Am Wochenende beginnt die Unihockey-Saison 2024/25 in den höchsten Schweizer Ligen. Die Bündner Teams starten nach der schwächsten Saison seit langem (vielleicht sogar aller Zeiten) wieder mit Ambitionen. Ein Blick auf die Top 4-Mannschaften des Kantons.
Thomas Berger, der langjährige Trainer von Alligator Malans, kehrte letzte Saison nach seiner Zeit im Ausland in die Schweiz zurück und brachte genau das, was von ihm erwartet wurde: Struktur ins Spiel und Stabilität, um das Team vom Abstiegskampf fernzuhalten. Er hat nun Unterstützung von Philipp Krebs, der beim HCR als Analytiker freigestellt wurde, und Marco Kälin, der als Physis-Coach amtet. Kälin hat seine Tochter Annik im Weitsprung und Siebenkampf zur Weltklasse geführt, was seine Expertise im Bereich Fitness unterstreicht.
Neue Söldner in Malans
Im Team gab es allerdings einige Veränderungen: Die langjährigen Leistungsträger Joel Friolet und Christoph Camenisch haben ihre Karrieren beendet. Nationaltrainer Johan Schönbeck warnt auf der Verbands-Webseite: «Der Abgang erfahrener Charakter-Spieler wie Friolet und Camenisch ist nicht zu unterschätzen.» Auf der anderen Seite wurde der Kader im Ausländersektor aufgerüstet. Rasmus Enström, dessen Wechsel schon früh bekannt war, verstärkt das Team, ebenso wie Martin Sindelar, der mit Tatran das tschechische Triple gewann. Schönbeck hebt hervor: «Mit Rasmus Enström hat Malans jetzt auch einen Leader auf dem Feld, der genau weiss, was es zum Siegen braucht.» Zudem kommen die jungen Spieler Emil Mikaelsson und Martin Gattnar hinzu, wobei letzterer bereits für die tschechische Nationalmannschaft nominiert wurde.
Wird die Sporthalle Lust wieder zu einem echten Heimvorteil?
Ein wichtiger Punkt bleibt die Heimstärke von Malans. Die Sporthalle Lust soll wieder zu einem Ort werden, an den kein Gegner gerne reist. In der vergangenen Saison schaffte es das Team jedoch nicht, einen Heimsieg im Viertelfinale zu erringen. Offensiv war Malans die schwächste Mannschaft der Playoff-Teilnehmer, obwohl sie in der Defensive im Schnitt ein Gegentor weniger als in der vorherigen Saison kassierten. «Offensiv verstärkt, defensiv ging etwas an Breite verloren», fasst Schönbeck die Situation zusammen.
Die Erwartungen an die neuen ausländischen Spieler sind hoch – sie sollen mehr Punkte liefern als die drei finnischen Spieler der letzten Saison. Schönbeck bleibt optimistisch: «Wenn die Defensive stimmt, kann Alligator für jedes Team ein unangenehmer Gegner werden.» Alligator startet am Samstag um 17 Uhr in Malans gegen Rychenberg Winterthur in die neue Saison.
Chur will wieder in die Playoffs
Der 28-jährige Theodor Jonsson, der vor einem Jahr von Alligator Malans zu Chur Unihockey wechselte, trat in seine erste Rolle als Headcoach eines Männerteams. Seine erste Saison war typisch für ein Team mit neuem Trainer: Die Vorbereitung war zu kurz, um alle Ideen rechtzeitig umzusetzen, und als die Churer schliesslich bereit waren, hatten sie den Anschluss an die Playoff-Plätze bereits verloren. Daher könnte die zweite Saison einfacher werden, da Jonsson und sein Team mehr Zeit haben, ihre Strategien zu verfeinern.
«Agreement» abgesägt
Im Bereich der Transfers gab es einige Bewegung in der Bündner Hauptstadt. Auf der einen Seite haben mehrere Routiniers das Team verlassen. Demgegenüber stehen drei neue Zuzüge: Levi Walser, der bei Chur bessere Entwicklungsmöglichkeiten sieht als bei Malans, Axel Backström, der bereits zwei Saisons bei Alligator Malans spielte und die Liga kennt, und Adam Nilsson, der geholt wurde, um die Torproduktion anzukurbeln. Diese war zuvor zu sehr von Martin Östholm abhängig. Wer genau nachrechnet, erkennt, dass Chur nun fünf erwachsene Ausländer im Team hat – eine klare Ansage an die Konkurrenz, dass sie sich nicht mehr an das «Agreement» halten.
Erfahren oder überaltert
Die grosse Schwäche in der letzten Saison war die Torproduktion. Besonders in der ersten Saisonhälfte taten sich die Bündner schwer, regelmässig zu treffen. Am Ende hatte Martin Östholm mehr Punkte erzielt als der zweit- und drittbeste Skorer, Yanik Castelberg und Manuel Rieder, zusammen. Zudem sind Schlüsselspieler wie Goalie Christoph Reich sowie die ausländischen Routiniers Daniel Sesulka, Lukas Veltsmid und Martin Östholm im Schnitt 32 Jahre alt. Dies lässt Zweifel aufkommen, ob die Zukunft des Teams in der höchsten Schweizer Liga, der UPL, wirklich rosig ist.
Spannender Neuzuzug
Nationaltrainer Johan Schönbeck sieht die Verpflichtung von Adam Nilsson dennoch als Hoffnungsschimmer: «Mit Adam Nilsson vom Allsvenskan-Team Strängnäs gelang ein spannender Transfer. Ich war Coach, als er 2022 sein SsL-Debüt mit vier Toren gegen Pixbo feierte und in den ersten sieben Spielen immer traf.» Schönbeck betont die Offensivkraft von Nilsson und die Möglichkeit, ihn zusammen mit Östholm in einer gefährlichen Linie zu sehen. «Eine Linie mit den Scharfschützen Östholm und Nilsson und einem der jungen Rechtsausleger klingt spannend», so Schönbeck.
Allerdings liegt der Druck auch auf Torhüter Christoph Reich. «Torhüter Christoph Reich muss mit Topleistungen seinem Team helfen», fügt Schönbeck hinzu. Es bleibt abzuwarten, ob Chur Unihockey mit diesen Anpassungen endlich den Schritt in Richtung Playoffs schaffen kann. Chur startet die Saison am Samstagabend um 19 Uhr in der Turnhalle der Gewerblichen Berufsschule gegen Floorball Thurgau.
Iron-Marmots in der «Saison danach»
In der Nationalliga B war der Viertelfinalsieg der Iron-Marmots Davos gegen Obwalden die grösste Überraschung der letzten NLB-Saison. Das Team von Trainer Malecek kämpfte mit grossem Einsatz und Zusammenhalt gegen den Favoriten und schaffte es, die schwedischen Stars von Ad Astra grösstenteils in Schach zu halten. Doch im Sommer musste sich das Team von einigen wichtigen Spielern verabschieden, allen voran Topscorer Luca Rizzi, der zum Aufsteiger Pfanni nach Zürich wechselt. Auch Nino Vetsch und Simon Nett hinterlassen spürbare Lücken im Kader.
Im Tor steht nun das finnische Talent Jesperi Kärki, der den Rücktritt von Yannick Vogt kompensieren soll. Die Verantwortung für die Tore lastet vor allem auf dem 22-jährigen Jörg Meier, der in der vergangenen Saison 40 Punkte erzielte. Unterstützung bekommt er von Jere Kaartinen, der Weissenfels zur deutschen Meisterschaft führte, und dessen Teamkollegen Luca Beyrich.
Einfach dürfte es nicht werden, eine Playoff-Teilnahme der Davoser «Murmeltiere» ist alles andere als garantiert. Die Davoser starten am übernächsten Sonntag (22. September) in Grünenmatt in die Saison.
Mischt Piranha wieder vorne mit?
In der NLA der Frauen will Piranha Chur wieder an die Spitze zurück: Das Trainerduo Mirco Torri und Simon Zopf geht in seine dritte volle Saison als Co-Headcoaches bei Piranha Chur. Bisher haben sie einige junge Spielerinnen ins Team integriert und trotz des Verlusts von Schlüsselspielerinnen wie Corin Rüttimann, Michaela Mlejnková und der früh abgewanderten Vendula Berankova den Halbfinal erreicht. Nun wird es spannend zu sehen, wie sie den Neuzugang Sofia Joelsson, eine der grössten Offensivwaffen der Liga, einsetzen.
Spektakulärer Transfer
Im Bereich der Transfers wird die energiegeladene Doris Berger sicherlich fehlen, aber Annina Faisst, die von den Riders kommt, soll als neuer Antrieb des Teams fungieren. Faisst hat das Potenzial, mit besseren Mitspielerinnen noch effektiver zu spielen. Der spektakulärste Transfer der gesamten Liga ist jedoch Sofia Joelsson, dreifache Weltmeisterin und schwedische Dauersiegerin mit Thorengruppen. In der letzten Saison der SsL erzielte sie beeindruckende 53 Tore – es sieht danach aus, als ob sie zur Topskorerin der Liga werden könnte.
Flucht nach vorne
Nationaltrainer Oscar Lundin zeigt sich von den Verstärkungen beeindruckt: «Mit Sofia Joelsson und Annina Faisst gelangen in der Offensive zwei Top-Transfers. Mit mehr Feuerkraft vorne und einer gewohnt soliden Abwehr hat sich Piranha klar verbessert.» Auch in der Vorbereitung sorgte das Team für positive Eindrücke: «In der Vorbereitungsphase haben mir die gefährlichen Konter besonders gut gefallen», so Lundin weiter.
Fragezeichen zwischen den Pfosten
Ein möglicher Schwachpunkt könnte jedoch im Tor liegen, da Piranha mit zwei unerfahrenen Torhüterinnen in die Saison geht. Zudem hat die Verteidigung mit dem Abgang von Berger an Stabilität eingebüsst. Doch es könnte sein, dass dies alles keine grosse Rolle spielt, wenn Joelsson ihre Torjägerqualitäten voll entfaltet. Wenn Annina Faisst sich schnell einlebt und Eliska Trojankova ihre starke Form aus dem Supercup hält, könnte Piranha Chur sehr weit kommen. Piranha Chur startet am Samstagabend um 19 Uhr in Bern Burgdorf in die Saison.
(Bilder: Erwin Keller (Alligator Malans), Sergio Brunetti/stockpix.it)