Veränderte Bedürfnisse und veränderte Gewohnheiten – der Direktor der Evangelischen Mittelschule Schiers, Christian Brosi, erklärt in der neuesten Ausgabe des «Altschierser Blatt», warum das Internat der EMS im Sommer 2018 seine Toren schliesst.
Letzten Herbst hatte die EMS bekannt gegeben, das Internat in zwei Jahren zu schliessen. Die Zahl der Internen war in den letzten Jahren kontinuierlich zurück gegangen, bis es jetzt nur noch fünf Schülerinnen und Schüler sind. Sie dürfen bis zum Schluss bleiben. Jüngere werden keine mehr aufgenommen, sondern bei Bedarf zu Familien im Dorf verwiesen.
«Man zieht nicht gern einen Strich unter eine 175-jährige Tradition», sagte Christian Brosi, seit 18 Jahren Direktor der EMS. Aber, so schrieb er im «Altschierser Blatt»: «Mit den rückläufigen Zahlen kämpfen eigentlich sämtliche Schweizer Internate ausser einer kleinen Gruppe, die sich im internationalen gehobenen Segment bewegt und Preise von jährlich 60 000 Franken verlangt.»
In den letzten zehn Jahren sei gerade mal ein Kind eines Altschierser im Internat gewesen. Das Zeige deutlicher als alles andere die grundlegende Veränderung. Spätestens im Lauf der 80er Jahre sei die EMS mehr und mehr eine regionale Mittelschule mit Internat geworden. Ausserdem seien zum Beispiel im Kanton Zürich die Gymnasien Bülach, Wetzikon und Urdorf entstanden. Kinder aus ländlichen Gegenden seien somit in ihrer Nähe zur Schule gegangen und seien kaum noch nach Schiers gekommen. «Sie können nicht nur zu Hause leben, es ist auch kostengünstiger.»
Natürlich hat die EMS dieser Entwicklung nicht tatenlos zugesehen. Neben den gängigen Werbeaktionen sei ein Internatsbotschafter eingesetzt worden, der in den letzten Jahren 50 Gymnasien in den Kantonen besucht hatte, die traditionell zum Einzugsgebiet von Schiers gehört hatten. «Leider hat diese intensive Aktion zu keinen konkreten Anfragen geführt», schreibt Brosi im «Altschierser Blatt». Allerdings habe der Botschafter festgestellt, dass die Gymnasien Betreuungsinfrastrukturen anböten, die das gleiche Betreuungsangebot wie ein Internat anbiete. Das käme den Jugendlichen entgegen – sie bekämen alle Unterstützung die sie brauchten und müssten ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen.
Dass die EMS selbst auch geschlossen wird, ist kein Thema. «In unserem Einzugsgebiet Prättigau, Herrschaft und Fünf Dörfer leben 30 000 Einwohner. Diese Zahl ist seit Jahren nicht rückläufig, auch weil es hier viele Industriearbeitsplätze gibt», sagt Brosi. Die Gebäude des Internats werden teilweise schon anderweitig genutzt. Eines als Lagerhaus, wozu die EMS mit der Dreifachturnhalle prädestiniert ist. «Wir haben oft Sportlager», sagt Brosi. Ein anderes Haus sei als Personalhaus ans Spital Schiers vermietet worden. «Wir machen das Schritt für Schritt.»
(Bild: ems-schiers.ch/zVg.)