Bluemoon’s Blog: 2016 – Das Jahr, in dem Träume fliegen lernten.

Heute vor einem Jahr erschien mein erster Artikel auf GRHeute. Seit dem ist einiges gegangen: Die Leserzahlen sind in die Höhe geschossen, GRHeute ist eine passable Alternative im Medienzirkus Schweiz geworden und ich konnte mir als Journalist einen Namen schaffen. Doch schauen wir nochmals ein wenig weiter zurück.

Der unbewusste Beginn

Die Muse Journalismus küsste mich früh. Alles begann irgendwie schon in der Primarschule. Dort war ich nicht gerade der Lieblingsschüler der Lehrpersonen. Aus diesem Grund schrieb ich Strafen am Laufband. Dies war jedoch nicht wahnsinnig tragisch, denn dadurch wurde meine Rechtschreibung exzellent.

Irgendwann in der Sekundarschule packte mich das Musikvirus und ich suchte mir meine erste Band. Um auf Nummer sicher zu gehen, schrieb ich jeweils Songtexte im Akkord. Ich war ja nur ein Schlagzeuger aus dem Prättigau. Ich konnte weder Gitarre noch Klavier spielen, geschweige denn richtige Musik komponieren. Also dichtete ich wie ein Wahnsinniger und verfeinerte so meine lyrischen Fähigkeiten. Als ich dann wirklich mal eine Band hatte, lagen schon Bücher voll Texten hinter mir. Schon immer war ich ein extremer Texte-Hörer. Die Musik kann vielfach nicht einmal meinen Geschmack treffen, wenn die Botschaft des Liedes via Text bei mir ankommt. Auch heute achte ich auf lyrische Finessen, die meine Texte zu einer Entdeckungsreise voller Poesie und versteckter Botschaften macht. Lange hatte ich Mühe Texte auf das Wesentliche herunter zu brechen. Heute bin ich dort ein grosses Stück geübter. Zu Beginn meiner Solokarriere trieb mir diese lyrische Flut automatisch in den Rapbereich. Doch das ist eine andere Geschichte.

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Die Jugendzeitung High5

Musik und Journalismus haben mich schon immer fasziniert. Ich hatte unzählige Magazine abonniert und las schon immer wie ein Besessener. Ursprünglich hegte ich auch oft den Traum als Schriftsteller zu leben. Dies ist ein Punkt, der aktuell noch auf meiner To-Do-Liste klebt.

Glücklicherweise ergab sich dann in meiner Jugendzeit urplötzlich eine Gelegenheit mit meinen Texten etwas zu bewegen. Die Rede ist von der Jugendzeitung High5, welche einmal wöchentlich der Zeitung Südostschweiz beigelegt war. Dort suchten sie nach journalistischen Nachwuchstalenten. Ich meldete mich und wusste damals noch nicht, welche Leidenschaft und Neugier in mir urplötzlich zum Leben erwachen würde.

Mein erster Mentor hiess Dominic Duss und war Redaktionsleiter beim Kultblatt. Also war ich nun regelmässig im damals für mich noch weit entfernten Chur und nahm an den lustigen Redaktionssitzungen teil. Anfangs schrieb ich allgemeine Sachen und zeigte sie dann voller Stolz meinen Eltern. Noch heute erinnere ich mich an die Geschichte über Schlafwandler mit dem Snoopybild im Hintergrund. Dies hinterliess bei mir massive Spuren. Da hatte mir jemand die grosse Chance geboten mit meinen Texten die Leserschaft zu unterhalten und ich feierte Anfangs jeden veröffentlichten Text wie einen Triumph. Dann kam die Zeit in der mein Musikinteresse unaufhaltsam anwuchs und ich immer mehr über Musik schrieb. Dominic Duss kam mit der Idee ein eigenes Gefäss namens «Ohren Spitzen» zu schaffen. In diesem Gefäss konnte ich regelmässig musikalische Shorties einfliessen lassen. Diese Regelmässigkeit und das mir entgegen gebrachte Vertrauen beflügelte mich an der Musikszene dran zu bleiben und weiter Interesse für Kultur zu entwickeln. Leider wurde das High5-Magazin bald eingestampft, weil es sich finanziell nicht rentierte.

Von einer auf die andere Woche war ich wieder ein journalistischer Niemand und es blieben nur die unvergesslichen, inzwischen ein wenig verstaubten Erinnerungen an High5 in meinem Kopf. Doch ich hatte in dieser Zeit nicht nur unglaublich viel gelernt, sondern auch regelrecht Blut geleckt. Journalismus war genau mein Ding und doch glaubte ich lange Zeit nicht daran, irgendwann meinen Lebensunterhalt mit etwas finanzieren zu können, dass so unglaublich viel Spass machte und mir leicht von der Hand ging.

Lehre im Verkauf – Journalismus als Hobby

Also traf ich nach der Fachmittelschule und einer abgebrochenen Lehre bei der Swisscom die wahnsinnig sinnfreie Entscheidung eine Lehre im Verkauf zu beginnen. Klar, meine Eltern waren happy, brachte ich endlich mal etwas auf die Reihe.

In der Zwischenzeit hatte ich für diverse Bands und Künstler Pressetexte geschrieben und freute mich immer noch wie ein kleiner Junge, wenn die Zeitung meine Schreibereien abdruckte. Wenn ich heute sehe, wie viele seitige Berichte ich in verschiedensten Zeitungen hatte, erfüllt es mich immer noch mit viel Stolz, denn dies zeigte mir immer, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Kurz vor der Verkaufslehre stieg ich beim Kult Chur Magazin hobbymässig ein, für das ich für zwei Ausgaben gratis eine komplette Musikseite und den zweiseitigen Veranstaltungskalender produzierte. Das war eine gute Erfahrung und brachte vor allem den Freund und neuen Mentor Linus Fetz mit sich.

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Das Rheinfluss Magazin

Linus Fetz gründete dann kurzerhand das Rheinfluss Magazin, bei dem ich von Anfang an mit von der Partie war. Nun konnte ich vier Mal pro Jahr eine Doppelseite an Musikkritiken produzieren und ich war glücklich damit. Denn anders als beim Kult Chur erhielt ich viele interessante Tipps von Linus und auch einen finanziellen Beitrag an meine Arbeit. Das Rheinfluss Magazin war für mich wie eine Maschine, die meinen Traum vom Journalismus am Leben hielt. Sonst ergab sich keine Alternative. Doch auch dort kam es zu einem Ende. Linus Fetz machte sich zu einer Weltreise auf und gibt inzwischen Gitarrenkurse. Das Rheinfluss Magazin wurde nach fünf erfolgreichen Jahren und 20 Ausgaben auf Eis gelegt, was ich bis heute sehr schade finde.

Diese Lehre im Verkauf zog ich dann ohne Herzblut und mit sehr wenig Motivation durch. Immerhin lernte ich in der Lehre viele interessante musikalische Persönlichkeiten kennen und doch fehlte immer etwas. Ich wechselte nach dem Ende vom Rheinfluss Magazin in den Lebensmittelsektor, was noch eine viel grössere Fehlentscheidung als meine Lehre war. Das Loch in meiner Seele konnte auch dieser Beruf nicht ausfüllen. Es kam zum grossen Knall in diesem Geschäft und ich stand von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts. Ich musste handeln und endlich etwas bewegen, sonst würde ich noch in 30 Jahren im Verkauf arbeiten. Dann hörte meine Frau auf FM1 eine Werbung, die mein Leben nachhaltig verändern würde. Das wusste ich damals aber noch nicht.

Neue Weichen im Winter 2015
Im Winter 2015 wollte ich es also wissen. Alles auf Anfang, Herzblut bei der Sache und endlich einige Träume realisieren, anstatt im Verkauf weiter herum zu jammern und nichts zu unternehmen. Ich stellte mich beim Open Air Malans vor und wurde zuständig für die Bands und die Medienarbeit. Wie ich heute weiss, hat das Open Air 2016 alle bisherigen internen Rekorde gebrochen. Doch auch dies ist eine andere Geschichte.
Dies ist nur eins von drei Beispielen, die ich im Winter 15 in Angriff nahm und die im positiven Sinn 2016 auf mich zurück fielen.

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GRHeute – eine Liebesgeschichte

Die zweite grosse Entscheidung passierte kurz darauf. Es war im Dezember 2015 als meine Dürre im journalistischen Bereich ein Ende zu nehmen schien. Im Internet hatte ich die neue Webseite GRHeute entdeckt und so schrieb ich kurzerhand Mathias Brändli, welcher sich wenige Tage darauf mit mir im Golden Café Landquart traf. Ich erwartete ein strenges Vorstellungsgespräch und fand einen Freund fürs Leben. Mein neuer Mentor war beeindruckt von meiner Euphorie und der nie versiegenden Energie, die ich an den Tag legte. Ja, die Musikszene war mir schon immer wichtig und ich fand, meine Inputs könnten GRHeute nach vorne bringen. Ich begann mit dem Open Air Malans Programm. Als zweiten Artikel veröffentlichte ich einen Rückblick auf das vergangene Jahr, bei dem ich mehr lernte als je zuvor. Es gab heftige Kritik von dem Musiker und Journalisten Carlo Lardi. Ab diesem Moment habe ich niemals mehr meine eigene Musik in den Artikel promotet. Auf einmal wurde ich von mehr Leuten gelesen als je zuvor, was eine neue Verantwortung und Herausforderung mit sich brachte. Die erste Lektion war heftig, doch sie hat mich zu einem besseren Journalisten gemacht.

Ab jetzt recherchierte ich intensiver, produzierte wie ein Wahnsinniger und gab mich nicht mehr bloss mit irgendwelchen Pressemitteilungen zufrieden. Nein, ich wollte selber die exklusiven Geschichten schreiben und es allen beweisen. Aus Dankbarkeit für das mir entgegen gebrachte Vertrauen von Mathias Brändli schrieb ich mir die Fingerkuppen wund und veröffentlichte auch mal 12-seitige Artikel. Ich erfand neue Gefässe wie die Bündner Perlen, Kreuz und Qultur, Musik jenseits der Berge oder auch meinen Blog.
Meiner Kreativität wurden keine Grenzen gesetzt und ich konnte mich voller Herzblut vollends verwirklichen. Diese Rarität in der Medienwelt macht GRHeute für mich zu einer Wohlfülloase und das Team zu einem Kreis aus wundervollen Menschen, die ich nicht missen möchte. Innerhalb von meinem ersten Jahr habe ich 212 Artikel veröffentlicht, was mich wahnsinnig ausgeglichen und glücklich macht. Das heisst Handgelenk mal Pii, dass ich an mehr als 81,5% der Tage mindestens einen Artikel veröffentlicht habe. Diese sind kein Zeugnis von Hochmut oder Narzissmus, sondern einfach ein Liebesbeweis an GRHeute, den Journalismus und die wundervolle Musikszene Graubünden.

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Der Beginn der Radioaktivität bei toxic.fm

Als ich die Sicherheit, dass mein journalistischer Traum weitergeht, durch GRHeute hatte, wollte ich endlich ein handfestes Diplom. Also schrieb ich mich bei der RSS Medienschule ein und lernte das Radiohandwerk bei toxic.fm. Radio machte mir von Anfang her sehr viel Spass und durch die tollen Coachings von Mediengrössen und meinen Redaktionsleitern wurde ich immer besser, auch als sprechender Journalist. Ich habe diesen Traum vom 360-Grad-Journalisten, der im Radio, gleich wie beim Schreiben und als Videojournalist eingesetzt werden kann. Also entschied ich mich gleich am Anfang für ein zweijähriges berufsbegleitendes Multimedia-Studium. Zu Anfang hatte ich neben der Tätigkeit bei GRHeute nur den Sonntagsaushilfsjob in der Volg-Rüsterei Landquart. Dann ging ich zurück zu den Wurzeln und unterschrieb für die kurze Zwischenzeit von einem Jahr bei meinem Lehrbetrieb. So arbeitete ich acht Monate lang 140 %, um meine Ziele zu erreichen. Ganz nebenbei spielte ich noch zehn Konzerte und organisierte das Open Air Malans mit. Ja, es wurde mir dann zum Teil schon ein wenig zu viel.

Das Problem erledigte sich dann fast wie von selbst, da ich plötzlich in meinem Hauptjob die Kündigung bekam. Ab jetzt war ich frei und machte mich auf, nun komplett im Journalismus Fuss zu fassen.
Bei toxic.fm zu starten, war mein dritter genialer Entscheid neben dem Open Air Malans und GRHeute. Da lege ich auch jetzt noch meine Hand ins Feuer. Die RSS Medienschule ist eine Talentschmiede und Rohdiamantenschleife sondergleichen. Danke!

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Neues Jahr, neue Ziele

Nach einer kurzen Durststrecke unterschrieb ich bei Radio L, wo ich nun im Januar beginne. Obwohl ich das Radiodiplom erst im März erhalte, darf ich nun schon leicht verfrüht für Radio L Vollgas geben, was mich unfassbar glücklich macht. Nun schaue ich zurück auf die vielen harten Lehrjahre, speziell auch auf das intensive 2016 und bin glücklich, dass ich doch noch die Kurve gekriegt habe und mich meine Familie, meine Frau und meine Freunde in meiner Entscheidung immer so genial unterstützt haben.
Vielleicht schreibe ich ja nächstes Jahr doch noch das Buch über die Bündner Musikszene, schliesslich hat mein Label Bluemoon Musix Productions 2017 das grosse 10-jährige Jubiläum. Irgendwo findet sich sicherlich ein kleines bisschen Zeit, die noch ungenutzt rumliegt.

Schlussfazit:
In diesem Jahr habe ich viele wichtige Sachen gelernt.
Wenn man mit Herzblut für seinen Traum einsteht und hart arbeitet, kann man mehr erreichen, als man sich erträumt hätte. Das Karma war in diesem Jahr grosszügig zu mir, da ich niemanden verurteilt habe und sinnlosen Streit konsequent gemieden habe. Das Leben ist ein grosser Kreislauf, bei dem jeder positive Gedanke und die Unterstützung von Anderen irgendwann auf einem zurück fällt. Ich mied negative Einflüsse von Personen, die mich nur nach unten zogen und schenkte meine Energie den Leuten, die mir vertrauten und grundsätzlich mit ihrer positiven Aura mich als Persönlichkeit wachsen liessen. Streit und Missgunst gibt es auf dieser Welt schon genug, wie das letzte Jahr uns ja leider oftmals gezeigt hat. Ich war selten schlecht drauf, weil ich es für eine reine Zeitverschwendung empfinde und es einfach niemanden weiter bringt.
Es war ein intensives und strenges Jahr, doch jede Mühe hat sich gelohnt.
Mein Traum vom Journalismus hat dank viel Liebe für die Sache gelernt zu fliegen. Darum mein Tipp an euch:
Träumt gross – Kämpft aber auch mit Herzblut für eure Träume!
Vergesst dabei jedoch nicht eure Liebsten.
Seid lieb zueinander, denn gemeinsam ist jeder Berg nur halb so hoch zum Erklimmen und jeder Traum nur halb so utopisch. Oder einfacher gesagt, wie es AndaRojo plus minus mal gesungen haben: «Man kann die Welt nur verändern, wenn man seine Welt verändert.»

Ich wünsche allen einen guten Rutsch und ein noch viel besseres und erfolgreiches Jahr 2017!