Ein zerhacktes Champions Hockey League Spiel mit wenig Fluss zwischen Djurgarden Stockholm und dem HCD endet mit einer 0:6 Kanterniederlage für die Bündner.
Man merkte schnell, dass Davos noch überhaupt nicht im Rhythmus ist. Schnelle, flüssige Auslösungen suchte man vergebens. Der HCD war zwar aktiv und sichtlich bemüht, aber es mangelte an der Genauigkeit, der Geduld und der Kontrolle und an vielen anderen Kleinigkeiten. Und nicht zuletzt auch an der Disziplin.
Vier Strafen in den ersten zwölf Minuten, sieben Strafen in den ersten 25 Minuten. Das meistbestrafte Team der letzten National League A Saison machte da weiter, wo es aufhörte – regelmässig in Unterzahl. Das Boxplay ist normalerweise eine der Stärken des HCD, an diesem Samstag wurden die Davoser aber auseinander genommen. Gleich drei Gegentreffer und ein wegweisender 0:3 Rückstand resultierten aus den ersten Strafen. Am Ende der Partie hatten die Bündner 13 kleine Strafen gesammelt, und kassierten dabei vier Powerplay-Treffer. Not good.
Ein Altbekannter war dabei die Hauptfigur. Jeff Tambelini, ehemaliger ZSC- und Fribourg-Gottéron-Stürmer erzielte gleich vier Tore (unter anderem mit einem Hat-Trick die ersten drei Powerplay Tore) für die Schweden. Dabei profitierte der Kanadier auch vom Pech des HCD: Der Verteidiger Daniel Rahimi lenkte den Puck beim 0:3 unabsichtlich ins eigene Tor.
Aber auch Djurgarden kam nicht heil davon und kassierte etlichen Strafen. Der Unterschied: Das Powerplay des HCD war schlichtweg nicht effizient. Entweder war das Überzahlspiel der Bündner zu statisch oder ansonsten zu ungenau. Selbst bei doppeltem Überzahlspiel schaute wenig heraus.
Davos kam selten mit Tempo aus dem eigenen Drittel…
Einer der grössten Unterschiede war das Offensiv-Verhalten der Verteidiger: Während Djurgardens Defense immer wieder mit Tempo das Spiel lancierte und sich aktiv im gegnerischen Drittel involvierte, schafften es die Bündner Verteidiger selten, das Spiel sauber, geschweige denn mit Speed auszulösen. Oftmals musste sich die Davoser Verteidigung damit begnügen, die Scheibe einfach rauszuspedieren, was dazu führte, dass Djurgarden das Spiel in allen Zonen dominieren konnte. Diese Chip’n’Chase Taktik funktionierte gegen die schnellen Schweden das ganze Spiel über nie. Die Verteidigung (bzw. die Auslösung) hat auf jeden Fall noch einiges an Arbeit vor sich.
Eine weitere eklatante Schwäche des HCD war das Bully. Davos gewann selten einmal ein wichtiges Anspiel, und vergab so vor allem zu Beginn häufig Chancen. Ein Beispiel: Beim Stand von 0:2 konnte der HCD im Powerplay für einmal Druck aufbauen. Während rund einer Minute belagerten die Davoser das gegnerische Tor. Das anschliessende Bully ging dann aber verloren, die Scheibe verliess die Angriffszone, und Davos konnte sich danach in der verbleibenden Zeit gar nicht mehr im Drittel installieren.
Und die Torhüter? Gilles Senn erwischte keinen schlechten Start. Der Walliser wirkte teilweise etwas unsicher, aber machte seine Arbeit mehr oder weniger solide. Wenn da nicht die vielen dummen Strafen gewesen wären, so wäre sein Fangquote nicht bei 85% gelandet. Wie erwartet wurde nach der Halbzeit Joren van Pottelberghe eingewechselt, und der 19-Jährige erwischte einen denkbar schlechten Start: Die ersten zwei (durchaus haltbarte) Schüsse aufs Tor resultierten in den Treffern zum 0:4 und 0:5. Die Partie war nach zwei Dritteln gelaufen. Und auch im letzten Drittel musste der Youngster im Tor leiden. Am Ende landete er bei einer vernichtenden Fangquote von 75%.
…was zu wenigen offensiven Szenen führte.
Auch im Sturm gab es wenige Highlights für die Bündner: Andres Ambühl ackerte und war einer der auffälligsten Stürmer, wirklich Zählbares schaute aber nicht heraus. Marc Wieser schoss häufig aufs Tor, ebenfalls ohne wirklich für Gefahr zu sorgen. Das Duo Wieser-Lindgren war über das ganze Spiel hinweg selten sichtbar. Das lag hauptsächlich daran, dass Davos meist nur aus Zufall zu Chancen kam. Im ganzen Spiel schafften die Bündner es praktisch nie, ihr Spiel aufzuziehen und mit Tempo aus dem eigenen Drittel in die Angriffszone zu kommen. Zu zerhackt waren die Auslösungen und das Spiel in der neutralen Zone.
Wenn man etwas Positives von diesem Trip nach Schweden mitnehmen will: Die Linie Jörg-Walser-Simion überzeugte und generierte die besten Chancen für den HCD. Die drei Stürmer wirbelten immer wieder und schossen aus allen Lagen – Dario Simion zeigte sich dabei als kreativster Stürmer des HCD, während Mauro Jörg erstaunliche viele Zweikämpfe gewann. Und hätte Samuel Walser im ersten Drittel etwas mehr Glück gehabt, wäre der Anschlusstreffer zum derzeitigen 1:2 gefallen.
Und auch hinten war nicht alles schlecht. Rahimi fiel auf: Der robuste Verteidiger lief trotz Finger-Verletzung (der Schwede durchtrennte sich letzte Woche mit einem Cut eine Sehne) auf, erhielt enorm viel Eiszeit und spielte bei numerischem Gleichstand, im Powerplay und auch im Boxplay relativ solide.
Der HCD hat nach dieser 0:6 Niederlage nun bis Freitag Zeit, sich zu sammeln und auf die Revanche vorzubereiten. Dann empfangen die Landwassertaler die Schweden zum Rückspiel und der wohl vorzeitigen Entscheidung um den Gruppensieg in der Champions Hockey League.
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(Bild: Jakob Menolfi/EQ Images)