Was einst der Begriff «Burnout» war, ist heute «Sexismus». Dank dem republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump mausert sich dieses zum Modewort der heutigen Zeit. Sexismus beginnt da, wo ein unmoralisches Angebot anfängt Früchte zu tragen. Oftmals nur, für ein klein wenig Publicity oder mehr Ansehen im Job.
Die Welt ist empört, spricht hinter vorgehaltener Hand, jeder zeigt mit dem Finger auf den Anderen. Unmoralische Angebote und Sexismus im Alltag sind aus der schwarz-weissen Tabu-Zone ausgebrochen. Die Medien thematisieren Sexismus in der Arbeitswelt, Politik und in der Gesellschaft insgesamt. Und meist spielen Frauen dabei die untröstliche Opferrolle. Denn hierzulande stehen wir immer noch am Anfang einer emanzipatorischen Rollenverteilung in der Gesellschaft. Doch nicht jedes unmoralische Angebot endet in Sexismus, nicht nur Frauen sind Opfer und nicht in jedem Fall ist es verurteilungswürdig.
Diese Kolumne befasst sich mit einer anderen Facette dieser Thematik. Mit der Grauzone im Job, die keineswegs mit sexuellen Gefälligkeiten enden muss, sondern vielmehr mit der Prostitution seiner eigenen Philosophie. Dem schmalen Grad zwischen Professionalität und der Chance weiterzukommen, wenn man Stück für Stück seiner eigenen Identität verkauft.
Der blinde Fleck am Arbeitsplatz
Über die Frage, was ein unmoralisches Angebot überhaupt ist oder wann Sexismus Überhand nimmt, spalten sich die Meinungen. Offensichtlich stehen die Grenzen im Geschlechterkampf weit auseinander wenn es um die persönlichen Erfahrungen in der Freizeit, oder um das professionelle Ansehen im Job geht. Wenn man als Frau in einer Bar schmierig angemacht, belästigt oder gar angefasst wird, dreht man sich um und lässt den Macho links liegen. Wenn eben dieser Macho ein Vorgesetzter, Kunde oder sonst jemand ist, auf dessen Wohlwollen oder Dienstleistung man angewiesen ist, sieht die Situation nicht mehr ganz so einfach aus.
Wie in den Sozialen Medien #Aufschrei oder #AufschreiSchweiz verdeutlichen, werden Erniedrigungen von Frauen und Männern gleichermassen auch im Job erlebt. Von harmlosen Flirts, über zweideutig, eindeutigen Angeboten bis hin zur Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen in Firmenhierarchien.
Machtpositionen wirken sexy und verführerisch – keine Frage!
Und reichlich Vitamin B kurbeln die Chancen an, damit reich zu werden. Oder zumindest einen sicheren Listenplatz in der höheren Etage zu ergattern. So scheint es zumindest, wenn es nach den typischen Klischees geht: «sie hat sich hochgeschlafen» oder «er hat den Auftrag nur dank Vitamin B erhalten». Unmoralische Angebote im Job beginnen bereits beim Erweisen von kleinen Freundschaftsdiensten zu Spottpreisen, bis hin zu Auftragsvergaben, die unter Wert verkauft werden, da jeder Unternehmer schliesslich ums Überleben kämpfen muss. Salopp gesagt, prostituieren wir uns tagtäglich, indem wir unsere Dienstleistungen für billiges Geld zur Verfügung stellen. Wir sind Teil dieses heutigen Systems: Geld gegen Leistung. Ein System, das uns zur Annahme von unmoralischen Angeboten verleiten lässt. Genauso lassen sich in der heutigen Berufsgesellschaft Frauen, als auch Männer schneller gegen ihren Willen dazu verleiten, Aufgaben oder gewisse Dienstleistungen zu erbringen, die unter ihrem Niveau sind. In der Hoffnung, dadurch besser im Job situiert zu werden oder am Ende des Jahres einen höheren Boni einzuheimsen.
Wer hat also mehr Dreck am Stecken? Donald Trump, der jungen Frauen schöne Augen macht und das Blaue vom Himmel verspricht, oder jene Menschen, die anderen für Dienstleistungen, die unter ihrem Wert sind, Karriere und beste Chancen vorgaukeln, weil sie ihre ganz persönlichen Ziele damit verfolgen?