Im Bündner Fussball hat sich in den letzten Wochen und Monaten nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern auch hinter den Kulissen einiges ereignet, wobei es aber leider oft nicht um die Sache, das heisst den sportlichen Erfolg, sondern um persönliche Befindlichkeiten und Ressentiments ging.
Nachdem Chur 97 im Frühjahr mehr oder weniger souverän den Gruppensieg errungen und somit den Aufstieg in die interregionale 2. Liga geschafft hatte, ging es nach der kurzen Sommerpause mit einer nur unwesentlich veränderten Mannschaft in die neue Saison. Nach anfänglichen, schon im Vorjahr vor allem im Defensivverhalten aufgetretenen Problemen, die sich in vielen Gegentoren bemerkbar machten, kamen die Churer im Verlauf der Vorrunde immer besser in Fahrt und liegen vor der Winterpause mit 23 Punkten aus 13 Partien auf dem sechsten Tabellenplatz. Zudem sind sie nach dem knappen und zugleich unerwarteten Heimsieg gegen den starken Ligakonkurrenten FC Freienbach auch in der Qualifikaton für den Schweizer Cup noch dabei.
Die Elf von Trainer Thomas Waser vermochte zwar in spielerischer Hinsicht nur zwischendurch zu überzeugen, machte dieses Manko trotz mangelnder Cleverness und ungenügender Effizienz mit grossem Einsatzwillen aber mehr als wett.
Trotz Erfolg kam es zum grossen Knall
Trotz diesen Erfolgen traten beim Stadtclub dann aber Ungereimtheiten zutage, zumal Cheftrainer Thomas Waser und Sportchef Rolf Montalta das Heu schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf der gleichen Bühne hatten. Schliesslich zog der erfolgreiche Übungsleiter die Konsequenzen aus der unbefriedigenden Situation und gab seine sofortige Demission bekannt. Mit ihm traten gleichzeitig auch sein kurzfristiger Assistent Christian Rauch und der für das Torhütertraining verantwortliche Romano Cabalzar zurück, so dass das Chaos perfekt war.
In der Zwischenzeit hat der Vorstand von Chur 97 aber Nägel mit Köpfen gemacht und nach kurzer und intensiver Suche eine interne Lösung vorgestellt. Der seit einem halben Jahr als Technischer Leiter der Juniorenabteilung im Verein tätige Jouke Faber übernimmt das Amt als Cheftrainer des Stadtclubs. Die übrige Trainercrew steht derzeit noch nicht fest. Zuvor ist bereits Michael Nushöhr als Technischer Leiter eingesetzt worden.
Man darf nun gespannt sein, ob und wie die neue Verteilung der Kompetenzen in Zukunft in die Tat umgesetzt und wie sich das auf das sportliche Abschneiden von Chur 97 auswirken wird. Wenn die bisherigen Probleme nicht gelöst werden können, ist der nächste Knall nämlich vorprogrammiert.
Eine Vorrunde zum Vergessen
Im Frühjahr konnte sich die US Schluein Ilanz in der regionalen 2. Liga-Meisterschaft in extremis vor dem Abstieg retten. Nun mussten sich die Bündner Oberländer auch in dieser Saison wieder mit ganz unterschiedlichen Problemen herumschlagen, was dazu geführt hat, dass sie auf einem Abstiegsplatz überwintern müssen. Deshalb benötigen sie in der Rückrunde ein kleines Wunder, um mit vier Punkten Rückstand auf den Strich den Ligaerhalt doch noch sicherstellen zu können.
Womit die grossen Verletzungssorgen des 2. Ligisten zusammenhängen, ist schwierig zu sagen. Nicht optimal ist aber zweifellos, dass die Trainings an drei aufeinanderfolgenden Tagen angesetzt sind und dadurch die Erholungszeit der Spieler sehr kurz ist. Die Trainingsqualität aus der Distanz zu beurteilen, ist unmöglich. Trotzdem dürfte, wie es in diesem Business üblich ist, die Position von Cheftrainer Cyrille Belinga nicht mehr unumstritten sein. Nicht gerade leistungsfördernd war wohl auch der kurz vor einem zukunftsweisenden Meisterschaftsspiel erfolgte Rücktritt von Urs Casutt, dem Sportchef der US Schluein Ilanz.
Viel zu verlieren haben die Schlueiner bei dieser Ausgangslage eigentlich nicht mehr, so dass sie im Frühjahr ohne grossen Druck angreifen und so versuchen können, das Unmögliche doch noch möglich zu machen. Mitfiebern ist erlaubt.
Der FC Ems souveräner Leader
Der FC Ems, der in der letzten Saison den Aufstieg in die regionale 2. Liga nur knapp verpasst hat, liegt mit 29 Punkten aus 11 Partien ungeschlagen und mit klarem Vorsprung an der Tabellenspitze. Obwohl der anfängliche Schwung in der zweiten Hälfte der Vorrunde etwas verloren ging, können sich die Emser im Kampf um den Gruppensieg und den damit verbundenen Aufstieg fast nur noch selbst im Wege stehen.
Sehr positiv überrascht hat als Aufsteiger der FC Landquart-Herrschaft, der sich als bescheidenes Saisonziel die Wahrung der Ligazugehörigkeit gesteckt hat und nun trotz Spielrückstands noch vor dem FC Thusis-Cazis Tabellenzweiter ist. Während beim Nachwuchsteam von Chur 97 Hochs und Tiefs in bunter Folge abwechselten, sind sowohl Valposchiavo Calcio als auch der FC Bonaduz in den Abstiegskampf verwickelt.
In der 4. Liga peilen die beiden Tabellenführer SC Rhäzüns und der FC Untervaz den Gruppensieg und somit den Aufstieg in die 3. Liga an, wobei aber vor allem die Vazer noch hart werden kämpfen müssen.
FC Thusis-Cazis in der Verfolgerrolle
Ähnlich wie der 3. Ligist FC Ems bei den Männern hat im Frühjahr auch der FC Thusis-Cazis in der 2. Liga der Frauen den Gruppensieg und den Aufstieg nur hauchdünn verpasst. Den Thusnerinnen steht nach der Vorrunde mit dem ungeschlagenen FC Appenzell wieder ein Gegner vor der Sonne, wobei der Rückstand allerdings minim ist. Nur wenig zu feiern hatte bis jetzt der FC Ems, der sich aber zumindest keine Abstiegssorgen mehr machen muss.
In der Coca-Cola Junior League ist Chur 97 nach dem unnötigen Abstieg der Junioren B nur noch mit den Junioren A vertreten. Diese sind im Frühjahr nur knapp am Meistertitel vorbeigeschrammt.
(Bild: GRHeute)