Ende letzter Woche gab die RhB bekannt, dass sie 27 neue Flügeltriebzüge mit einem Volumen von 285 Millionen Franken bei Peter Spuhlers Stadler in Auftrag gegeben hat. Die Leser auf den verschiedenen Plattformen hat den grössten Deal in der RhB-Geschichte unterschiedlich kommentiert.
Die User-Kommentare fielen grösstenteils positiv aus, vor allem, weil der Mammutauftrag an eine schweizerische Firma vergeben wurde. Bei 20 Minuten kommentierte ein User namens «Wednesday».
Schön das ein Schweizer Unternehmen die Zusage bekommen hat von der RhB. Wäre schön dass eine solche Mitteilung nichts spezielles wäre, es einfach normal wäre das Schweizer Unternehmen auf Schweizer Unternehmen setzen würden. Danke kleine Rote für diesen entscheid. Grazia
Allerdings war Stadler offenbar auch der einzige Bewerber. GRHeute-Leser «Peter Meier» kommentierte:
Von gewinnen kann ja nicht unbedingt von Seiten Stadler die Rede sein……. RhB hat ja keine weiteren Angebote erhalten….. Bei solch einem grossen Volumen ist es schon die Frage, warum unser Kanton und die RhB es nicht geschafft haben, weitere Anbieter zu interessieren….
User «Eva Adam» rührt bei 20 Minuten online in der Gerüchteküche.
Gerüchten Zufolge war Stadler der einzige Anbieter, der überhaupt Offerten abgegeben hat. Allen andern Herstellern ist die RhB zu klein und die Anforderungen zu komplex (Gleich- und Wechselstrom, Vakuumbremse, Druckluftbremse, gemischte Bremsen, verschiedene Zugdurchsagesysteme, Steuerwagen mit verschiedenen Kabeln…). Eigentlich hätte man gerne Fahrzeuge von einem andern Hersteller gehabt.
Ein Kritikpunkt beim User ist zudem die Zusammenarbeit in jüngster Vergangenheit. So hatte die Schmalspurbahn 2009 bei Stadler für 150 Millionen Franken Allegra-Triebzüge bestellt und 2013 für weitere 50 Millionen. 2010 wurden für 124 Millionen Franken sieben Albula-Gliederzüge in Auftrag gegeben, von denen bisher zwei ausgeliefert sind.
Na dann kann man ja nur hoffen, dass wir dieses Mal nicht solange mit Verärgerungen warten müssen, wie bei den Albula Gliederzügen 2 Jahre verspätete Lieferung…
RhB-Direktor Renato Fasciato sieht die Sache anders. In einer Medienmitteilung vom Freitag meinte er zum Deal.
Die neuen Züge werden unsere Flotte wesentlich modernisieren und uns einen markanten Produktivitätssprung ermöglichen. Mit dem Zuschlag an Stadler, welcher bereits unsere ALLEGRA-Triebzüge und Alvra-Gliederzüge gefertigt hat, können wir auf einen Partner zählen, mit dem wir seit Jahrzehnten sehr gut zusammenarbeiten und welcher die besonderen Fahrzeug-Anforderungen unserer Gebirgsbahn bestens kennt.
Die sogenannten Flügeltriebzüge sind in der Lage, die einzelnen vierteiligen Kompositionen «geflügelt», also automatisiert zu grösseren Verbunden, zusammenzu koppeln und wieder zu trennen. Die 76 Meter langen Züge mit 172 Sitzplätzen heissen Retica 30 und punkten mit tiefen Lebenszykluskosten. Die Züge bieten ausreichend Platz für Velo, Ski und andere Sportgeräte – im Ferienkanton Graubünden ein wesentlicher Vorteil.
Stadler-Chef Peter Spuhler gab auch ein Statement ab.
Ich freue mich sehr, dass wir für die Rhätische Bahn weitere qualitativ hochstehende Züge bauen dürfen. Die robusten und komfortablen Züge werden den Passagieren der RhB viel Fahrfreude bereiten. Da ich mich mit Graubünden durch meine Zeit im Militär wie auch als passionierter Ski-Fahrer sehr verbunden fühle, macht mich der Auftrag besonders stolz. Und auch beim ganzen Stadler-Team ist die Freude gross, wenn wir einen Auftrag in der eigenen Heimat gewinnen
Böse Stimmen wurden in den Kommentaren bei 20 Minuten allerdings auch laut. So wurde spekuliert, dass die Stadler den Auftrag vor allem wegen eines «persönlichen Geflechts» erhalten habe. User «Roman Jäggli» berichtet.
Eine kleine Anekdote von einem Freund von mir, der RhB Mitarbeiter ist….. 4 Monate vor der Ausschreibung schasst RhB seinen Engineering Chef….. Und wer kommt ? Der Engineering Chef von Stadler, der sich für die Verspätung der Albula Züge verantwortlich zeigt….. Jaja…..
Und natürlich sind auch die Verschwörungstheoretiker sofort zur Stelle, für User «Armin» war der Filz und die SVP schuld (woran eigentlich?).
Politische Auftragsvergabe! Bombardier produziert auch hervorragende Eisenbahnfahrzeuge in der Schweiz, wird aber von der Konkurrenz gern als «kanadisches» Unternehmen verunglimpft. Bei Stadler Rail funktioniert es weitaus besser: Der SVP-Politiker und Blocher-Freund Spuhler sorgt mit Unterstützung seiner Parteifreunde schon dafür, dass seine rein private «Stadler Rail» regelmässig mit Aufträgen der öffentlichen Bahnunternehmen im zwei- und dreistelligen Millionenbereich bedacht wird.
Insgesamt kam der Deal bei den Usern aber gut an. Stellvertretend der Post Eduard Belser auf 20 Minuten online.
Gut für Veloverlad! Ich freuen mich auf die neuen Züge mit den niederflurigen Einstiegen, denn breiten Türen und den Veloabstellplätzen. Mein Liegetrike ist zwar faltbar und hat Transportrollen wie ein Koffer, wiegt aber auch gefaltet 22 kg. Mit den neuen Zügen kann ich es entspannt verladen und transportieren. Das Behinderten-Gleichstellungs-Gesetz, dem die neuen Züge gerecht werden, kommt damit auch mir zu gut.
(Bild: zVg.)