In der Landschaft Davos treiben sich derzeit zwei Wölfe herum. Schafzüchter Thomas Hartmann ist besorgt: «Diese Tiere werden uns noch viel Geld kosten!»
Sechs Schafe sind in den letzten Wochen im Wiesner Schaftälli gerissen worden, wie Wildbiologe Hannes Jenny auf Anfrage erklärte. Sie befanden sich in einer ungeschützten Herde von insgesamt 32 Tieren. Das Amt für Jagd und Fischerei Graubünden geht davon aus, dass sich zwischen Davos, Filisur, und Bergün zwei Wölfe aufhalten. Beobachtungen seien vor allem im südlichsten Teil in Monstein und am Büelenhorn gemeldet worden.
Thomas Hartmann hat seine Schafe im Sertig. 65 Mutterschafe mit 30 Lämmern sind zur Zeit auf der Alp. Das Lammfleisch verkauft er an Private, Metzgereien und auch Grosshändler. Weil man davon alleine nicht leben kann, arbeitet er das ganze Jahr bei den Davos Klosters Bergbahnen. Thomas Hartmanns Herde ist mit einem elektrischen Zaun geschützt; einem Wolf ist er noch nie begegnet. Er steht der Gefahr gespannt gegenüber: «Sie sind nun einmal da, wir müssen uns damit abfinden.» Aber er sagt auch, dass die Bevölkerung das Ganze viel zu romantisch sehe.
«Diese Wölfe werden die Steuerzahler teuer zu stehen kommen», sagt der Schafzüchter. Warum? «Weil viele Bauern ihre Alpen aus Angst vor dem Wolf nicht mehr bestossen oder ihren Betrieb ganz aufgeben und so das Land auf den Alpen brach liegt.» Wenn die Schafe nämlich das Gras nicht mehr fressen – und das würden sie auch an Orten, wo der Mensch nicht hinkomme -, dann habe das schlimme Auswirkungen auf die Umwelt. «Das alte Gras vermag den Schnee nicht mehr zu halten, es kann mehr Lawinen und mehr Murgänge geben.» Um sich davor zu schützen, müssten die Hänge gesichert werden, was eben viel Geld kosten würde.
Die Davoser Wölfe zu erschiessen, sei kein Thema, sagt Hannes Jenny: «Dafür sind die Kriterien in keinem Fall erfüllt.» In den Gebieten, in denen der Wolf auftrete, gäbe es nur zwei Möglichkeiten, um Risse zu verhindern: Herdenschutzmassnahme wie Behirtung oder die Schafe in ein sicheres Gebiet zu bringen.
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