2018 erhält die Bündner Regierung ein neues Gesicht: BDP-Finanzdirektorin Barbara Janom Steiner muss wegen Amtszeitbeschränkung gehen, SP-Erziehungsdirektor Martin Jäger hat seinen Rücktritt schon vor längerem angekündigt. Mehrere Parteien bringen sich um die zwei frei werdende Sitze in Stellung.
Die Ansprüche an einen Sitz in der Regierung sind an fast allen Fronten gegeben.
Die CVP will ihren einst an die SP verlorenen Sitz zurückerobern. Mit Mario Cavigelli hat die CVP eine «Bisherigen»-Lokomotive am Start. Ambitio- nen auf einen zweiten CVP-Sitz werden insbesondere dem Po- destà von Poschiavo, Alessandro della Vedova, nachgesagt. Mit dem Präsidenten der CVP Surselva, Marcus Caduff, hätte sie ein weiteres Feuer im Eisen, das im nicht repräsentierten Oberland gerne gesehen würde. Wahrscheinlich kommt eine Nomination des neuen CEO der Regionalspital Surselva AG aber zu früh. In der Gerüchteküche wurden auch schon Namen wie Remo Cavegn und Franz Sepp Caluori gehört.
Die SP ihrerseits will ihren Sitz in der Kantonsregierung um jeden Preis verteidigen und dürfte mit Sandra Locher Benguerel ins Rennen steigen. Die noch nicht offizielle Nomination der Grossrätin und Bildungsexpertin hat sich schon früh abgezeichnet, zumal die SP auf das von ihrem «Bisherigen» Martin Jäger geführte Erziehungsdepartement schielt. «Es ist eine Option», meint Locher Benguerel, «die Regierungsratswahlen sind ein grosses Thema für uns, entschie- den wir aber erst an der Nominationsversammlung 2017.» Als Aussenseiter innerhalb der SP wird über den Landquarter Primarlehrer und Grossrat Andreas Thöny spekuliert.
Die BDP tritt zwar mit dem Bisherigen Jon Domenic Parolini, steht aber trotzdem vor einer Herkulesaufgabe. 9 der 27 Grossräte müssen ersetzt werden, angesichts der Wahlverluste der letzten Jahre ein schwieriges Unterfangen. Auch der frei wer- dende BDP-Sitz im Regierungsrat wackelt. Parteipräsident Andreas Felix ist der Kronfavorit. Für viele bereits eine beschlossene Sache.
Die SVP ist in Graubünden zwar im Aufschwung, im Grossen Rat aber trotz fast 30% Wählerstärke mit nur 9 von 120 Mitgliedern untervertreten – Majorz sei Dank. Die SVP trachtet aber nicht nur nach einer stärkeren Vertretung im Kantonsparla- ment, sondern auch nach der Rückeroberung der in den da- maligen «BDP-Wirren» verloren gegangenen Sitze in der Regierung. Einen offensichtlichen Kandidaten gibt es nicht. Die in den Davoser Landrat gewählte SVP-Graubünden-Geschäftsführerin Valérie Favre Accola wäre eine Option. Sie könnte auch Nutzniesserin sein und in den Nationalrat nachrücken, falls sich Heinz Brand nochmals als Regierungsratskandidat zur Wahl stellen würde. Als weitere Kandidaten sind Namen wie die Grossräte Jan Koch, Andrea Davatz und Roman Hug, der Churer Gemeinderat Hanspeter Hunger oder Polizeikommandant Walter Schlegel im Spiel. «Wir sind in der Findungsphase», sagt Fraktionspräsident Jan Koch, bestätigt aber die erwähnten Namen als mögliche Kandidaten.
Die FDP ist in einer komfortablen Lage: Sie hat mit Regierungsrat Christian Rathgeb und der stärksten Fraktion im Grossen Rat viele Zugpferde an Bord. Allerdings muss sie auch 35 Sitze verteidigen, 2014 hatte sie einen verloren. Als stärkste Fraktion muss sie naturgemäss mit einem zweiten Sitz in der Regierung liebäugeln. Als Kandidat könnte der Churer Rechtsanwalt und Grossrat Ruedi Kunz das Rennen machen.
Ein Sitz der BDP und jener der SP wackeln, die CVP, die SVP und die FDP rüsten sich zum Angriff – eine spannende Regierungsrats-Wahl 2018 scheint programmiert.
(Bilder:GRHeute/Titelbild: Wer zieht ins Graue Haus ein? – Wikipedia/xenos)