Die Exilbündnerin Nyna Dubois, die vielen Menschen in der Schweiz noch unter dem Namen Cantieni bekannt ist, meldet sich nach der Babypause mit ihrem zweiten Soloalbum zurück. Die studierte Jazzsängerin wohnt seit einigen Jahren in Bern, gehört aber mit ihrer einzigartigen Stimme fix zur Bündner Musikszene als gern gehörter Featuring-Gast bei Grössen wie Gimma und Cigi.
Kein Wunder also, dass die Ausnahmestimme auf hochwertige Produktionen setzt und für die neue CD auf die Produzentenlegende SAD aka Sandro Durrer zählen konnte. Das verführerische Klangbild ihrer Stimme lädt ein, aktiv hinzuhören. Ihre souligen Songs geben ihr eine Monopolstellung im Mundartkuchen Graubünden.
Wir haben mit der jungen Frau übers neue Werk «Uma’s Songs» gesprochen und unsere Vorfreude darauf weiter angekurbelt.
Du bist seit dem Vorgängerwerk «Gold» Mutter geworden und hast geheiratet. Wie grossen Einfluss hat deine neue Lebenssituation auf deine Kunst?
Einen ziemlich grossen. Die neuen Gefühle als Mutter und Ehefrau fliessen unwillkürlich in meine Songs ein. So starke Emotionen habe ich vorher nicht gekannt. Durch das Mutterwerden und Muttersein fand ich noch mehr zu meiner Weiblichkeit. Nur schon der Fakt, dass man eine Geburt überstanden hat, gibt einem ein vorher noch nie dagewesenes Selbstvertrauen und eine Ruhe. Die Liebe hat einen noch grösseren Stellenwert in meinem Leben als jemals zuvor – und die neue Verantwortung macht einen erwachsener. Ich machte mir automatisch auch mehr Gedanken über die eigene Herkunft.
Natürlich war auch die Zeit etwas begrenzter, in welcher ich an den Songs fürs neue Album schreiben konnte. Texte und Melodien stammen alle aus meiner Feder. So machte ich einige Nachtschichten oder hatte die schlafende Uma auf mir im Studio bei SAD. Im Allgemeinen war es mir aber bei «Uma’s Songs» sehr wichtig, zurück zu meinen musikalischen Wurzeln zu finden, ich wollte bewusst wieder mehr Elemente aus der Soulmusik einfliessen lassen und auch stimmlich vermehrt luftige, warme Lines und Chörlis zu bringen, was genau mein Ding ist.
Du arbeitest hauptberuflich als Sängerin und Mutter. Wie bekommst du das alles unter einen Hut?
Ich habe das grosse Glück, dass ich als Gesangslehrerin an der gleichen Musikschule unterrichte, an der auch mein Mann arbeitet. Durch den Einzelunterricht sind wir mit dem Stundenplan flexibel und können uns abwechseln. Jemand von uns ist immer bei unserer Tochter, was wir alle drei sehr geniessen. Wenn ich Konzerte habe, schauen oft meine Eltern auf Uma, und so ist es ehrlich gesagt gar nicht so eine grosse Sache, das alles unter einen Hut zu bringen. Der Alltag mit unserer Kleinen ist so wunderschön, dass ganz viel Inspiration von ihr kommt und ich es überhaupt nicht als anstrengend oder stressig empfinde, im Gegenteil. Ich möchte allen jungen Müttern und Vätern Mut machen – solange die Freude am eigenen Kind zuoberst steht, ist alles machbar!
Du hast bereits mehrere erfolgreiche Crowdfunding-Projekte hinter dir. Wie wichtig ist Crowdfunding für die Musikszene Schweiz 2016?
Ich bin ein grosser Crowdfunding-Fan. Dieser neue, unabhängige Weg eignet sich sehr gut, sich zum Beispiel eine Albumproduktion zu finanzieren. Plattformen wie «wemakeit.ch» finde ich grossartig, wenn man eigenständig bleiben möchte und so wie ich keinen Plattenvertrag mit grosser Kostendeckung im Rücken hat. Leider ist es vielen Leuten nicht bewusst, dass neben sehr viel Zeit auch sehr viel Geld benötigt wird, um eine fixfertige CD in den Händen zu halten.
Dein Lebensmittelpunkt ist Bern. Wie oft hast du «Bergweh»?
Haha, Berge hat es zum Glück im schönen Berner Oberland auch zur Genüge. Aber alle, die mich kennen, wissen, dass ich lieber am Strand als in den Bergen bin. Obwohl ich mit 14 Jahren ohne Witz in EINEM TAG mit meinem Mami auf den Calanda und zurück gewandert bin. Ich mag die Berge also auch sehr. Klar, ich freue mich immer wahnsinnig, wenn ich nach Chur gehen kann – meine Eltern und mein Bruder leben da und natürlich habe ich auch manchmal etwas Heimweh. In Bern ist es mir aber sehr wohl und ich liebe diese Stadt an der Aare.
Wie aktiv verfolgst du die Bündner Musikszene?
Ehrlich gesagt nicht wahnsinnig aktiv. Ich habe aber vor einer Woche die neue Single von Breitbild gehört und bin total begeistert! Habe mir dann natürlich sofort das ganze Album gekauft. Sonst bin ich leider nicht so up to date… Was gibt es so Neues? Sollte mehr GRHeute lesen…
Du hast mit Soul- und Popmusik in Bündner Dialekt deine Nische gefunden. Wird es irgendwann vielleicht sogar mal einen Rocksong von Nyna geben?
Wer weiss. 😀 Wobei ich meine Stimme nicht so im Rock höre. Ich war lange mit Sandee als Backgroundsängerin unterwegs, da habe ich etwas «Rockluft» geschnuppert. Allerdings bewege ich mich tatsächlich lieber im Pop / Soul, Jazz und gerne auch Hiphop.
Deine Diskografie ist lang. Mit welchen drei Künstlern hast du bisher am liebsten zusammen gearbeitet?
Mit Steff la Cheffe, mit Gimma, und natürlich mit meinem Ehemann André. Wir haben ein Gershwin-Duo, er ist ein fantastischer klassischer Pianist, welcher aber auch exzellent Jazz spielen kann.
Wirst du weiterhin auch aktiv als Featuregast auf Rap-Longplayern mitmischen oder liegt dein Hauptfokus, natürlich neben Uma, auf deiner Solokarriere?
Wenn mich jemand für ein Feature fragt und mir der Song gefällt, mache ich immer gerne auch Features. Ich denke, das Eine schliesst das Andere auf keinen Fall aus – im Gegenteil. Gute Zusammenarbeiten bringen immer auch neue Inspirationen.
Das Album «Uma’s Songs» erscheint am 22. April 2016 und kann bereits vorbestellt werden. Mehr Informationen auf der offiziellen Facebook-Seite.