Der Aufschrei war gross: das Magazin Bref hatte auf der Front eine Muslimin mit Kopftuch. Bei vielen Kommentaren ging es aber nicht um den Inhalt des Essays der Schriftstellerin Kübra Gümüsay, sondern nur um ihr Aussehen: «Eine reformierte Zeitung darf ein solches Titelbild nicht bringen. Die Frau wird durch die Kopftuch-Ideologie unterdrückt. Propaganda für den Islam!» Im gleichen Zeitraum ist das Tagesanzeiger-Magazin zum Thema Finnland erschienen. Die Front: eine Finnin mit der finnischen Fahne als Kopftuch und Gewand. Rektionen im Netz: «Tolles Bild. Schöne Frau. Ich liebe Skandinavien!»
Vielleicht fragen Sie sich, was dies mit Tourismus und Graubünden zu tun hat? Eine ganze Menge! In Davos treffe ich immer wieder verschiedene Anhängerinnen und Anhänger verschiedenster Glaubens- oder Neigungsgruppen. Und alle haben sie ihre Kopftücher und Rituale. Ich finde es immer noch befremdlich, wenn ich ganze Gruppen orthodoxer Jüdinnen und Juden in Davos sehe. Doch wie befremdlich und gewöhnungsbedürftig sind für andere vielleicht ganze Gruppen von Nordic Walkerinnen und Walkern? Andere Menschen können vielleicht nicht verstehen, dass hunderte mit Badekappe auf dem Kopf in den Davosersee springen, um einen Triathlon zu erleben. Wie befremdlich kann es vielleicht sein, wenn wir gar nichts auf dem Kopf tragen? Nicht einmal die Haare. Vielleicht benutzen wir dann ein Kopftuch, um den Haarausfall und das Bild einer Chemotherapie psychisch zu ertragen.
Bei aller Diskussionen in Davos, Graubünden oder in der Schweiz: Lieber ein Kopftuch auf dem Kopf, als ein Brett vor dem Kopf.
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(Bild: zVg.)