Lustig schaut es aus, wenn man durch die Hallen der einen oder anderen Tourismusmesse streift und an wenigen Ständen Besucher beobachtet, deren halbes Gesicht von einer grossen Brille bedeckt wird und die wie ferngesteuert ihre Köpfe in verschiedenste Richtungen bewegen.
Was in anderen Branchen schon fast zum Standard avanciert, hält im Tourismus zögerlich Einzug. Die Rede ist von „Virtual Reality“ – Datenbrillen, die uns Reiseziele hautnah virtuell im 360 Grad Modus entdecken lassen.
Die rasante technologische Entwicklung bietet ein weiteres Medium und stellt mit ihm auch gleich wieder essenzielle Fragen: Lohnt sich diese Innovation für Hotels, Destinationen etc.? Oder läuft man damit eher Gefahr, Gäste nicht real in die Destination zu locken, weil sich die schönsten Fleckchen auch bequem in höchster Auflösung im eigenen Zuhause entdecken lassen?
Ganz klar eröffnet sich mit dieser Technik eine neue Weise der Inszenierung und der Darbietung von Informationen. Vor allem, weil der Nutzer die Regie führt und mit einer einfachen Bewegung bestimmt, was er wie sehen möchte.
Es ist ein Medium, mit dem sich ganz gekonnt diese Vorfreude inspirieren lässt, die sich so anfühlt wie die ungestüme Neugier, die wir als Kind in der Weihnachtszeit erlebten. Es schafft eine andere Dimension der Vorstellungskraft.
Neue, grosse Chancen also – jedoch nur dann, wenn Wirklichkeit und Virtualität gekonnt kombiniert werden.
Denn die potenziellen Fehler sind vorhersehbar. Sie werden jenen gleichen, die man auf zig Websites, Social Media Accounts, Videos, Prospekten und anderen existierenden Medien immer wieder sieht. Klar kann man mit VR die Destination noch deutlicher und in 360-Grad-Perspektive zeigen. Doch wenn dies das einzige Resultat bei der Nutzung von VR bleibt, sollte man sich die Zeit und die Kosten besser sparen.
Die grosse Kunst liegt in der einzigartigen Inszenierung und in der Regie, die die Phantasie von Menschen ankurbelt, sie mitreisst und diese ganz starke Sehnsucht weckt, dies offline erleben zu wollen.
Virtual Reality muss Bilder und Reisewünsche erzeugen und nicht Bilder zeigen. Das hohe Potential liegt im Verbinden vor Realität und Virtualität.
VR kann und darf eines nicht ersetzen: die Neugier auf Unbekanntes, auf Überraschungen, auf das eigene Entdecken, das Riechen, das Schmecken, das Gefühl, das sich durch den ganzen Körper zieht, sich in die Erinnerungen brennt und die Geschichten, die wir anderen noch nach Jahren voller Begeisterung erzählen.
Der Einsatz von VR hat sein Ziel erreicht, wenn offline zu sein und das Reiseziel reell zu erleben der neue Luxus ist. Wenn VR in Digital Detox endet.
Heute unverblümt und direkt von der Front: Kathrin Spiller, Tourism Manager Landquart Fashion Outlet
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