Nach einer einjährigen Ausführungsplanung wird der Baubeginn der geschlossenen Justizvollzugsanstalt Realta mit dem traditionellen Spatenstich lanciert. Die Realisierung des komplexen Grossbauwerks wird rund drei Jahre dauern. Die Inbetriebnahme ist gegen Ende 2019 geplant.
Der Grosse Rat genehmigte im August 2015 das Projekt für den Neubau der geschlossenen Justizvollzugsanstalt, der Untersuchungshaft und der Gärtnerei in Realta mit Bruttokosten von 119 Millionen Franken und gewährte einen Verpflichtungskredit von 86 Millionen Franken. Der Bund unterstützt das Bauvorhaben mit einem zugesicherten Baubeitrag von 33 Millionen Franken.
Während eines Jahres wurden in enger Zusammenarbeit zwischen dem Projektteam um die Architekten Jüngling und Hagmann, Chur, dem Amt für Justizvollzug und dem Hochbauamt das Bauprojekt und die Ausführungsplanung erarbeitet. Neuste Erkenntnisse, technische Neuerungen und Projektentwicklungen flossen kontinuierlich in den Planungsprozess ein.
Realisiert wird eine geschlossene Justizvollzugsanstalt mit insgesamt 152 Plätzen. Davon sind zehn Plätze in der Eintrittsabteilung, 100 für den Normalvollzug, 20 für Straftäter mit psychischen Störungen sowie zehn in der Altersabteilung. Insgesamt zwölf Plätze sind für den Vollzug der Untersuchungshaft, für den Vollzug an Frauen und Jugendlichen sowie für Ersatzfreiheitsstrafen vorgesehen.
7 Meter hohe Betonmauer
Der projektierte Neubau der geschlossenen Justizvollzugsanstalt ist durch einen äusseren markanten Sicherheitsgürtel mittels einer sieben Meter hohen Betonmauer und mehreren Metallzäunen geprägt. Damit wird der Ausbruch, aber auch der Einblick von aussen verhindert. Das gesamte Bauvolumen ist in drei Baukörper gegliedert. Im östlich situierten Hauptbau liegen die Wohn-, Ess- und Schlafbereiche der jeweiligen Gruppenvollzüge sowie der Betreuungs-, Verwaltungs- und Personalbereich. Im westlich gelegenen, leicht abgesetzten Gebäudekomplex sind die Bereiche Industrie/Gewerbe und Freizeit/Sport angesiedelt. Der dritte Gebäudetrakt liegt im Norden zwischen Gewerbe- und Hauptbau und nimmt Personalzimmer, Spedition, Lager sowie die Gewerbeküche auf. Zwischen den Gebäuden liegen, je nach Sicherheitslage abtrennbare Spazierhöfe.
Das architektonische und logistische Konzept erfüllen einerseits die gesetzlichen Vorschriften des Strafvollzugs und die komplexen Anforderungen eines möglichst hohen Sicherheitsstandards. Anderseits unterstützt es aber auch die Insassen während des angestrebten Resozialisierungsprozesses, bietet es den Vollzugsmitarbeitenden gute Arbeitsbedingungen und ermöglicht es effiziente, kostengünstige Betriebsabläufe.
Die Gemeinde Cazis hat im Mai 2016 die Baubewilligung für das Grossbauvorhaben erteilt. In einer ersten Bauphase werden Infrastrukturleitungen umgelegt, Talgewässer umgeleitet und der Ersatzbau für die Gärtnerei begonnen.
Schweizer Strafvollzug mit Kapazitätsproblemen
In Realta entsteht ein zeitgemässes Justizvollzugszentrum, welches einen wesentlichen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit leisten wird. Gesamtschweizerisch fehlen heute rund 980 Plätze im geschlossenen Strafvollzug. Im Ostschweizer Strafvollzugskonkordat, bei welchem der Kanton Graubünden Mitglied ist, fehlen mindestens 140 zusätzliche Vollzugsplätze. Schriftliche Absichtserklärungen der Kantone St. Gallen und Zürich untermauern, dass sie eine grosse Anzahl Insassenplätze dauerhaft belegen werden.
Volkswirtschaftliche Bedeutung
Mit der Realisierung der geplanten Justizvollzugsanstalt entsteht namentlich für die Region Domleschg/Heinzenberg ein erhebliches Wertschöpfungspotential. Die neue Anstalt wird rund 110 Mitarbeitende beschäftigen, wobei rund 80 Stellen gänzlich neu zu besetzen sind und circa 30 bestehende Arbeitsplätze von der JVA Sennhof verlegt werden. Auch das umliegende Gewerbe wird von der Ansiedlung dieser Ostschweizer Konkordatsanstalt profitieren können. Der Neubau ist deshalb auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht für den Kanton Graubünden von grosser Bedeutung.