Kein Besuch in Brienz möglich

Brienz bleibt geschlossene Zone. Ein geplanter Besuch für die Evakuierten ist wieder gestrichen worden. Die Sicherheit für die Bewohnerinnen und Bewohner könnte nicht gewährleistet werden, wie die Behörden mitteilten. 

Die Geologen und Naturgefahrenexperten des Frühwarndienstes Albula/Alvra analysieren die Daten der verschiedenen Messsysteme zum Verhalten der Insel täglich und diskutieren sie in der Expertengruppe. Die Analysesitzung vom Donnerstagabend hat gezeigt, dass die Bewegungen der Insel seit Kurzem markant vom Prognosemodell abweichen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die in den vergangenen zwei Wochen lineare Beschleunigung der Insel wieder in ein exponentielles Wachstum übergeht, wie der Gemeindeführungsstab am Donnerstag mitteilte. 

Das Prognosemodell wird dazu verwendet, den Zeitpunkt vorherzusagen, zu dem die Insel abrutschen oder abstürzen kann. Es basiert auf mathematischen Berechnungen und Erfahrungen aus früheren Bergstürzen. Die nun sichtbare Abweichung vom bisher Bekannten hat die Vorhersage des Zeitpunktes, zu dem ein Abstürzen oder Abrutschen der Insel passieren kann, markant unsicherer gemacht.

Um eine Öffnung des Dorfes unter sicheren Bedingungen gewährleisten zu können, muss auch eine genügende Sicherheit der Prognose bestehen. Eine Öffnung – auch nur stundenweise und nur in kleineren Menschengruppen – wäre zum heutigen Zeitpunkt ein Risiko, das man nicht eingehen darf. Die Experten des Frühwarndienstes haben deshalb empfohlen, die für morgen geplanten Besuche abzusagen und sie auch am Wochenende nicht durchzuführen.

Gemeindeführungsstab bedauert

Der Gemeindeführungsstab folgt der Empfehlung der Experten und sagt die Öffnung des Dorfes für die evakuierte Bevölkerung und die tageweise Bewirtschaftung der Wiesen im Süden für den Freitag und das Pfingstwochenende ab.

Der Gemeindeführungsstab bedauert, wenn die Planung der letzten beiden Tage bei den Betroffenen viel Hoffnung entstehen liess, welche durch die Entwicklung am Berg nun zunichtegemacht wird. Die Sicherheit der Betroffenen steht für den Gemeindeführungsstab aber an allererster Stelle. Vor dem Hintergrund der aktuellen Unsicherheiten in der Prognose bleibt ihm keine andere Wahl, als die vorgesehenen Öffnungen abzusagen.

Die Expertengruppe des Frühwarndienstes wird das Wochenende nutzen, um die jüngsten Daten und die Daten des Wochenendes erneut zu analysieren. Der Gemeindeführungsstab wird über neue Erkenntnisse laufend informieren.

Gemäss einer Mitteilung vom frühen Donnerstag hätten sich höchstens 30 Personen während zwei Stunden gleichzeitig im Dorf aufhalten dürfen. Vorausgegangen wäre dem eine Prüfung der Gefährdungslage, nach der die Betroffenen per SMS über einen möglichen Zugang informiert worden wären. Der Zugang für die Evakuierten ist nur über den Checkpoint bei der Ruine Belfort möglich. 

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(Bild: GFS Albula/Alvra/ Kartenausschnitt mit den «unteren Wiesen», die tageweise zur Futterproduktion freigegeben worden wären.)