Gelungene WM-Hauptprobe auf der Lenzerheide

Zum dritten Mal begrüssten tausende Fans des UCI Downhill Mountain Bike World Cups die Elite des Downhill-Sports in Lenzerheide. Die Generalprobe für die Weltmeisterschaften, die 2018 in Lenzerheide ausgetragen werden, bot den Fans eine überzeugende Show.

Die Männer boten am Samstaganachmittag in der sengenden Hitze und auf dem staubigen Track ein unglaublich enges Rennen. Die erste schnelle Zeit brachte der US-Amerikaner Luca Shaw ins Ziel. Lange konnte er sich über den Platz im Hot-Seat jedoch nicht freuen, da ihn der Brite Phil Atwill mit lediglich 0,09 Sekunden Vorsprung von Platz eins verdrängte. Atwill hatte gerade Platz genommen, da schoss sein Landsmann Laurie Greenland als nächstes mit einer blitzschnellen Zeit in die Finish-Area. Die Lampen leuchteten grün auf und die Menge jubelte ausgiebig, da der Young-Gun als erster Fahrer jemals auf der STRAIGHTline in dem Lenzerheide Bikepark unter drei Minuten geblieben war (2:59,985 Minuten).

Der wahre Wert des Runs zeigte sich aber im weiteren Verlauf. Die zehn folgenden Fahrer bissen sich an dieser Top-Zeit die Zähne aus und erst Vorjahressieger und amtierender Weltmeister Danny Hart (Bild oben) war in der Lage die Führung mit einem knackigen und riskanten Run zu übernehmen. Der 25-Jährige attackierte hart auf der 2,2 Kilometer langen Strecke und war bereits beim ersten Split in Front. Mit 1,1 Sekunden Vorsprung und einer Zeit von 2:58,985 Minuten komplettierte Hart das Britische Podium. Nun war es an den verbliebenen 5 Fahrern die Party zu crashen. Nachdem zunächst Loris Vergier (FRA) seinen Run gleich in der ersten Kurve der Strecke „in den Staub setzte“, war auch Landsmann Loic Bruni nicht in der Lage die Top 3 zu gefährden. Alle Augen richteten sich nun auf die Top 3 des Gesamtweltcups – Greg Minnar (RSA), Troy Brosnan (AUS, folgendes Bild) and Aaron Gwin (USA).

LR_Troy_Brosnan_2_MTB_Worldcup_Lenzerheide_by_Sven_Martin

Der erste, der sich auf dem Weg machte, war der Südafrikaner und Weltcup-Führende Greg Minnaar. Mit ungeheurem Speed und unglaublicher Lässigkeit machte der 35-Jährige Jagd auf die Bestzeit. Eine etwas andere Linienwahl und sauberes Fahren am Limit in den technischen Passagen ließen seinen Vorsprung auf 1,2 Sekunden im Ziel anwachsen (2:57,042 Minuten). Troy Brosnan setze in seinem Run alles auf eine Karte und es entwickelte sich ein wahrer Krimi. Konnte er sich letzte Woche in Andorra noch knapp vor Minnaar platzieren, sollte es heute in Lenzerheide umgekehrt laufen. Mit lediglich 0,162 Sekunden blieb die Zeit von Minnaar bestehen. Brosnan musste nun hoffen, dass Aaron Gwin ihn nicht noch vom zweiten Rang verdrängt.

Danach sah es aber zunächst aus. Gwin zeigte zum erneuten Mal in diesem Jahr einen Run, bei dem man sich fragt, wo er die Zeit noch rausholt. Alles deutete darauf hin, dass der Kalifornier seinen zweiten Weltcup-Erfolg der Saison einfahren würde. Doch als er nach dem letzten Split scheinbar unschlagbar mit 1,5 Sekunden in Führung lag, machte ihm sein Hinterreifen einen Strich durch die Rechnung. Mit plattem Hinterrad war der Traum vom Sieg im wahrsten Sinne des Wortes geplatzt.

Mit seinem zweite Sieg in Lenzerheide, baut Greg Minnaar seine Führung im Weltcup aus, während Troy Brosnan nun Aaron Gwin von Platz zwei verdrängt hat und nun auf der Zielgeraden der Saison mit noch zwei verbleibenden Rennen der ärgste Verfolger des Südafrikaners ist.

Myriam Nicole holt sich 2. Sieg in Folge – Emilie Siegentahler wird Dritte

Der Gesamtweltcup der Women Elite ist spanender denn je. Mit vier unterschiedlichen Siegerinnen im bisherigen Weltcup-Verlauf trennten weniger als 60 Punkte Tracey Hannah (AUS), Myriam Nicole (FRA) und Tahnée Seagrave (GBR).

Tahnée Seagrave war die erste der Top 5 qualifizierten, die den Kurs unsicher machte. Sie zeigte einen beherzten Run und auch bei ihr sahen die Durchgangszeiten vielversprechend aus. Mit einem Vorsprung von 5 Sekunden ging es in den Schlussabschnitt, wo die 22-Jährige dann aber auf der staubigen Strecke ausrutschte. Da war klar, dass es für sie nicht zum Sieg reichen würde. Dann wurde es laut, als die zahlreichen Schweizer Fans Emilie Siegenthaler (SUI, folgendes Bild) anfeuerten. Siegenthaler sauste förmlich durch den Rock Garden und ließ sich in den technischen Passagen nicht aus der Ruhe bringen. Die Schweizerin brachte die Fans zum Kochen, als sie über die Ziellinie kam und die bis dato schnellste Zeit des Tages verbuchte (3:29,277 Minuten). 

LR_Emilie_Siegenthaler_MTB_Worldcup_Lenzerheide_by_EgelmairPhotography

Zunächst versuchte sich die Weltcup-Führende Tracey Hannah daran, den Schweizer Downhill-Tag zu vermiesen. Die Australierin zeigte jedoch Nerven und einige kleine Fehler bedeuteten zunächst nur Rang zwei. Die Schweizer-Hoffnungen auf einen Sieg Siegenthalers blieben bestehen und bereits jetzt war sicher, dass sich die Fans mit der 30-Jährigen über einen Platz unter den Top 3 freuen konnten. Die Aufmerksamkeit richtete sich nun auf die letzten zwei: Rachel Atherton (GBR), amtierende Weltmeisterin und zweimalige Siegerin in Lenzerheide, und Myriam Nicole (FRA). Beide legten eine ungeheure Pace an den Tag und beide hatten fehlerfreie Runs. Am Ende hatte Nicole mit 0,5 Sekunden Vorsprung die Nase vorne (3:26,890 Minuten), da Atherton in dem zweiten Rennen seit ihren Comeback die Bestzeit nur knapp verfehlte. Mit dem zweiten Weltcup-Sieg in Folge hat Myriam Nicole nun die Führung im Gesamtweltcup übernommen und verdrängt Tracey Hannah nun auf den zweiten Rang.

Mit dem Abschluss des Downhill-Weltcups, ist das Mountainbiking-Wochenende in Lenzerheide aber bei weitem nicht vorbei. Am Sonntag gehen die Cross Country-Athleten an den Start und werden ab 12.00 Uhr tausende Zuschauer wieder in Ekstase versetzen. SRF 2 überträgt die Cross Country Rennen live. Die Downhill-Elite kehrt im nächsten Jahr nach Lenzerheide zurück, wenn vom 4. bis zum 9. September 2018 die UCI Mountainbike Weltmeisterschaft ausgetragen wird.

 

Stimmen

Greg Minnaar (RSA): «Es war ein unglaublich schwieriges Rennen heute. Es gibt so viele große Hits. Einfach heil unten anzukommen, ist schon eine Challenge. Ich habe oben etwas Zeit verloren aber unten dann meinen Rhythmus gefunden. Es war gut, richtig gut. Lenzerheide ist eine super Location für Mountainbiken, die Zuschauer sind unglaublich leidenschaftlich. Es macht viel Spaß, hier Rennen zu fahren.»

Laurie Greenland (GBR): «Heute war es einfach unbeschreiblich. Ich habe schon so lange versucht das Podium zu erreichen und das war auch dieses Wochenende mein ultimatives Ziel. Das heute mit dem vierten Platz zu erreichen ist ein Traum, der wahr wird. Ich liebe es hier zu fahren, habe hier sogar meinen ersten Weltcup-Erfolg bei den Junioren gefeiert. Lenzerheide hat immer einen Platz in meinem Herzen.»

Myriam Nicole (FRA): «Es ist surreal. Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier gewinnen könnte. Ich habe mich darauf konzentriert einen sauberen Run hinzulegen und guten Flow zu finden, da die Strecke enorm schwierig ist. Die ganze Woche hier war super, der See ist einfach magisch und ich war überrascht wie viele Leute da waren. Ich freue mich schon auf die Weltmeisterschaften im nächsten Jahr.»

Emilie Siegenthaler (SUI): «Die Bedingungen waren heute perfekt. Nach dem Regen heute Nacht war es morgens etwas rutschig, aber zum Rennstart war es perfekt. Ich hatte einen Fehler in meinem Run aber ich war noch nie so nah an einem Weltcup-Sieg dran und das Ganze dann noch in der Heimat mit der gesamten Familie an der Strecke, ich bin einfach überglücklich.»

 

 

(Quelle/Bilder: zVg.)