«Und plötzlich ist alles anders», sagt die immer noch stark mitgenommene Sonja Jorns, während sie durch den Schutthaufen läuft, welcher der Grossbrand in der Nacht auf Freitag hinterlassen hat. Auch wenn dank immensem Einsatz der Feuerwehr ein Übergriff auf ihr Wohnhaus verhindert werden konnte, die Familie Jorns, die ein Transportunternehmen betreibt, steht aktuell vor einer ungewissen Zukunft. Denn wie es aussieht, werden ein Grossteil der Fahrzeuge, Maschinen und Gerätschaften, die verbrannt sind, nicht von der Versicherung ersetzt.
Wenn sie an die Nacht vom Donnerstag auf den Freitag zurückdenke, fühle sich das alles an, wie in einem schlechten Film. «Durch das Explodieren von Reifen, Fässern, Gasflaschen und weiterem wurden wir geweckt und während wir realisierten, dass es brannte, stand der Stall bereits schon in Vollbrand.»
Grosse Solidarität spürbar
Um 00.30 Uhr wurde der Ersteinsatz der Feuerwehr Vorderprättigau nach Valzeina beordert. Diese schreibt, dass sie aufgrund der Alarmmeldung «Vollbrand» schon vor der Anfahrt die gesamte Feuerwehr mit allen Mitteln aufbot, denn schon von weither konnte der Grossbrand gesehen werden. Neben der Feuerwehr Vorderprättigau wurde zudem die Feuerwehr Landquart mit dem 10’000 Liter fassenden Grosstanklöschfahrzeug sowie die Feuerwehr der EMS Chemie aufgeboten. Da in Valzeina das Wasser schnell knapp wurde, erstellten die Retter einen Shuttletransport mit Löschwasser von Grüsch aus und speisten beide Tanklöschfahrzeuge ein, was dafür sorgte, dass das Wohnhaus von den Flammen verschont blieb.
Bei der Löschaktion, die noch den ganzen Freitag andauerte, standen rund 70 Einsatzkräften im Einsatz. Jorns sagt, man könne das Eingreifen der Feuerwehr nicht genug wertschätzen. «Dass sie es geschafft haben, das Wohnhaus, welches nur wenige Meter entfernt war zu schützen, grenzt an ein Wunder. Die Feuerwehr und ebenso die Polizei haben wirklich einen sehr guten Job gemacht, für den wir uns herzlich bedanken möchten.» Ebenfalls tief berührt sind die Jorns von der Solidarität der Mitmenschen, die ihnen sofort unter die Arme gegriffen und schnell dafür gesorgt hätten, dass sie bald wieder zurück in den Alltag finden.
Ganze Jugend ausgelöscht
Auch wenn beim Brand glücklicherweise keine Personen zu Schaden kamen, das Ausmass der Zerstörung, welche die Flammen an der Valzeinastrasse 18 hinterlassen haben, stimmt einem traurig und zeigt, dass mit Feuer echt nicht zu spassen ist. Der jüngste Jorns-Spross Marco zeichnet nach, was in der Werkstatt und im Stall alles gestanden hat. «Diverse Autos, Pneulader, viele Töffs und Töfflis sind komplett verbrennt. Darunter haben sich auch ein Fahrzeug und drei Töfflis von Kunden befunden.»
Auch wenn der Schaden grösser ausgefallen wäre, wenn das Lager in Grüsch mit den Lastwagen gebrannt hätte, sei der Verlust auch hier oberhalb enorm. «Übernommen werden von der Versicherung in der Regel leider nur die Fahrzeuge mit Kasco-Versicherung eingelöst sind. Die meisten hier sind Oldtimer, die wir normalerweise nur ein oder zwei Mal im Jahr fahren. Das sind so Sammlerstücke und somit Herzensprojekte.»
Diese sind laut Sonja Jorns in gutem, restauriertem Zustand. «Die hätte man sicher alle auch speziell versichern müssen, doch wer denkt schon an sowas? Das Restaurieren und Reparieren der Autos, Töffli und Töffs war das gemeinsame Hobby, die Leidenschaft und auch der ganze Stolz von Roger und Franco.» In das hätten sie sehr viel Geld investiert und die Zeit könne man nicht miteinrechnen. «Franco hat seit er 13-jährig war seine gesamte Freizeit in seine Leidenschaft gesteckt. Nachdem jetzt der Hauptsitz der Transportfirma abgebrannt sei, stehe die Zeit momentan still, sagt Sonja Jorns. «Im Moment arbeitet hier niemand. Man kann keine Schraube anziehen, da alles abgebrannt ist.»
Marco ergänzt, dass im Winter normalerweise die Mechaniker an den Lastwagen Service machen, da es zu dieser Jahreszeit wenig Transportgeschichten gebe. Doch auch hier sei ihnen bereits Hilfe von verschiedenen Firmen angeboten worden, sagt Sonja Jorns. «Diese Solidarität der Leute berührt uns und stimmt uns sehr dankbar.»
Einfach wird es aber trotz Ausweichmöglichkeiten nicht für die Familie Jorns. Auf der einen Seite ist das Areal auf dem es gebrannt hat, immer noch von der Polizei abgeriegelt, auf der anderen Seite liege ihnen die Ungewissheit schwer auf dem Magen. Auch die Familie Glück im Unglück hatte und wenigstens noch ihr Haus verschont geblieben sei, bringe der Brand sie sehr wohl in eine prekäre Situation.
Solidaritätsaktion gestartet
Der von der Versicherung ungedeckte Schaden sei riesengross und belaste neben dem Arbeitsausfall auch noch das Budget. Sie seien Menschen, die bisher immer versucht haben, die Dinge selbst zu regeln und nicht gerne Hilfe von anderen annehmen würden. «Doch die Tatsache, dass eine so grosse Schadensumme nicht gedeckt ist, hat uns gleich nochmals umgehauen. Schon speziell, wenn man bedenkt, wie viel man jährlich an Versicherungen einzahlt. Dann ist diese eine Lücke da, die vergessen wurde…»
Aus diesem Grund hat die Zeitung «Prättigauer & Herrschäftler» eine Solidaritätsaktion gestartet, um der Familie Jorns wieder auf die Beine zu helfen. Wer mithelfen will, kann freiwillig einen Beitrag leisten an die Zahladresse:
IBAN CH55 8080 8008 7531 5670 0
Sonja Jorns
Valzeinastrasse 18
7213 Valzeina
Bilder des Brandes vom Freitagabend:
(Text: Christian Imhof, Bilder: zVg.)