Brienzer Rutsch hat sich wieder beruhigt

Die Lage am Brienzer Rutsch hat sich nach dem Abbruch von Anfang Monat wieder beruhigt. Zwar gibt es immer wieder kleine Abbrüche, doch für das Dorf besteht keine Gefahr, wie dem Informationsbulletin zur Lage in Brienz zu entnehmen ist. 

Das Informationsbulletin präsentiert die aktuelle Lage wie folgt: 

Rutschung Berg

Die gemessenen Geschwindigkeiten der Rutschung Berg nehmen nach wie vor zu. Nach diversen Abbrüchen aus der Front hat sich der lokal schnellere Bereich wieder etwas beruhigt.
Rutschung Dorf

Auch die Rutschung Dorf zeigt weiterhin zunehmende Geschwindigkeiten. Das Messhäuschen im Dorf bewegt sich aktuell mit ca. 1.65 m pro Jahr.

Prognose

In den kommenden Wochen dürften die Geschwindigkeiten noch weiter zunehmen und mit weiteren Ausbrüchen aus der Front ist zu rechnen. Im Frühjahr/Sommer wird eine Beruhigung erwartet. Für grössere Abbrüche, die das Dorf gefährden könnten, gibt es im Moment keine Anzeichen.

Aktuelle Geschwindigkeiten

Plateau: ca. 4.3 m /Jahr | zunehmend
Front: bis ca. 7.7 m/Jahr | zunehmend
West: ca. 8.7 m/Jahr | zunehmend
Insel Ost: 4.2 m/Jahr | zunehmend
Rücken Caltgeras: 2.7 m/Jahr | zunehmend
Rutschung Dorf: 1.65 m/Jahr | zunehmend

Felssturz aus der Felswand «Front»

In der Nacht vom 5. auf den 6. März ist aus der Felswand «Front» ein Paket von einigen hundert bis einigen tausend Kubikmetern Felsmaterial abgestürzt. Das Material blieb wie erwartet im oberen Teil der grossen Geröllhalde liegen.

Schon am Morgen des 5. März hatte der Frühwarndienst via X (Twitter) vermehrte Felsstürze aus der Felswand angekündigt, nachdem der Georadar und die Laservermessung im mittleren Teil der Wand eine starke Geschwindigkeitszunahme gezeigt hatten.

«Solche Beschleunigungen von Teilbereichen können immer wieder vorkommen», sagt Geologe Stefan Schneider, Leiter des Frühwarndienstes. «Das gesamte Plateau, das hinter der Front liegt, ist mit einer hohen Geschwindigkeit unterwegs. Durch die ständige Bewegung bilden sich laufend neue Spalten. Teile der Felswand verlieren dadurch den Halt und stürzen ab.»

Seit Anfang März kommt es deshalb immer wieder zu Blockschlägen und Felsstürzen. Nach dem grösseren Ereignis in der Nacht vom 5. auf den 6. März hat sich die Front nun wieder beruhigt, wie die Radarbilder und die Laservermessungen zeigen. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten kommt es dennoch zu weiteren Abbrüchen, wenn gelockertes Material «portionenweise» aus der Felswand abstürzt.

Diese Abstürze seien unproblematisch, weil kleinere Felsstürze nicht die hohen Geschwindigkeiten eines Bergsturzes erreichten und kaum je über die Mitte der grossen Geröllhalde vorstiessen, sagt Schneider. «Für das Dorf oder die Strasse nach Vazerol stellen sie keine Gefahr dar.»

Weiterhin sehr hohe Geschwindigkeiten

Noch immer bewegen sich weite Teile der Rutschung sehr schnell. Die Messstelle im Dorfzentrum rutscht mit 1.65m pro Jahr nun so schnell wie im Sommer 2021. «Diese hohe Geschwindigkeit ist für das Dorf, die Häuser, Leitungen und Strassen eine Belastung. Sie ist aber keine unmittelbare Gefahr für die Menschen und Tiere, die dort leben», sagt Stefan Schneider.

Hoch über dem Dorf zeigen auch die Messpunkte im «Plateau» sehr hohe Geschwindigkeiten. Obwohl das Plateau mit rund fünf Millionen Kubikmetern noch grösser ist als die «Insel» im letzten Frühsommer, ist Stefan Schneider nicht alarmiert. «Die Geschwindigkeit allein ist nicht entscheidend, ob ein Bereich abstürzen könnte. Solange die Beschleunigung linear geschieht, besteht kaum Gefahr. Erst wenn sich ein Teilbereich exponentiell beschleunigt, steigt die Gefahr eines Absturzes. Im Moment sehen wir aber keine Hinweise auf eine exponentielle Beschleunigung.»

Bevölkerungsinformation am 18. April

Die Gemeinde Albula/Alvra lädt am Donnerstag, 18. April um 19 Uhr ins Schulhaus Cumpogna nach Tiefencastel ein.

(Bilder: GRHeute, Frühwarndienst Albula/Alvra / Geopraevent)