Die Staumeldungen an Gotthard und San Bernardino verraten es: Die Schweizer sind im Reisefieber. Trotz Terror in Europa zieht es sie weiterhin grösstenteils in die Ferne. Wir haben mit Andreas Züllig, Gastgeber im Hotel Schweizerhof Lenzerheide und Präsident des Branchenverbands hotelleriesuisse, gesprochen.
Andreas Züllig, Europa wird derzeit von Terroranschlägen erschüttert. Bringt das die Schweizer dazu, wieder vermehrt Ferien im Inland zu machen?
Es gibt sicher einen Teil Schweizerinnen und Schweizer, die deswegen in der Schweiz geblieben sind. Aber es sind vor allem die Asiaten, die uns diesen Sommer fehlen. Diese buchen jeweils Rundtouren, gehen nach Paris, eventuell München, Berlin, und kommen meistens auch in die Schweiz. Für sie ist München nahe der Schweiz, deshalb kommen sie auch weniger in die Schweiz beziehungsweise gar nicht mehr nach Europa, weil sie Angst haben. Die Terroranschläge der letzten Wochen habe also auch auf die Schweiz einen negativen Einfluss auf das Reiseverhalten.
Woher kommen die Gäste in der Schweiz und speziell in Graubünden?
Unsere Gäste kommen zu 65 Prozent aus der Schweiz und zu 15 Prozent aus Deutschland. Diese Zahlen haben sich auch angesichts der Lage in Europa nicht wesentlich verändert. Man sieht es an den An- und Abreisenvom Flughafen Zürich, der letztes Wochenende wieder Hochbetrieb hatte, und an den Stunden, die man am Gotthard oder am San Bernardino im Stau steht.
Wie bringt man Schweizer dazu, in der Schweiz Ferien zu machen?
Ganz wichtig: Das Wetter. Der letztjährige Sommer war so schön, dass es viele Kurzentschlossene gibt, die dieses Jahr Ferien in der Schweiz machen. Aber wir sind nicht das Hauptreiseziel, die meisten machen irgendwo zwei Wochen Badeferien, in Griechenland etwa, und kommen spontan noch zwei, drei Tage nach Graubünden in die Ferien.
Gibt es denn spontan überhaupt noch freie Plätze für Kurzentschlossene?
Aber sicher! Ein paar wenige Plätze sind sicher noch frei. Wir haben zwar zum Beispiel seit Jahren Stammgäste, die jeden Sommer für ein paar Tage hoch kommen. Aber darum herum gibt es immer wieder freie Hotelzimmer, und so ist es auch in anderen Hotels.
(Bild: GRHeute/Maja Züst)