Ditti Bürgin-Brook, der Macher von «Schellen-Ursli», unterrichtet derzeit an der Macromedia Hochschule in Berlin. GRHeute hat mit ihm über das Attentat gesprochen.
Wie ist die Stimmung bei den Studierenden und dem Kollegium?
Die Stimmung ist gedrückt. Das, was in vielen Köpfen seit Paris als Möglichkeit für Berlin im Raum stand, wurde nun bedrückende Gewissheit. Am Brandenburger Tor sowie bei der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche versammeln sich die Menschen zum Gedenken an die Opfer. Ein Teil der Studierenden geht nun aufmerksamer durch die Stadt. Sie schauen genauer hin, wenn jemand oder etwas unklar erscheint. Andere wollen bewusst keine Angst aufkommen lassen und wünschen sich, dass den Extremisten in den Medien und der Politik nicht so viel Raum gegeben wird.
Als ich heute morgen an der Schweizer Botschaft vorbei fuhr und die Schweizer Fahne auf Halbmast sah, war mir schlagartig klar: Der Terror hat Berlin erreicht und es ist wirklich geschehen.
Ausser dass heute in Berlin die Weihnachtsmärkte geschlossen sind und die Polizei dazu aufgerufen hat, keine Bilder und Videos vom Attentat in den sozialen Netzwerken zu publizieren, ist mir nichts bekannt. Die verstärkte Polizeipräsenz an öffentlichen Orten ist aber schon spürbar.
Ich verspüre keine Angst. Es kehrte aber die Erkenntnis ein, dass der Vorfall aufzeigt, dass alle Vorkehrungen nicht vor Extremisten schützen können. Sie werden weiterhin aktiv sein. So ist es eher eine dumpfe Beklommenheit als Angst. Ich kann nicht ausschliessen, dass auch ich jederzeit Opfer eines Attentates werden könnte.
Ich musste einige Termine, die ich in einem Restaurant am Breitscheidplatz geplante hatte, in die Hackeschen Höfe verlegen. Aber ich werde mich auch in Zukunft weiterhin frei in Berlin bewegen, auch wenn ich mich zukünftig wohl anders in grossen Menschenmengen verhalten werde als bisher.
Es ist ein weiterer Anschlag auf unsere Freiheit, Demokratie und aufgeklärtes Gedankengut. Um diese unsere Werte zu schützen, zu stärken und in die Zukunft zu tragen ist es wichtig, dass wir nicht zulassen, dass die Angst unser Leben und Verhalten bestimmt. Sowohl in Berlin als auch in der Schweiz.
(Bild: Ditti Bürgin-Brook)