Die grüne Welle von Davos

Grüne Männchen an der Tour-de-Suisse-Party in Davos! Vom Mars? Nein! Hauptsponsor Vaudoise öffnete ihre Gadget-Bags und so wie es aussah, haben alle kräftig zugelangt – auch diejenigen, die gestern vergebens am Strassenrand standen.

Es war ein Fest. Ein richtig schönes, grosses Velofest. Auf dem Sportplatz bei der Vaillant-Arena präsentierten sich die Sponsoren; die Kinder fuhren in einem Veloparcours, und wer auf der Strecke von den Werbekolonnen links liegen gelassen wurde, kam im Zielbereich nochmals voll auf die Kosten: Versicherer Vaudoise, Hauptsponsor der Tour de Suisse, verteilte Käppchen, Sonnenbrillen, Turnbeutel und die vor allem bei Kindern sehr beliebten kleinen Glocken zur Unterstützung der Fahrer. Man konnte hinsehen, wohin man wollte: Davos schien von grossen und kleinen grünen Männchen vollständig in Beschlag genommen.

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Familie Boons aus Davos Glaris: «Wir sind ein wenig enttäuscht, wir hätten sicher noch drei Viertel Stunden gewartet. Aber über die Werbekolonne haben wir uns trotzdem gefreut.»

Es war auch schönes Wetter am Samstag. Ab und zu ein paar Tropfen, aber der Begeisterung der Velo-Fans tat dies keinen Abbruch. Sie waren zahlreich erschienen, feuerten die Fahrer an und genossen das Volksfest. Nach 17 Uhr stand der Sieger fest: Der Spanier Jon Izaguirre gewann das Zeitfahren um Davos und machte unserem Nationalvelofahrhelden Fabian Cancellara den Abschied vom Asphalt madig. Gleichzeitig mit dem Sieg von Izaguirre liess Tour-Sponsor «search.ch» Ballone in den Himmel steigen – und ebenso gleichzeitig setzte der Regen ein.

Dieser Regen machte, man ist es sich von diesem Sommer gewohnt, ein und schien nie mehr aufzuhören. Am Sonntagmorgen goss es wie aus Kübeln, und ein Ende war nicht absehbar. Die Temperaturen bewegten sich immer näher an den Gefrierpunkt, und die Chancen auf Schnee auf Albula und Flüela stiegen. «In Anbetracht dieser Umstände haben wir in unserem «Bad Weather Call» entschieden, die letzte Etappe zu kürzen», hiess es am Mittag von der Rennleitung. Statt von Davos über den Albula und den Flüela wieder nach Davos startete der Tross um 16 Uhr in La Punt. «Wir kommen damit auch den Fahrern nach dieser anstrengenden Woche entgegen.»

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Familien Palmy, Buddensich, Bernhard und Rusch in Davos Wiesen: «Wir verstehen den Entscheid schon, die Sicherheit geht vor. Jetzt hoffen wir, dass die Tour nächstes Jahr wieder bei uns vorbei kommt.»

Der Tross bewegte sich also nach La Punt; der Regen liess nach und nach und wer nach dem Mittag die eigentliche Strecke durchs Landwassertal nach Tiefencastel fuhr, fragte sich, warum man die Strecke verkürzt hatte, obwohl am Mittag noch keiner geglaubt hatte, dass der Regen jemals wieder aufhören könnte.

Die grünen Männchen standen auch am Strassenrand, man sah ihnen die Freude auf die Fahrer an. Nur dass diese nicht kommen würden. «Wir hätten sicher noch drei Viertel Stunden gewartet, sagte Vater Boons, der mit Frau und Mädchen in Davos Glaris am Strassenrand stand. Die Werbekolonne war aber trotzdem vorbei gekommen und hatte den Kindern Schlüsselanhänger von Gruyère da gelassen. In Davos Wiesen, in der Kurve ins Dorf, wo man unglaublich gute Aussicht auf die Fahrer gehabt hätte, stiess der Entscheid auf Verständnis. «Sicherheit geht vor. Vielleicht kommen sie ja nächstes Jahr wieder.» Mit Humor nahm es auch Familie Gruber in Schmitten. «Wir wollten doch nackte Beine sehen!» Auch sie waren aber vom Werbetross grosszügig eingedeckt worden.

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Familie Gruber in Davos Schmitten: «Wir haben es im Radio gehört. Jetzt sind wir ein wenig enttäuscht, denn wir wollten blutte Beine sehen! Wir haben einen ganzen Sack voll Hüte bekommen, die verteilen wir jetzt.»

Die grüne Welle war auch ins Landwassertal übergeschwappt.

(Bilder: GRHeute/Rachel Van der Elst/Mathias Brändli)