Züzis machen Bündner Gastroleben unsicher

Die Hotspots des Winters – sie wurden von Zürchern erfunden. Damit die Unterländer auch in der Höhe nicht auf ihren Lieblingsdrink in der Lieblingsatmosphäre verzichten müssen.

Vor langer, langer Zeit gab es in Herrliberg am See eine Bar namens Bermuda. Motorboote, eins mondäner als das andere, konnten dort ankern und Fahrer und Begleiterinnen und Begleiter direkt die Bar entern. Als Einheimische war man eher unterdotiert. Dafür fand man sich schnell in Cliquen wieder, die sich alle aus Arosa kannten. Auch der Barkeeper war im Winter in Arosa beschäftigt; er war der Grund, weshalb sie alle im Schanfigg Ferien gemacht hatten.

Dass Zürcher in Graubünden für Gastro-Events zuständig sind, ist also nicht neu. Der Pöstli-Club in Davos etwa wird schon seit elf Jahren von Seigi Sterkoudis und seiner Frau Mirjam geführt, wie der «Tages-Anzeiger» heute in einer Auflistung über Zürcher Gastronomen in Graubünden ausführt. Wer ins Pöstli will, muss zwei Bedingungen erfüllen: Auf der Gästeliste stehen und älter als 23 Jahre alt sein – so wie es in vielen Zürcher Clubs üblich ist.

Noch länger als die Sterkoudis ist übrigens nur Hitch Leu im Einsatz, der in den 80ern das Eden in Arosa führte. Heute betreibt Leu die Hörnlihütte und das Restaurant Lamm und Leu.

Ebenfalls in Arosa gestrandet ist Michel Péclard, in Zürich als Betreiber des Outdoor-Restaurants Pumpstation an der Seepromenade und dem Fischer’s Fritz im Seefeld bekannt. Seine Züri-Stube im Alpenblick führt er dieses Jahr die erste Saison.

Schon mal in der Casa Antica in Klosters versumpft? Den Club gibt es schon länger, als wir alt sind. Heute gehört der Pachtvertrag Ivo Sacchi, dem CEO von Universal Music Schweiz, Marco Ammann und Louis Bisang vom Club Bellevue, Koni Frei, Urs Mühlherr, Yves Spink und Zsolt Tscheligi. In den 70ern, so der «Tages-Anzeiger», machten dort Show-Grössen wie Hazy Osterwald und Pepe Lienhard die Nacht zum Tag. Heute ist das Publikum gemischt: «Hier feiern Väter mit Söhnen und Mütter mit Töchtern», sagt Koni Frei. Unter ihnen Einheimische, Banker, Skilehrer und Models.

Für Furore sorgte in diesem Jahr aber ein temporäres Restaurant, eingebaut in eine Gondelhalle: Die Gondelhalle in Laax. Reto Gurtner hat den Zürcher Gastronom Sami Khouri eigenhändig in die Weisse Arena geholt. Sie bauten eine Gastroküche in die Lagerhalle und stellten eine Gondel in die Mitte des Raumes – wo jetzt ein DJ für groovigen Sound sorgt. Ein Fünfgänger kostet 85 Franken, reservieren kann man nur per SMS. Das Konzept ist so erfolgreich, dass Gurtner darüber nachdenkt, es auch nächstes Jahr weiter zu führen.

 

(Bild: Facebook Pöstli Club)