Ein Dauerbrenner bekommt neuen Schwung: Die Petition «Kulturkanton Graubünden» fordert eine substanzielle Erhöhung des Kulturförderungsbudgets. Gestern Abend trat die Bündner Kulturlobby von Rap bis Alphorn vereint für ihre Forderungen ein. Am Fest der Kultur im Saal des Grossen Rats zeigte sie eindrücklich die Vielfalt des kulturellen Schaffens im Kanton auf.
Die potenziellen positiven Auswirkungen einer Kultur-Offensive in Graubünden wecken reizvolle Gedankenspiele. Bezüglich Nachhaltigkeit ist sie leider aber auch nicht sicher. Was ist der reale «Gegenwert» für die Gesellschaft, wenn künftig mehr Steuerfranken in die Kulturszene fliessen? Profitieren alle davon – oder nur einige wenige «Auserwählte»? In diesem Sinne sind es dieselben Fragen wie bei Olympia 2026. Alles tönt gut und sinnvoll – wie es rauskommen würde, steht zum jetzigen Zeitpunkt aber in den Sternen.
Trotzdem: Graubünden muss sich fragen, ob starke innerkantonale Bewegungen nicht grundsätzlich wohlwollender beurteilt werden müssten. Machergeist ist vielfältig – und in einer Randregion wie Graubünden genauso wichtig wie die politische Lobbyarbeit in Bern.
Und so ist die Frage, ob es für Graubünden Alternativen zu Olympia gibt, vielleicht gar nicht die richtige. Vielleicht müssten wir grundsätzlich versuchen, mehr möglich zu machen, neuen Ideen offener und positiver zu begegnen. Ob die Spiele, die dazugehörende Digitalisierungsoffensive oder die Stärkung des kantonalen Kulturschaffens: Graubünden müsste alle diese Projekte vorantreiben und nüchtern auf ihre Wirkung in den nächsten Jahrzehnten prüfen. Das würde auf jeden Fall mehr Perspektiven schaffen als in Lethargie auf den nächsten Paukenschlag zu warten.
PS: Es gab gestern übrigens Gerüchte, dass das Fest der Kultur bereits ein erster Test für die Eröffnungsfeier der Spiele 2026 gewesen sein soll…
(Bild: Archiv GRHeute)