1. Wer ist Broc Little?
Geburtstag: 24. März 1988 (Phoenix USA)
Position: LW
Grösse/Gewicht: 175 cm/77 kg
Broc Littles Werdegang liest sich nicht wie die typische Karriere eines Nordamerikaners. Der Amerikaner wuchs in Phoenix, Arizona auf. Im Wüstenstaat, wo es auf 830’00 Einwohner insgesamt 8 Eishockeyfelder gibt. Wo Baseball und American Football dominieren. Wo praktisch nur die Boston-Wurzeln des Vaters halfen, dem kleinen Jungen Broc die Liebe zu Eishockey zu injizieren.
1988, in Brocs Geburtsjahr, kam Wayne Gretzky nach Los Angeles und entfachte das Hockey-Feuer im Westen der USA. 1996 zogen die Winnipeg Jets nach Phoenix und brachten die NHL vor Brocs Türe und von da an war klar, was er werden wollte.
Im Alter von 17 Jahren zog der junge Little ans andere Ende der Vereinigten Staaten, nach Massachusetts, wo er an einer privaten High-School seine ersten Hockey-Erfolge feiern konnte. Kurze Zeit später bot ihm die Universität Yale ein Stipendium an, wo er von 2007 bis 2011 spielte (und 2009 und 2011 die ECAC Conference gewann).
2011 folgte der Wechsel nach Europa. Zuerst spielte Little in der zweitklassigen schwedischen Liga Allsvenskan, wo er mit 61 Punkten in 51 Spielen eine Bombensaison für VIK Västeräs HK hinlegte. Prompt kamen die Angebote aus der SHL: Bereits 2012 lief Little für AIK Stockholm auf.
2013/14 kam dann (endlich) der langersehnte Ruf von der NHL. Die Columbus Blue Jackets wurden auf Little’s Errungenschaften in Schweden aufmerksam, und boten ihm einen Trainingsvertrag an. Den Sprung in die NHL gelang ihm aber nicht. Nach einem kurzzeitigen AHL-Engagement kehrte Broc aber noch in derselben Saison wieder nach Schweden zurück.
Von 2014 bis 2017 spielte der Amerikaner in Schweden. Im Norden Europas war Little seit seiner Rückkehr einer der besten Imports der SHL: In den folgenden drei Saison schoss der Linksschütze 68 Tore in 150 Spielen. Das sind ligaweit Bestwerte, die in Europa nicht unbemerkt blieben.
2. Was sagen Hockey Scouts über ihn?
Ein kleiner wendiger Flügel mit gutem Speed und Flinkheit. Little wird seinem Namen gerecht und hat sehr gute Hände, die er für starke Pässe und tödliche Schüsse effizient einsetzt. Little weiss, wo er hin muss, um Tore zu erzielen, obwohl er aufgrund seiner kleinen Statur physische Nachteile hat.
3. Hat er in der NHL Karriere gemacht?
Nicht wirklich. Little wurde nie gedraftet und spielte zuerst in Europa, ehe die Columbus Blue Jackets dem 29-Jährigen eine Chance gaben. Bei den Blue Jackets schaffte er den NHL-Durchbruch aber nicht und kam zu keinen Einsätzen in der besten Liga der Welt. Rückblickend sagt Little:“Klar ist es enttäuschend, nicht gedraftet zu werden. Aber ich war realistisch. In meinem Draft-Jahr wog ich vielleicht 60 kg. Ich wusste, dass meine Chancen minim sind. Auch meine Zeit in der AHL war kurz.“
4. Wer war sonst noch an ihm interessiert?
Little war letzte Saison enorm erfolgreich, kein Wunder waren Teams aus ganz Europa an ihm dran. Linköping wollte ihn behalten, KHL Teams hatten ihn im Auge, und auch der HC Fribourg-Gottéron wollte Broc Little verpflichten. Littles Agent war mit Gottéron in Verhandlungen, die beiden Parteien konnten sich aber nicht einigen, und so kam der HC Davos zum Handkuss.
Broc erklärt im Interview seinen Entscheid: „Die KHL hat zwar etwas mehr Geld geboten, aber das Leben in Schweden oder der Schweiz hat einfach mehr Qualität. Der Lifestyle, die kurzen Reisewege bei Auswärtsspielen und die allgemeine Mentalität machen es einfach, in der SHL oder der NLA zu spielen.“
5. Ist Broc Little auf Social Media aktiv?
Broc ist auf Twitter (2711 Followers) unter @BLittle14 unterwegs und retweetet in unregelmässigen Abständen Golf-Videos oder Yale-Basketball-Highlights. Wo seine Boston Wurzeln am Klarsten durchsickern: Broc ist ein grosser Tom Brady Fan. Seine Hobbies? „Ich mag Golf, ich spiele es vor allem, um abzuschalten.“
6. Was meint Broc Little über europäisches Eishockey?
„In Europa ist das Spiel etwas besser auf meine Statur ausgerichtet. Klar war ich enttäuscht, als ich in Columbus den Sprung in die NHL nicht schaffte. Ich spielte ein paar Partien in der Top-Linie, aber mir wurde schnell klar: Da sind 15, 16 Stürmer, alle grösser und schwerer als ich, und alle haben das gleiche Ziel. Klar, wäre es schön, nochmals eine Chance zu kriegen, aber ich fühle mich mittlerweile wohl in Europa. Das Eishockey hier gefällt mir, es passt zu mir: Das Spiel macht Spass, man hat mehr Platz, man kann kreativ sein und Sachen versuchen. Und die Fans sind extrem leidenschaftlich.“
Hier geht’s zum Podcast mit Habs eyes on the prize:
7. Wie sehen seine Statistiken aus?
Toll. In den letzten vier vollen Saisons in der SHL skorte Little in 205 Spielen 181 Punkte.
8. Gibt es Highlights von Broc Little?
9. Was hat er in seiner Karriere bereits erreicht?
SEASON | AWARDS BY SEASON |
2007-2008 | NCAA (ECAC) All-Academic Team |
2008-2009 | NCAA (ECAC) All-Academic Team |
NCAA (ECAC) Champion | |
NCAA (ECAC) Third All-Star Team | |
2009-2010 | NCAA (East) Second All-American Team |
NCAA (ECAC) First All-Star Team | |
NCAA (New England) D1 All-Stars | |
2011-2012 | Allsvenskan Best Plus/Minus (+27) |
Allsvenskan Most Goals (35) | |
Allsvenskan Most Points (66) | |
2014-2015 | SHL Most Goals (28) |
2016-2017 | SHL Most Points by Foreigner (53) |
10. Was dürfen Davoser Fans von ihm erwarten?
Little ist der Offensiv-Skorer, den der HCD so lange vermisste. In seiner „schlechtesten“ Saison skorte Little immer noch 0.81 Punkte pro Spiel, das ist ein Zeugnis für eine Angriffs-Waffe sondergleichen. Nur Lindgren und Ambühl hatten letzte Saison noch bessere Werte. Und bzgl. Toren kann kein Davoser mithalten: Selbst Marc Wiesers Bombensaison im Vorjahr erblasst bei Littles Produktion: 0.45 Tore pro Spiel, und das über drei Saisons hinweg, machen ihnen zum torgefährlichsten Stürmer in Gelb-Blau. Wenn man noch berücksichtigt, dass die SHL eine klar stärkere Liga als die NLA ist, ist es nicht unrealistisch, mehr als 45 Punkte von Little zu erwarten.
Little ist ein veritabler Skorer wie Davos ihn schon lange nicht mehr hatte. Gepaart mit dem Fakt, dass der Amerikaner erstaunlich belastbar ist und in den letzten vier Saisons nur gerade 15 Spiele verpasste, dürfen sich die HCD-Fans auf ein Spektaktel freuen. Im besten Fall knackt Little die 50 Punkte Grenze. Die Jagd auf die interne Topskorer-Krone ist in jedem Fall eröffnet.
Unser Tipp: 48 Spiele, 48 Punkte (25 Tore, 23 Assists)
–
Bild: Timo Savela, Stats: Eliteprospects