Der Kanton Graubünden und die nahe Umgebung sind gesegnet mit vielen Openairs. Doch wie organisiert man eigentlich ein Openair? Vielfach wird unterschätzt, was alles hinter den Freiluftkonzerten steckt. Wir haben mit allen Bündner Musikfestivals und den naheliegenden Openairs gesprochen und einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewagt. Herzlich willkommen zu Backstage Festivalsommer.
Datum: 22. + 23. Juni 2017
Ausgabe Nr.: 39.
Gründungsjahr: 1978
Anzahl Bands 2017: 13
Programm 2017: Züri West, Itchy, Pegasus, The Locos, Damian Lynn, Troubas Kater, From Kid, Afternoon Daydreams, Me & Marie, Manillio, The Sublinguals, Pedestrians, Talentschule Bad Ragaz, Wave Cut, Delined, The Rule, Safran, Catalyst.
Webseite: www.quellrock.ch
Fassungsvermögen Publikum: ca. 4‘000 Personen
Andy Hartmann – OK Präsident
Thomas Kilchmann – Infrastruktur
Nevada Hermatschweiler – Food/Beverages
Roger Maissen – Sicherheit
Steffi Widrig – Bühne
Susan Rupp – Aktuarin/Helferbetreuung
Jürg Vinzens – Finanzen
Interviewpartner inklusive Funktion:
Andy Hartmann, OK PräsidentWie entstand die Idee zu eurem Festival?Die Idee entstand lange vor unserer Zeit. Die erste Austragung war noch beim Pfadiheim am Dorfrand und erst seit 1979 findet das Festival in der speziellen Kulisse der Burgruine statt. Was vorerst ein einfaches „Musizieren für Freunde“ war, entwickelt sich mit den Jahren zu einem echten Festival, welches mittlerweile einen festen Bestanteil der Schweizer Festivalszene ist.Welches war euer bisher bestes Jahr?
Das lässt sich so nicht sagen. Jedoch waren die letzten vier Jahre operativ sehr erfolgreich und halfen, die finanzielle Grundlage vom Festival zu sichern.
Was sind die Highlights in diesem Jahr?
Züri West, Pegasus, The Locos, Itchy.
Wie viele Helfer sind vor Ort, wenn euer Festival steigt?
Rund 200 Personen sind vor, während und nach dem Festival im Einsatz.
Gab es irgendwann auch mal ein Jahr, als die Durchführung auf der Kippe stand?
Vor circa 15 Jahren war die finanzielle Lage schwierig und es fehlte an Sponsoren. Wir haben mit einer neuen Crew den Turnaround aber schnell und erfolgreich geschafft.
Wie viele Stunden sind die OK-Mitglieder mit der Organisation beschäftigt?
Wir haben das nie erhoben. Das OK arbeitet aber rund zehn Monate für das Festival. Die Intensität steigt, je näher das Festival datumsmässig heranrückt.
Welche schweren Fehler kann man als Openair in Graubünden begehen?
Wer mit Herzblut, Leidenschaft und professionellen Strukturen ans Werk geht, macht nicht viel falsch. Wichtig ist, vorab alle Bewilligungen abzuklären und sich über die Auflagen ein klares Bild zu verschaffen. Das gilt wohl für Graubünden wie auch St. Gallen gleichermassen.
Wie steht es um euer Sicherheitskonzept, nach den Terrorangriffen auf Konzerte?
Das Quellrock Open Air hat bereits im vergangen August mit der Überarbeitung des ganzen Sicherheitskonzeptes begonnen. Das ist ein laufender Prozess, welcher stetig überprüft und wo notwendig angepasst wird. Wir sind im laufenden Kontakt mit den örtlichen Blaulichtorganisationen und passen unser Konzept wo notwendig und sinnvoll an.
Habt ihr beim OK hauptsächlich die gleichen Personen involviert oder wechselt das häufiger?
Das Kern-OK sowie die Ressortleiter sind seit über 15 Jahren fast unverändert. Auch bei den Helfern verzeichnen wir nur eine geringe Fluktuation. Rund 2/3 sind mehrjährige Helferinnen und Helfern.
Niemand redet gerne über Geld, aber wer war der bisher teuerste Act an eurem Festival?
Wir kommunizieren keine Einzelgagen der Interpreten. Unser Bandbudget bewegt sich aber im sechstelligen Bereich.
Was macht euer Openair aus?
Die spezielle Kulisse der Burgruine und das langjährige Bestehen sind zwei unserer USP. Zudem schaffen wir es dank guten Kooperation, auch als kleines Festival immer wieder grosse nationale, wie auch internationale Namen nach Bad Ragaz zu holen.
Warum gehen die Leute jährlich zu euch und nicht an andere ausserkantonale Openairs?
Traditionen verpflichten. Offenbar machen wir unseren Job nicht so verkehrt und die Gäste kommen gerne wieder nach Bad Ragaz. Die Sicherheit und Zufriedenheit der Festivalbesucher liegt bei uns an erster Stelle.
Welche Kosten werden zumeist unterschätzt von Organisatoren?
Bewilligungsgebühren, sowie die Bandgagen.
Wie rege ist der Kontakt unter den verschiedenen Openairs?
Sehr intensiv. Wir besuchen uns gegenseitig und treffen uns immer wieder an verschiedenen Veranstaltungen. Der Austausch unter den kleineren Festivals ist dabei sicher intensiver als mit den wenigen, ganz grossen Anlässen.
Ist es ratsam in Graubünden ein weiteres Openair auf die Beine zu stellen oder sollte man besser die Finger davon lassen?
Sowohl für die Südostschweiz, wie auch generell für die Schweiz wird es wohl schwierig, als neuer Veranstalter Fuss zu fassen. Unser Land ist bereits heute mit Festivals übersättigt und viele unterschätzen die Kosten und den Aufwand für einen solchen Anlass.
Wie geht es weiter mit eurem Openair?
Wie bis anhin. Wir planen bereits unser grossen Jubiläum 2018 und haben das Festival auch für die kommenden Jahren mit langjährigen Sponsoringverträgen finanziell absichern können.