Neue Studiengänge für Architektur und Bauingenieurwesen

Ein Beitrag im Rahmen der HTW-Blog-Reihe. Text: Christian Auer / Bild: Ingo Rasp.

Im Herbst 2017 starten die beiden neu aufgebauten Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen mit den beiden Titeln Bachelor of Arts FHO in Architektur und Bachelor of Science FHO in Civil Engineering. Dadurch wird der jetzige Studiengang «Bau und Gestaltung» mit den beiden Vertiefungsrichtungen Ingenieurbau und Architektur abgelöst.

Die HTW Chur ist schweizweit die einzige Fachhochschule, die Architektinnen und Bauingenieure gezielt interdisziplinär ausbildet und kann dafür neu die beiden unabhängigen Hochschultitel Bachelor of Arts und Bachelor of Science vergeben. Sie ist auch schweizweit die einzige Fachhochschule, die das besonders anspruchsvolle Bauen im alpinen Raum gezielt thematisiert; – nach dem Motto «wer hier bauen kann, kann überall bauen.»

Die Uraufgabe der Bauingenieurinnen und der Architekten heisst Bauen, Räume und Infrastrukturen schaffen und gestalten, dazu die Konstruktionen entwickeln, Materialien und Dimensionen bestimmen und die Bauprozesse definieren und umsetzen, daneben sind sie noch Treuhänder des Bauherrn. Die beiden neuen Bachelor-Studiengänge für Architektur und Bauingenieurwesen lehren den interdisziplinären Ansatz.

Architekten und Architektinnen sind als Generalisten hauptsächlich mit Hochbauten beschäftigt. Sie entwerfen, planen, konstruieren und bauen die Hochbauten und prägen damit unsere gebaute Umwelt. Als Dienstleister erfüllen sie einen Auftrag im Sinne des Bauherrn, immer im Spannungsfeld zwischen den ökonomischen, ökologischen und sozialen Anforderungen. Als Fachpersonen für die Gestaltung von Objekten und Räumen geht die Arbeit aber weit über das einzelne Haus hinaus, in die Städteplanung, die Raumplanung, die Landschaftsarchitektur, u.a.

Bauingenieurinnen und Bauingenieure sind die Spezialisten für die Bauwerke des Hoch-, Verkehrs-, Tief-, und Wasserbaus. Sie befassen sich mit der Konzeption, dem Entwurf, der Planung, der Herstellung und dem Betrieb dieser Bauwerke. Als Spezialisten des Bauwesens reicht ihr Arbeitsfeld in viele weitere Fachgebiete, den Umweltschutz, den Lärmschutz, Gewässer und Bodenschutz u.a. Auch Bauingenieurinnen und Bauingenieure sind Dienstleister, in vielen Fällen für die öffentliche Hand und somit im Dienste der Allgemeinheit.

Lange vor der heutigen Arbeitsteilung und des heutigen Ausbildungswesens, bevor die Begriffe «Architekt» und «Bauingenieure» erfunden wurden, hat der «Baumeister» alle Bauaufgaben als Fachmann gelöst, – diese damals in ihrer Vielfalt und Anforderungen viel übersichtlicher waren. Heute hat sich die Arbeitsteilung bei der Führung von Bauaufgaben so etabliert, dass bei Hochbauten die Architektin bzw. der Architekt entwirft und plant, das Bauvorhaben als Generalist begleitet, dass aber die Bauingenieurin bzw. der Bauingenieur die fachliche Führung bei allen statisch relevanten Bauteilen übernimmt. Umgekehrt leitet die Bauingenieurin bzw. der Bauingenieur als Spezialist die Bauwerke der Infrastrukturen und des Tiefbaus. Und auch da hilft die Architektin bzw. der Architekt immer dort, wo die Ingenieurbauwerke auch sichtbar werden und dazu gestaltet sein sollen, z.B. beim anspruchsvollen Brückenbau.

Die heutige Arbeitsteilung, die komplexen Bauaufgaben, führen Architekten und Bauingenieurinnen immer mehr zusammen, Fachleute deren Sichtweisen und Prioritäten naturgemäss weit auseinander liegen und trotzdem das eine Ziel verfolgen, das perfekte Bauwerk! So könnte die Architektin bzw. der Architekt glauben die Arbeit sei getan, nachdem der Entwurf alle Wünsche des Bauherrn erfüllt, nachdem die Behörde die Bewilligung zum Bau erteilt hat, die Finanzierung gesichert ist und seine gestalterischen Visionen erkennbar werden. Doch da ist noch die eine «Kleinigkeit», das Bauwerk soll auch so konstruiert und dimensioniert sein, dass die Anforderungen an die lange Lebensdauer bezüglich Statik, Wind- und Schneelasten, Erdbeben und Naturgefahren erfüllt sind, eben all das was die Bauingenieurin bzw. der Bauingenieur leisten kann.

Damit diese Arbeitsteilung funktionieren kann, ist es unerlässlich, das Architektinnen und Bauingenieure im Planungs- oder sogar im Entwurfsprozess so früh als möglich zusammen arbeiten, denken und entwickeln. Es ist kaum ein Geheimnis, dass besonders erfolgreiche Architekten sich den Bauingenieur am besten gleich ins Büro holen, dass die gefragtesten Bauingenieurinnen und Bauingenieure ihre Projekte zusammen mit Architektinnen und Architekten entwerfen, und im Idealfall haben Sie gar eine Ausbildung in Architektur und im Bauingenieurwesen. Und weil die interdisziplinäre Arbeitswelt bei grösseren Bauwerken nicht mehr nur auf die im Bauwesen traditionell regionale Ausrichtung Rücksicht nimmt, sind Architekten und Bauingenieurinnen in ihrer Zusammenarbeit zusätzlich gefordert.

 

Über den Autor

Prof. Christian Auer ist Studienleiter am Institut für Bauen im alpinen Raum (IBAR) der HTW Chur. Dies ist ein Blog-Beitrag der HTW Chur.

 

(Bild: Bauen im alpinen Raum – zVg.)