Der Brasilianer Adilson da Silva hat nach seiner überragenden 62 am Samstag in der Finalrunde des diesjährigen Swiss Seniors Open nichts mehr anbrennen lassen: Mit einem Gesamtscore von 195 Schlägen holt er seinen zweiten Saisontitel auf der Legends Tour und den Siegercheck über 37’500 Euro. Titelverteidiger James Kingston (Südafrika) muss sich mit Rang 2 zufriedengeben. Turnierbotschafter André Bossert schiebt sich mit dem besten Score des Sonntags auf Rang 4 vor. Der Schlag des Turniers gelang dem Schweden Chris Hanell: Er lochte am vorletzten Loch vom Abschlag ein.
Ein einziges Bogey ist Adilson da Silva bei seinem ersten Antreten in Bad Ragaz unterlaufen: Die 4 auf dem Par-3 Nummer 17 war am Freitag der einzige Schönheitsfehler auf der Scorekarte des Brasilianers. Dank fünf Birdies konnte er am Starttag dennoch eine 66er-Karte unterschreiben und sich vorne im Feld einreihen. Ein brillante 62 am «Moving Day» – acht Birdies, zehn Par – brachten den «Rookie of the Year 2022» der Legends Tour und Saisonsieger 2023 nach zwei Runden auf Zwischenrang 2. Im «Final Flight» vom Sonntag war da Silva der Einzige mit Siegerfahrung; sowohl der Deutsche Thomas Gögele wie auch der Argentinier Gustavo Acosta spielten beim Swiss Seniors Open 2023 um ihren ersten Titel auf einer grossen Tour. Da Silva behielt die Nerven und die Kontrolle, schob sich mit zwei Birdies auf den Bahnen 3 und 4 an die Spitze, spielte in der Folge konstant und fehlerfrei. Die Konkurrenten um den Kristallpokal dagegen patzten. Gögele nahm sich selbst mit Bogey-Doppelbogey-Bogey auf den Bahnen fünf bis sieben aus dem Rennen. Am Ende wurde es Rang 6 für den Süddeutschen. Acosta erlebte ein permanentes Auf und Ab mit fünf Bogeys und vier Birdies und fiel auf Rang 3 zurück. Da Silva dagegen machte mit einem Birdie auf der 16 alles klar und spielte sich befreit zum zweiten Saisonsieg. Mit einem Gesamtscore von 195 Schlägen (15 unter Par) erzielte der 51-Jährige ein Ergebnis, wie es in Bad Ragaz seit 2017, seit dem Sieg des Engländers Phil Golding, kein Spieler mehr erreicht hatte.
«Die Menschen machen das Turnier besonders»
Am Finaltag hätte einzig Titelverteidiger James Kingston (Südafrika) dem Brasilianer noch gefährlich werden können – ein fulminanter Schlussspurt mit fünf Birdies auf den Back Nine (unter anderem auf den Bahnen 16 bis 18) brachte den 57-jährigen auf die Position des Runner-up.
Als fairer Sportsmann gratulierte Kingston dem frisch gebackenen Swiss Seniors Open Champion noch vor der Siegerehrung und überliess dem Brasilianer die Bühne. Dieser fühlt sich im deutschsprachigen Mitteleuropa sichtlich wohl; nach dem Sieg am Murhof (Österreich) holte er sich beim Swiss Seniors Open nun bereits den zweiten Titel in diesem Teil der Welt. «Ich mag diese Bergkulisse, sie erinnert mich an zu Hause. Ich komme aus einem Teil Brasiliens, der sehr ähnlich ist – allerdings sind die Berge bei mir zu Hause nicht ganz so hoch», erklärte er nach seinem Sieg in Bad Ragaz. «Die Menschen hier sind so freundlich und herzlich, sie kümmern sich um uns Professionals und haben uns eine grossartige Woche bereitet. In Bad Ragaz zu gewinnen, ist wirklich etwas Besonderes», so Adilsonn da Silva.
Turnierbotschafter André Bossert so gut wie noch nie
Turnierbotschafter André Bossert war mit dem klaren Ziel angetreten, das Turnier in den Top-5 zu beenden. Realistisch – bei seinem ersten Antreten auf der Legends Tour in dieser Saison in der Steiermark war «Bossy» Neunter geworden. Vor zehn Tagen schaffte es der Routinier, der im November 60 Jahre alt wird, beim Mémorial Olivier Barras in Crans-sur-Sierre in ein Play-Off gegen Konkurrenten, die seine Söhne (oder gar Enkel) sein könnten. Beim Swiss Seniors Open glückte ihm in der dritten und letzten Runde mit 63 Schlägen (7 unter Par) das beste Ergebnis im 60-köpfigen Feld. Der Turnierbotschafter verbesserte sich dadurch um acht Ränge. Zwar verpasste er den Sprung aufs Podest ganz knapp, aber Rang 4 bedeutet Bossert viel: «Dadurch verbessert sich meine Kategorie auf der Legends Tour, ich bekomme nun sehr viel mehr Startmöglichkeiten und kann meine Saison planen», erklärt er erleichtert.
«Die zweite und die dritte Runde beim diesjährigen Swiss Seniors Open waren insofern ähnlich, als mein langes Spiel beide Male sehr gut war», so Bossert. Am Samstag hatte er 17 von 18 Greens getroffen – eine enorm hohe Quote. «Der grosse Unterschied machte das Putting. Am Samstag liess ich einfach zu viele Chancen für Birdies aus. Heute traf ich gut», sagte er mit einem zufriedenen Lächeln. Bosserts Total von 199 Schlägen (11 unter Par) war an den letzten drei Austragungen des Swiss Seniors Open der jeweilige Siegerscore.
Am Finaltag waren die teils sehr hohen Temperaturen nicht nur für die Spieler, sondern auch fürs Publikum ein Thema. «Ich bin mit dieser Hitze gut umgegangen», sagte Bossert. «Ich bin so oft wie möglich im Schatten gegangen, habe viel getrunken und konnte mich immer wieder erholen. Letztlich war es kein Problem für mich.»
Aus 168 Metern eingelocht
Die Sponsoren des Swiss Seniors Open hatten auf den Bahnen 3 und 10 Sonderpreise für das jeweils erste Hole-in-One bei diesem Turnier ausgesetzt. Diese Preise wurden nicht abgeholt, das einzige «Ass» beim Swiss Seniors Open 2023 glückte dem Schweden Chris Hanell am Sonntag auf Loch 17. Eine schwierige Bahn für einen solchen Zauberschlag, denn das Grün liegt tiefer als der Abschlag und ist von Pottbunkern verteidigt. Hanell schwang am Sonntagnachmittag sein Eisen 7 so locker und präzise, dass sein Ball nach 168 Metern direkt im Loch versank. Das Glücksgefühl stellte sich beim 50-Jährigen auch ohne Spezialpreis ein – selbst eine Stunde später, als er im Schatten der Clubhaus-Terrasse mit seiner Gattin auf den «Volltreffer» anstiess, strahlte Chris Hanell noch immer übers ganze Gesicht.
(Bild: zVg.)