Die Medienrevolution bricht langsam, aber sicher auch über Graubünden herein. Print-Produkte, mit denen manch Unternehmer jahrzehntelang ein Vermögen gescheffelt hat, sind von einem Tag auf den andern obsolet geworden. Zeitungen leiden darunter, dass sie schon nach der Znünipause antiquitiert sind. Weil man das, was einen interessiert, schon längst auf irgendwelchen digitalen Kanälen gelesen hat. Weil viele Werber erkannt haben, dass Zahlen aus Mediadaten nicht immer die Realität wiedergeben. Die brutale Online-Realität hat der Zeitung schnöde ihren Kernwert entrissen.
Die Verlage begegnen der Herausforderung mehr oder weniger mit denselben Rezepten: Zuerst erhalten die Zeitungen ein neues Gesicht. Die Bildschirm-Konkurrenz wird optisch kopiert. Ein farbiges Design (als ob man damit der Dynamik und Interaktivität einer Webseite beikommen könnte) und grössere Bilder (dito) sollen Wert und Entertainment suggerieren – und wirken doch von Tag zu Tag hilfloser. Inhaltlich suchen die Zeitungen ihr Heil in Analysen und Hintergrundberichten, erreichen aber nie die Glaubwürdigkeit eines Special-In- terest-Titels. Zum andern wollen viele Verlage den einstigen Feind «Online» zum Freund machen und investieren in die digitale Zukunft, fasziniert von der Schnelligkeit des Mediums und missgestimmt durch die Tatsache, dass es kein Geldesel ist wie es einst die Printtitel waren.
Und so bringen sich heute einfach alle mal in Stellung, damit man dann bereit ist, wenn die neue Welt auch endlich was abwirft. Vielleicht durch Werbung, vielleicht durch Sponsored Contents, vielleicht durch ganz neue Werbeformen. Vielleicht. Und wenn nichts mehr geht, dann vielleicht durch Beiträge der öffentlichen Hand.
Bis dahin schmelzen die Abozahlen der Print-Titel in der neuen Medienwelt weiter, bis es sich einfach nicht mehr rechnet. Eine unaufhaltsame Entwicklung? Sicher ist eine Zeitung zum Kaffi etwas Schönes, und sicher haben Print-Produkte noch viele Jahre Zukunft. Hoffnung macht das der Branche aber nicht. Es ist ein langsames Sterben. Und ein langsames digitales Erwachen.
(Symbolbild Druckerpresse: Pixabay)