Der wöchentliche Blick von Franco Membrini auf einen internationalen Brennpunkt.
Neben dem international bedeutenden Stellvertreterkrieg in Syrien ist Russland immer noch in der Ostukraine engagiert, protegiert weiterhin die abtrünnigen Regionen im Norden Georgiens und verlegt Truppen in die Mittelmeerregion – Russland ist zurück auf der Weltbühne der Sicherheitspolitik.
Im Nordirak tobt die Schlacht um Mosul, in Syrien die Belagerung von Aleppo. In beiden Fällen ereignen sich humanitäre Katastrophen, welche die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit fast zur Gänze in Anspruch nehmen. Währenddessen dümpelt der Krieg in der Ostukraine vor sich hin ohne einen signifikanten Ausschlag in Richtung einer der Konfliktparteien. Zweieinhalb Jahre seit der Eskalation in Donezk und Lugansk sind vergangen und ein Ende ist nicht in Sicht. Seit 2008 und dem Krieg in Georgien, dessen Resultat die Etablierung der russischen Protektorate Südossetien und Abchasien war, baut Russland seine Präsenz in internationalen Konflikten stetig aus. Die fast zwanzig Jahre dauernde innere Machtkonsolidierung nach der Implosion der Sowjetunion ist endgültig vorbei und die russische Führung gibt sich wieder hemmungslos ihren Grossmachtsträumen hin. Putin beherrscht das Spiel mit dem Feuer wie kaum ein zweiter und stellt den Westen beinahe täglich vor vollendete Tatsachen, ohne dass dieser adäquat reagieren könnte. Die Annexion der Krim, russische Truppen in der Ukraine und in Syrien, dies alles rangiert eigentlich unter dem westlichen Label «das werden wir nicht hinnehmen»; doch genau das geschieht.
Vor wenigen Tagen titelte der britische Telegraph «Don‘t laugh at Vladimir Putin’s rusty navy» – Lachen Sie nicht über Putins rostige Flotte. Auf dem Weg ins Mittelmeer durchquerte eine russische Trägerkampfgruppe den Ärmelkanal und trug wegen ihrer Verfassung zum Amüsement in der Marinenation Grossbritannien bei. Der russische Träger Admiral Kuznetsov leidet nicht nur unter technischen Problemen, sondern macht auch ästhetisch nicht allzu viel her. Das russische Schiff hat wenig gemein mit den pompösen schwimmenden Festungen der Amerikaner, welche die amerikanische Militärmacht in alle Winkel der Erde tragen können. Trotz allen Makeln der Admiral Kuznetsov, wie dem pechschwarzen Rauch, der von ihr aufsteigt oder den grösstenteils funktionsunfähigen Toiletten, sollte der Anblick der russischen Flotte auf dem Weg ins östliche Mittelmeer kein Grund zum Jubeln sein, wie der Telegraph schreibt.
Solange der Westen seine überlegenen militärischen Mittel nicht zweckmässig einzusetzen vermag, nützen sie auch nichts. Putin hingegen scheut sich keineswegs, seine teils noch aus Sowjetbeständen stammenden Streitkräfte einzusetzen und so dem Westen an einem der vielen strategischen Entscheidungspunkte erneut voraus zu sein. Ohne Zweifel werden sich die militärischen Abenteuer der Russen solange fortsetzen, bis sie wirtschaftlich nicht mehr tragbar sind oder der Westen den Russen wieder ihre Grenzen aufzeigt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist Russland aber zurück als militärischer Global Player.
(Bild: Kremlin.ru/Wikipedia)