Die Sprengung des Castieler Viadukts im Video

Der Castieler Viadukt auf der Arosalinie der Rhätischen Bahn (RhB) wird in den Jahren 2023/24 neu gebaut. Bis auf zwei Wochen Totalsperre im Mai 2024, kurz vor der Vollendung, finden die Bauarbeiten während dem laufenden Betrieb statt. Am Montag wurde das «alte» Viadukt erfolgreich gesprengt.

Der Castielerviadukt zwischen Untersax und Lüen-Castiel wurde 1914 eröffnet. Das filig rane und leichte Brückentragwerk besteht aus drei unterspannten Stahlträgern mit Spannweiten von 25 bis 28 Meter. Die beiden Pfeiler aus Natursteinmauerwerk sind rund 30 bzw. 50 Meter hoch. Auf Seite Chur liegt die Fundation der Brücke im Calfreiser-Rutsch und auf Seite Arosa beim Portal des Bärenfallentunnels in einer fast senkrechten Felswand. Im Rahmen einer Inspektion wurden 2019 gravierende Materialschäden an der Stahlkonstruktion festgestellt. Die Brücke musste in kurzer Zeit und noch vor dem Wintereinbruch verstärkt werden. Neben diesen Schäden wurden noch weitere Fehlstellen im Material und den Schweissnähten festgestellt.

Ein eindrückliches, neues Bauwerk

Aus diesem Grund wird das Bauwerk durch einen Neubau ersetzt. Das Konzept sieht vor, das Castielertobel mit einer Spannweite von 84 Meter zu überbrücken. Die gesamte Konstruktion muss in der Lage sein, die Hangbewegungen über die nächsten 100 Jahre mitzumachen und sich insgesamt um 1.5 Meter zu verkürzen. Auf der Seite Arosa ist die Brücke auf einem neuen Betonpfeiler fixiert, welcher im gesunden Felsen rückverankert ist und so die Brems- und Erdbebenkräfte aufnehmen kann.

Anstelle der offenen Fahrbahn liegt das Trassee neu in einem Schottertrog aus Stahlbeton. Der Trog erhöht die Gleisstabilität und dient gleichzeitig als Witterungsschutz für die darunter liegende Stahlkonstruktion. Insgesamt werden knapp 300 Tonnen Stahl und 800 m3 Konstruktionsbeton verbaut. Sämtliche Stahlbauteile mussten über die Bahn zur sehr abgelegenen Baustelle antransportiert werden.

Herausforderung Baustellenerschliessung

Die Baustelleninstallation ist selbst für die Verhältnisse der RhB äusserst komplex. Die Brücke befindet sich rund 250 Höhenmeter unterhalb der Kantonsstrasse und ist nur per Bahn, zu Fuss oder über die Luft erreichbar. Der grösste Teil der Baumaterialien gelangte über die Schienen zur Baustelle. Ein bis zweimal pro Woche führte die Bündner Güterbahn nachts Transporte durch.

Im März 2023 wurde mit dem Bau der neuen Brücke begonnen. Die Bauteile wurden vor Ort mit insgesamt 5’320 Schrauben auf einem bergseitigen Lehr- und Montagegerüst neben der bestehenden Brücke zusammengesetzt. Anschliessend wurde die Trogplatte betoniert und mit 2’070 Kopfbolzendübel mit der Stahlkonstruktion verbunden. Das Bauprogramm war sehr straff, damit die Brücke im Mai 2024 im Rahmen einer zweiwöchigen Totalsperre eingeschoben werden kann. In dieser Phase wird die alte Konstruktion zurückgebaut, die Pfeiler mittels Sprengung abgebrochen und die Widerlagerkonstruktionen vervollständigt. Am Montag war es soweit: Die Sprengung des Castielerviaduktes ging erfolgreich über die Bühne. Das neue Bauwerk kann anschliessend in die Gleislage der alten Brücke verschoben werden. Zum Schluss der Totalsperre folgen die Gleisbauarbeiten sowie die Montage der Fahrleitung.

 

Totalsperre Arosalinie

Für den Rückbau des alten und den Einschub des neuen Castielerviadukts wird die Strecke Chur – Arosa der Rhätischen Bahn vom 11. Mai bis 26. Mai 2024 für den Zugverkehr gesperrt. Es verkehrt ein leistungsfähiger Ersatzbetrieb mit Bussen zwischen Chur und Arosa. Für die Transportkunden der Bündner Güterbahn sind Gütertransporte während der Totalsperre zwischen Chur und Arosa auf der Schiene nicht möglich. Die Bündner Güterbahn unterstützt Transportkunden bei der Organisation von alternativen Umschlagsmöglichkeiten auf der Strasse oder an einem Umschlagsbahnhof der RhB.

 

(Bild/Video: zVg.)