SP-Präsident Philipp Wilhelm: «Bei Olympia warten wir noch ab»

Die SP Graubünden hat am Samstag einen neuen Partei-Präsidenten gewählt. In die Fussstapfen von Jon Pult tritt der 27-jährige Davoser Philipp Wilhelm. Die Bilder und das Interview.

 

Philipp Wilhelm, wir gratulieren zur Wahl. Wie fühlen Sie sich?

Ich empfinde grosse Freude über das Vertrauen, das mir entgegen gebracht wird. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man an einer Versammlung mit 120 Delegierten aus 21 Sektionen gewählt wird. Ich gehe die Aufgabe engagiert und positiv an, die Partei ist gut aufgestellt.

In Davos sind Sie als Grosser Landrat bekannt: Können Sie den anderen Bündnerinnen und Bündnern etwas über sich verraten?

Erstmals politisch in Erscheinung getreten bin ich 2009, als ich einen Aufruf gestartet habe, in die neu gegründete IG Offenes Davos einzutreten. In diesen Tagen wurde das Transitzentrum für Asylsuchende in Davos eingeführt. Wir wollten eine Brücke zwischen Einheimischen und Asylsuchenden schlagen. Die IG, die ich präsidiere, setzt sich für ein Miteinander statt für ein Gegeneinander ein. Weiter bin ich im Vorstand des Bündner Mieterverbandes. An meinem Architekturstudium an der ETH habe ich mich mit Wohn- und Lebensraum und Raumplanung auseinander gesetzt. Das ist die zweite politische Richtung, wo ich herkomme.

Sie haben die Asylproblematik angesprochen. Weltweit brennen Krisenherde. Kann man als SP-Kantonalpräsident diesbezüglich überhaupt etwas machen?

Es ist global in der Tat eine sehr schwierige Situation. In der Asylproblematik sollten wir aufhören zu fragen, ob wir mehr aufnehmen sollen, sondern wie wir es machen sollten. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man sich als Politiker um Fragen in den Gemeinden, dem Kanton und darüber hinaus kümmern sollte.

Die SP hat an den Parlamentswahlen im Herbst 2015 zwar leicht gewonnen. Gleichzeitig hat die Rechte aber deutlich zugelegt, wie bekanntlich in vielen Regionen Europas. Das ist keine einfache Situation, um diesen Job anzutreten, oder?

Natürlich ist die politische Grosswetterlage nicht, wie wir es uns wünschten. Es ist für mich immer noch unverständlich, warum die Bündner einen ihrer Nationalratssitze nach Zürich verschenkten. Ich war richtig schockiert. Umso mehr will ich aufzeigen, wer für die einfache Bevölkerung da ist und wer für eine kleine Schicht von Reichen.

Bald schon beginnen die grossen Olympiadiskussionen wieder. Ihr Vorgänger Jon Pult hat sich bei der letzten Abstimmung als Gegner massiv ins Zeug gelegt. Werden Sie dasselbe tun?

Ich bin der Meinung, dass das alles zu schnell geht. Gerade hat Graubünden Nein gesagt, und für mich hat sich seither nichts geändert. Auch der Rest der demokratischen Welt halt dieser Art der Spiele ja mehrfach Absagen erteilt. Das IOC muss erstmal beweisen, dass sich was geändert hat. Da helfen ein paar kosmetische Korrekturen in den Projektanforderungen nicht. Dass man es in Graubünden einfach immer wieder probiert, ist für mich eher ein Armutszeugnis.

Das heisst, Sie werden der neue Bündner Olympia-Gegner Nummer 1?

Ich warte jetzt erstmal ab, wie die Kandidatur im Detail aussehen wird. Natürlich kann man diskutieren. Aber für mich ist das Ganze ein Schuss ins Blaue. Die Wirtschaftsverbände basteln was zusammen, und die Bündner Regierung gibt dazu unverständlicherweise grünes Licht.

Und wann geht’s bei Ihnen nun los mit Ihrem neuen Job?

Ich fange sofort an zu arbeiten.

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(Bilder: Charly Bosshard)