Chur: Historische Idylle mit Rissen

Flanieren im Stadtpark? Schaffung von bezahlbarem Wohnraum? Nachts ungestraft mit alkoholischen Getränken durch die Gassen schlendern? Offene Fragen, mit denen sich die Stadt Chur auch in den kommenden Wochen und Monaten auseinandersetzen wird. Im Mittelpunkt steht für GRHeute die Frage: Was macht Chur für Jung und Alt attraktiv?

Wer das Glück hat, hoch oben am Rande von Chur zu wohnen und über seinen eigenen Garten zu verfügen, weiss die Vorzüge des Stadtlebens gleich doppelt zu geniessen. Man kann den Blick über die historische Altstadt schweifen lassen, sieht weit über die Stadtgrenzen hinaus bis in die nahe gelegenen Täler und kann die Seele nach Feierabend inmitten seiner selbst erschaffenen Idylle baumeln lassen. Und gleichzeitig ist man in wenigen Minuten mitten in der Stadt und kann ihre kulturellen sowie öffentlichen Angebote jederzeit nutzen.

Doch nicht jeder besitzt das Privileg, sich seinen eigenen Naherholungsraum zu schaffen, sich in beruflicher oder privater Hinsicht frei zu entfalten. Die Stadt Chur kämpft, wie jede andere Stadt, mit vielen Problemen und Herausforderungen, die zur Steigerung der Attraktivität für Einheimische und Touristen führen. Und genau weil wir uns in der ältesten Stadt der Schweiz befinden, müssen wir mit der Zeit gehen. Veraltete Schulsysteme, überteuerte Wohnungen, harte Polizeigesetze, Randständige, wenig innovative Arbeitgeber, die auch mal über den Tellerrand zu schauen wagen. Leer stehende, dunkle Lokale zieren die einst so belebte Altstadt. Supermarktketten in zwei- oder dreifacher Ausführung laden nicht unbedingt zum Shoppen ein.

Junge, innovative und clevere Talente finden das, wonach sie suchen, in den grösseren Städten wie Zürich, Bern oder Luzern. Woran liegt’s? Recherchen zufolge beruhen Rankings, die die Beliebtheit einer Gegend aufzeigen, darauf, dass allgemein verfügbare, öffentliche Infrastrukturen, Naherholungsmöglichkeiten wie Pärke, Seen oder Flüsse mitten in der Stadt, Wirtschaftskraft, niedrige Mietpreise, Arbeitsmarktentwicklung und Innovationen zur Attraktivität beisteuern. Im Klartext heisst das: Eine Stadt gilt als attraktiv, je mehr Menschen sich zu ihr hingezogen fühlen. Sei es aus privaten oder aus beruflichen Gründen.

Keine Frage, Chur hat seinen Reiz. Für Kunst- und Kulturliebhaber, Historiker und Naturfreunde bietet diese Stadt und seine umliegenden Regionen eine perfekte Mischung. Von allem etwas, aber nicht genug?

Es gibt für die Entwicklung keinen Masterplan. Die Stadt ist aber dabei, die Zukunftsherausforderungen anzunehmen. Mit Lösungsansätzen, die konsequent weiterverfolgt werden und Anregungen von der Bevölkerung, die auf offene Ohren stösst. So ist es Ziel der Stadtentwicklung, den öffentlichen Boden, wie zum Beispiel die Verschönerung des Stadtparks, effizienter zu nutzen. Oder bezahlbare und dennoch moderne Wohngebiete zu schaffen und gleichzeitig innerstädtische Naherholungsgebiete für Familien, Singles und Ruhesuchende zu kreieren, die zur Steigerung der Lebensqualität beisteuern.

 

(Bild: www.churtourismus.ch)