Graubünden Ferien hat an der Generalversammlung in Chur zwei Hauptentwicklungen für den Bündner Tourismus benannt: die zurückgekehrte Nachfrage aus den Fernmärkten sowie die notwendige nachhaltigere Ausrichtung des Tourismus. Dass sich diese beiden Trends nicht ausschliessen, zeigen die aktuellen Arbeiten der Tourismusorganisation.
Graubünden-Ferien-Präsident Jürg Schmid durfte an der Generalversammlung vom 29. Mai 2024 im Somedia-Medienhaus in Chur auf ein erfolgreiches Tourismusjahr 2023 zurückblicken. Mit rund 5,4 Millionen Logiernächten in der Hotellerie Graubündens übersteigt die Nachfrage 2019 als letztes Tourismusjahr vor der Pandemie, wie Graubünden Ferien am Mittwoch mitteilte. Auch mittelfristig werden bessere Resultate erwartet. «Wir dürfen heute mit Gewissheit sagen, dass der Bündner Tourismus gestärkt aus einer Zeit der immensen Herausforderung hervorgegangen ist», erklärte Schmid.
Regierungsrat Peter Peyer ging in seiner Grussbotschaft der Regierung auf die anfangs Jahr erschienene Wertschöpfungsstudie zum Bündner Tourismus ein. Demnach erzeugt die Tourismuswirtschaft eine Bruttowertschöpfung von rund vier Milliarden Franken, und der Tourismus gibt über 30 % der Einwohnerschaft von Graubünden Arbeit. Auch nannte Peyer die neue Tourismusstrategie der Regierung. «Die Tourismusstrategie soll ein Orientierungsrahmen für alle Akteure im Bündner Tourismus darstellen.» Sie sei ein Startpunkt für die weitere Tourismusentwicklung, so dass die hohe Bedeutung nicht plötzlich zu einem Klumpenrisiko oder gar zu einem nicht mehr zukunftsfähigen Geschäftsmodell werde, sagte Peyer.
Fernmärkte im Kommen
In der weiteren Tourismusentwicklung wird eine steigende Bedeutung der Fernmärkte erwartet. So hat sich bereits 2023 die Nachfrage aus Asien, gemessen an den Hotelübernachtungen in Graubünden, gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Aus den USA konnten so viele Gäste gezählt werden wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Und aus den Golfstaaten reisten so viele Gäste an wie noch nie. Graubünden Ferien ist zusammen mit HotellerieSuisse Graubünden und über 20 Partnern in diesen Fernmärkten präsent. «2023 konnten wir erstmals aus dem vollen Schöpfen und insgesamt 20 Trade-Kampagnen durchführen», so Graubünden-Ferien-CEO Martin Vincenz.
Wie sich die Märkte West – von Amerika bis Westeuropa – entwickeln, zeigte an der Versammlung die zuständige Leiterin von Schweiz Tourismus, Corinne Genoud, auf. Betrachtet man die Gästeankünfte seit 2019, hat sich die Schweiz schneller als der europäische Durchschnitt von den Pandemiejahren erholt. Dies sei insbesondere auch der Kundenpflege zu verdanken, so Corinne Genoud. Heute seien die Aussichten sehr erfreulich, und «in den Fernmärkten geht die Post ab».
Nachhaltigkeit als Verpflichtung
Mit der Fernmärkte-Initiative von Graubünden Ferien werden die Wachstumsmärkte für den Tourismuskanton erschlossen. Die Initiative stünde nur bedingt in Widerspruch zur gemeinsamen Verpflichtung für einen nachhaltigeren Tourismus, sagte CEO Vincenz. Es gehe vielmehr darum, diese Europa-Reisenden auch für einen Aufenthalt in Graubünden zu gewinnen. Im Zentrum stünden Individualtouristen. Diese reisen auch ausserhalb der Ferienstosszeiten an, sie bleiben länger und sie zeigen sich vergleichsweise ausgabefreudig.
Als Leiterin Nachhaltigkeit bei Graubünden Ferien nannte Martina Hollenstein Stadler folgende Aufgabenbereiche der Projektstelle: Vernetzung, Wissensvermittlung und Koordination, Projekte und Services mit und für touristische Partner, Kommunikation und Marketing sowie Messung der nachhaltigen Entwicklung. «Wir leben die Nachhaltigkeit chancenorientiert und packen die Herausforderungen mit unseren Partnern proaktiv an.» So findet am Dienstag, 18. Juni 2024, ein Netzwerktag statt. Der Anlass richtet sich an Nachhaltigkeitsverantwortliche in Destinationen sowie touristischen Betrieben und an Personen, die in ihrer touristischen Arbeit regelmässig mit Nachhaltigkeitsfragestellungen konfrontiert sind.
Digitaler Jahresbericht 2023 erschienen
Gemäss dem kantonalen Leistungsauftrag lag der Schwerpunkt aller operativen Arbeiten von Graubünden Ferien 2023 auf der Gewinnung neuer Gäste für ein qualitatives Wachstum im Bündner Tourismus. Mit digitalem Marketing und über Owned Media wurden potenzielle Gäste für Ferien in Graubünden inspiriert. Ein besonderer Fokus lag auf der Romandie, in der Graubünden Ferien neu aktiv ist.
Kerstin Sigron, Chief Service Officer und Mitglied der Geschäftsleitung bei Graubünden Ferien, gab an der Generalversammlung einen Überblick zu den Shared Services. In fünf Jahren konnten insgesamt 612 Services in den Bereichen Inhalt, Vermarktung und Absatz bei Partnern und Dienstleistenden umgesetzt werden. Zusätzlich wichtig geworden sind Webinare zur Wissensvermittlung in die Branche, die Verfolgung von Trends und die Ausweitung der Services auf den Bereich Nachhaltigkeit.
(Bilder: zVg./GRF)