Schlossoper Haldenstein: Kampf der Kulturen

Ein Sommer ohne Schlossoper in Haldenstein ist fast kein Sommer – und darum dürfen sich Opernfans diesen Sommer wieder freuen. Aufgeführt wird «Die Entführung aus dem Serail» von Wolfgang Amadeus Mozart.

Das Singspiel «Die Entführung aus dem Serail» ist kein einfaches Stück – darin sind sich der musikalische Leiter Philippe Bach und der Regisseur Anthony Pilavachi einig. 62 Sängerinnen und Sänger aus 25 Ländern traten deshalb vor zwei Wochen an, um ihnen ein Lied zu singen. Teilweise aus dem Stück von Mozart, teilweise aus anderen Opern.

Zehn Sänger und zwei Schauspieler aus zehn Ländern haben das Casting schlussendlich gewonnen und dürfen vom 4. August an während acht Vorstellungen im Hof des Schlosses Haldenstein spielen. «Diesen Sommer muss man nicht nach Salzburg, wenn man ein gutes Mozart-Stück sehen will», sagte Anthony Pilavachi. Unterstützt werden die Sänger von der Kammerphilharmonie Graubünden.

Der Inhalt des Stücks ist von aktueller Brisanz. «Es geht um die Beziehung zwischen Christen und Moslems und das Schöne bei Mozart ist, dass er es in eine Liebesgeschichte verpackt», sagte der Regisseur. Durch Erdogan und seinen Machenschaften sei es aktueller denn je – dazu hatte er nicht mal eine Stelle umschreiben müssen, um ein gesellschaftskritisches Stück daraus zu machen. «Es ist auch so ein abstrahierter Orient im Kriegszustand.»

Dennoch hat er sich eine künstlerische Freiheit erlaubt: Die Geschichte der Entführung aus dem Serail wird in einer Art Rückblende von Konstanzes Alter Ego in alt erzählt. Diese Rolle wird wahrscheinlich von Ursina Hartmann gespielt. «Sie ist begeistert von der Idee, aber hat noch nicht definitiv zugesagt.» Gespielt wird übrigens diesmal nicht auf einer Bühne in der Mitte des Hofes, sondern in einem hinteren Teil. «Ich will die Fenster und Türen ins Stück einbinden», sagte Anthony Pilawachi, der von der so gesehen bereits bestehenden Kulisse sehr begeistert ist.

Die Sängerinnen und Sänger beginnen Ende Juni mit den Proben – für sie sucht das OK noch Unterkünfte in Familien. «Dieses Konzept hat sich bewährt», sagte Philharmonie-Präsidentin Jacqueline Giger Cahannes. «Es ist für beide Seiten eine Win-Win-Situation.» Wer also von Juni bis August noch Schlafplätze frei hat, kann sich beim OK melden. Das Bühnenbild wird Ende Mai vorgestellt.

 

(Bild: GRHeute)