helfer hinter den Kulissen und in der Festwirtschaft eingerechnet werden über 80 Personen zum Erfolg der Jeninser Jubiläums-Produktion beitragen.
Bilettpreise: 42 Franken Erwachsene
30 Franken Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Tribüne mit 200 überdachten Sitzplätzen und Festwirtschaft
Tickets und weiter Infos unter: www.tg-jenins.ch oder www.elliundoswald.ch
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Die TGJ ist 1987 von theaterbegeisterten Laienschauspielern als Verein gegründet worden. Zur Zeit ist Hans-Jakob Hunger ihr Präsident. Als Regisseur prägt Gründungsmitglied Alfred Berger das Profil der TGJ. Die Gruppe verfügt über 43 Mitglieder sowie einen Stamm an befreundeten Gastspielern und Helfern, die je nach Produktion sporadisch mitwirken. Seit ihrer Gründung hat die Theatergruppe Jenins 84 eigene Produktionen verwirklicht. Darunter Klassiker wie „Mutter Courage und ihre Kinder“ von Bertold Brecht, „Nun singen Sie wieder“ von Max Frisch oder „Yerma“ von Federico Garcia Lorca. Daneben führt die TGJ auch Märchen, Komödien oder Sketches auf. (z.B. Rumpelstilzchen, die Irre von Chaillot, Dinner for one).