Der Kanton Graubünden ist gesegnet mit vielen Openairs. Doch wie organisiert man eigentlich ein Openair? Vielfach wird unterschätzt, was alles hinter den Freiluftkonzerten steckt. Wir haben mit allen Bündner Musikfestivals gesprochen und einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewagt. Herzlich willkommen zum Backstage Festivalsommer.
Name des Openairs: Openair Safiental
Datum: 14.-16. Juli 2017
Ausgabe Nr.: 17
Gründungsjahr: 2001
Anzahl Bands 2017: 8
Programm 2017:
Samstag: Vibes Builder, Ruta Contrabando, Greenfield Story, Marked with Lipstick, Skafari, Carpet Town
Sonntag: Baum, The Weight
Webseite: www.openair-safiental.ch
Fassungsvermögen Publikum: Max. 1000 Personen
Organisationskomitee inklusive Funktionen: Stefanie Buchli: Präsidentin, Mathias Gartmann: Vizepräsi und Marketing, Marina Gartmann: Kassierin, Marc Boner: Verpflegung, Manuel Baur: Infrastruktur, Simone Joos: Musik, Urs Buchli: Sicherheit
Interviewpartner inklusive Funktion: Stefanie Buchli, Präsidentin
Wie entstand die Idee zu eurem Festival?
Es gab vor langer Zeit ein Fest, welches sich langsam zu einem Openair entwickelte. Im 2001 wurde daher der Verein gegründet mit dem Ziel, das Fest langfristig beizubehalten.
Welches war euer bisher bestes Jahr?
2010
Was sind die Highlights in diesem Jahr?
Wir haben wieder die Kompotois, welche natürlich abbaubar sind und daher perfekt zu unserem Nachhaltigkeits-Konzept passen. Denn wir organisieren ein Fest in der Natur und möchten daher auch auf sie Acht geben. Das Openair Safiental startet diese Jahr übrigens zum ersten Mal schon am Freitagabend, jedoch ohne Bands, dafür mit Bar.
Die Bands dieses Jahr sind sehr vielversprechend und das Programm wird vielseitig. So konnten wir, neben Bündner Bands, auch Musiker aus dem Vorarlberg, sowie aus verschiedenen Schweizer Kantonen engagieren.
Wie viele Helfer sind vor Ort, wenn euer Festival steigt?
70
Gab es irgendwann auch mal ein Jahr, als die Durchführung auf der Kippe stand?
Ja, ich erinnere mich: Das Wetter war turbulent, es gab recht viel Schnee, und die Gefahr von umfallenden Bäumen sowie Hochwasser war recht gross. Zum Glück ist da aber noch alles gut gegangen. Für uns ist es am Schlimmsten, wenn es zu stark regnet, da unser Festgelände im Talkessel neben dem Fluss Rabiusa liegt. Hochwasser und Erdrutsche könnten uns zwingen, das Openair Safiental abzusagen.
Wie viele Stunden sind die OK-Mitglieder mit der Organisation beschäftigt?
Unterschiedlich, im Durchschnitt etwa 70 Stunden pro Jahr.
Welche schweren Fehler kann man als Openair in Graubünden begehen?
Keine Rücksicht auf die Termine anderer Openairs und Veranstaltungen nehmen. Auch die Naturnähe sollte im Bündnerland beibehalten werden. Denn schliesslich haben wir ja eine besonders schöne Natur hier…
Wie steht es um euer Sicherheitskonzept, nach den Terrorangriffen auf Konzerte?
Wir entwickeln deswegen kein neues Konzept. Wir sind ein eher kleines, familiäres Openair und wollen das auch bleiben. Wir hatten ausserdem noch nie irgendwelche Gewaltdelikte am Openair Safiental, weshalb wir auch in Zukunft keine Absperrungen anbringen und vermehrte Einsätze von Sicherheitsdiensten haben möchten. Die Sicherheit der Gäste wird daher auch dieses Jahr wieder durch eigene Leute, sowie durch eine Sicherheitsfirma gewährleistet.
Habt ihr beim OK hauptsächlich die gleichen Personen involviert oder wechselt das häufiger?
Wir haben grundsätzlich ein sehr beständiges OK. Die einzelnen Vorstandsmitglieder dürfen aber selber entscheiden, wie lange sie dabei sein wollen. In der Regel sind die Mitglieder des OK aber mehr als drei Jahre im Vorstand aktiv.
Niemand redet gerne über Geld, aber wer war der bisher teuerste Act an eurem Festival?
Glen of Guinness sowie My name is George waren zwei der bestbezahlten Bands am OAS.
Was macht euer Openair aus?
Nachhaltigkeit ist für uns sehr wichtig. So haben wir Natur, Wald, Fluss, Holzbauten, keine Absperrungen, tolle, aber eher unbekannte Bands.
Wir nehmen Rücksicht auf einheimisches Gewerbe: So wird unser Fleisch beim Metzger Stefan Buchli in Safien-Platz bestellt, im Dorfladen bestellen wir alles was benötigt wird, die Spezialität Pazzöggel stellen wir jeweils selber her und so weiter. Die Mitglieder des Vereins stammen meistens aus der Gemeinde Safiental, daher ist das Openair auch ein jährlicher Jugendtreff im Tal.
Warum gehen die Leute jährlich zu euch und nicht an andere ausserkantonale Openairs?
Das Kleine, Feine und Unbekannte ist vielen wichtig. Die Menschenmenge ist sehr überschaubar, man findet eigentlich immer einen tollen Zeltplatz. Auch mit dem Camper dürfen die Menschen anreisen, was für viele ausschlaggebend ist. Manche kommen auch, weil sie schon am Mittwoch ihre Zelte aufschlagen können und dem bunten Treiben der HelferInnen beim Aufstellen zuschauen möchten. Im Grossen und Ganzen ist aber das Gesamtpaket für viele ein Grund jedes Jahr wieder zu kommen. So haben wir schon viele Stammgäste von nahe und fern.
Welche Kosten werden zumeist unterschätzt von Organisatoren?
Sicherheits- und Infrastrukturkosten können schon ins Gewicht fallen. Auch Verbrauchsmaterialien wie Blachen für die Bar oder die Bühne in unserem Fall sind grosse Kostenpunkte. Gute Ton- und Lichttechniker mit ihrem Material sind ebenfalls teuer und dennoch sehr wichtig. Und was für uns ein grosser Punkt ist, ist die Strom und Wasserversorgung auf dem Gelände. Wenn diese ausfällt, haben wir Probleme.
Wie rege ist der Kontakt unter den verschiedenen Openairs?
Ich empfinde den Kontakt grundsätzlich als nicht so intensiv. In letzer Zeit versuchen die OK’s aber, untereinander mehr zu kommunizieren im dem sie VIP-Aperos anbieten und andere Vereine dazu einladen.
Ist es ratsam in Graubünden ein weiteres Openair auf die Beine zu stellen oder sollte man besser die Finger davon lassen?
Nun, von Mitte Juni bis Ende August findet fast jedes Wochenende irgendwo ein Fest statt. Da finde ich persönlich es nicht sehr klug, ein weiteres Festival auf die Beine zu stellen. Im Spätherbst oder Mai/Juni könnte ich es aber sehr gut nachvollziehen, wenn ein Festival geplant wird. Ein bisschen Konkurrenz ist gut für alle Veranstaltungen, aber man sollte es schon sehr gut planen und auch auf Nachhaltigkeit Acht geben.
Wie geht es weiter mit eurem Openair?
Ich denke, wir machen weiter wie bisher, bleiben klein und fein und ermöglichen dem Safiental dadurch ein jährliches Highlight.