Regierungsrätin Carmelia Maissen hat heute Mittwoch das sanierte und erweiterte Staatsgebäude in Chur offiziell dem Obergericht und dessen Präsidenten Remo Cavegn übergeben. Das über 140-jährige Staatsgebäude wurde während über zwei Jahren unter denkmalpflegerischer Begleitung saniert und mit einem Anbau erweitert. Die Justizreform 3 ist somit auch räumlich umgesetzt.
«Die Zusammenführung von Kantons- und Verwaltungsgericht zum kantonalen Obergericht bildet das Herzstück der Justizreform 3», sagte Remo Cavegn, Präsident des Obergerichts. Diese wurde Ende November 2022 von der Bündner Stimmbevölkerung beschlossen. Per Anfang 2025 hat das Obergericht die Rechtsprechungstätigkeit aufgenommen. Es bildet seither die oberste kantonale Gerichtsinstanz in Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialversicherungsstreitigkeiten sowie in Zivil- und Strafsachen.

In der Anfangsphase wurde der Gerichtsbetrieb an den beiden bisherigen Standorten an der Oberen Plessurstrasse 1 (früheres Verwaltungsgericht) sowie der Poststrasse 14 (früheres Kantonsgericht) in Chur weitergeführt. «Seit Ende Oktober ist das Obergericht nun auch räumlich unter einem Dach vereint», freute sich Cavegn. Rund 50 Mitarbeitende sind seither im ehemaligen Staatsgebäude an der Grabenstrasse 30 in Chur tätig, wie die Standeskanzlei des Kantons Graubünden am Mittwoch mitteilte.
Eine neue Ära beginnt
«Mit der Übergabe an das Obergericht beginnt für das Staatsgebäude eine neue Ära», sagte Regierungsrätin Carmelia Maissen, Vorsteherin des Departements für Infrastruktur, Energie und Mobilität, in ihrer Rede anlässlich der offiziellen Eröffnung. Das über 140-jährige Gebäude war das erste offizielle Staatsgebäude des Kantons Graubünden, welches in den Jahren 1877/1878 durch den Churer Architekten Johannes Ludwig errichtet wurde.

In seinen Anfangszeiten war es zugleich Sitz des Grossen Rats, der Graubündner Kantonalbank und des Kantonsgerichts. Während des Ersten Weltkriegs war das Platzkommando Chur im Staatsgebäude einquartiert, in den 1920er-Jahren zog das Tiefbauamt Graubünden an die Grabenstrasse, wo es bis zum Beginn der Umbauarbeiten 2023 blieb. «Das Staatsgebäude ist ein geschichtsträchtiges Haus, das eine wichtige Rolle für den Kanton erfüllt. Ich freue mich, dass es wieder einen Teil seiner staatlichen Aufgaben zurückerhält, die es bereits einmal hatte», so Maissen.
Enger Zeitplan eingehalten
Mit dem Umbau wurde im Wesentlichen die ursprüngliche Raumaufteilung im Gebäude wiederhergestellt. Im neuen Obergericht und dessen Anbau finden sich Parteien-, Gerichts- und Sitzungszimmer, Bibliothek, Einzel- und Teambüros, Nebenräume sowie die Kanzlei mit Empfang und Eingangsfoyer sowie die interne Caféteria. «Besonders hervorzuheben ist die Wiederherstellung des alten Lichthofs und des ehemaligen zweistöckigen Grossratssaals, wo sich heute der grosse Gerichtssaal befindet», führte Regierungsrätin Maissen weiter aus. Dieser präsentiert sich wieder mit den ursprünglich farbigen Kunstverglasungen und den historischen Kronleuchtern.

Ein neu errichteter Park zwischen der Villa Brügger, dem Gartenpavillon und dem Staatsgebäude verbindet die Anlage. «Der Zeitplan für das komplexe Bauvorhaben war von Beginn an äusserst straff. Nur dank grossem Einsatz aller Beteiligten ist es gelungen, sämtliche Projektziele zu erreichen und Termine einzuhalten», sagte Kantonsbaumeister Andreas Kohne.
Mehrheitlich regionale Unternehmen
Im Mai 2023 starteten die Anbau- und Sanierungsarbeiten am Staatsgebäude unter der Leitung des Hochbauamts, welches eng mit dem Planungsteam und der kantonalen Denkmalpflege zusammenarbeitete. Aebi & Vincent Architekten AG aus Bern und die Fanzun AG aus Chur waren für die Planung und Ausführung verantwortlich. Für die Bauarbeiten konnten mehrheitlich regionale Unternehmungen beauftragt werden.
Die Kosten für das gesamte Projekt bewegen sich im bewilligten Kreditrahmen von 29,2 Millionen Franken. Der Grosse Rat hiess den Verpflichtungskredit in der Junisession 2022 gut, am 27. November 2022 wurde er von der Bündner Stimmbevölkerung angenommen.
(Bilder: zVg/Ingo Rasp)

