Sie fliegen wieder und machen alles kaputt: die Maikäfer. Somphao Adank schüttelt sie mit Freundinnen von den Bäumen und macht daraus eine Delikatesse.
Die Strassen sind in diesen Tagen Maikäferfriedhöfe. Zu hunderten liegen sie tot und zerquetscht auf dem Beton – wenn sie nicht in Scharen auf Bäumen hocken und die Blätter fressen. Wenn sie vollgefressen sind, kriechen sie in die Erde und hinterlassen ihre Eier. Alles in allem: Die Vieher auf dem Hochzeitsflug sind eine echte Plage.
Nicht so für die Frau von Marco Adank aus Zizers. Landwirtin Somphao Adank, die aus Thailand stammt, sammelt mit ihren Freundinnen die Käfer von den Bäumen. Mit einem grossen Stecken schütteln sie die Maikäfer aus dem Ästen, von wo sie auf ein Tuch fallen. Kübelweise werden die Käfer gesammelt. Und dann? «Bei den Thais ist das eine Delikatesse», sagt Marco Adank. Und wie macht man diese Delikatesse? «Man legt sie über Nacht in Wasser ein, damit sie ‹ausscheissen›. Dann werden sie mit Öl in der Pfanne angebraten.» Seine Frau, die alle Ott nennen, mag sie am liebsten mit Sojasauce. «Die Käfer sind voller Proteine», sagt sie und lacht.
Marco Adank hat das auch schon probiert. «Es ist recht crunchy und erinnert im Geschmack an die Erdnuss-Flips.» Es blieb beim Probieren; er mag die Käfer nicht. «Es ist nicht meine Welt. Ich habe lieber ein Stück Fleisch.» Im Restaurant Nussbaum in Zizers, das von seiner Tochter Nadine geführt wird, gibt es mittlerweile ein paar Stammgäste, die gerne ein paar krosse Käfer probieren. «So als Snack am Bier-Stammtisch», sagt Marco Adank.
Maikäfersuppe im Frühsommer
Für Marco Adank hat die Plage so wenigstens einen Sinn. «Ich will sie nicht mit Gift vernichten. Das macht man heute auch nicht mehr.» Die Tiere seien schon zu seiner Schulzeit eine Plage gewesen. «Wir haben sie gesammelt und auf die Gemeinde gebracht. Wir haben für einen Zehn-Liter-Kübel fünf Franken bekommen. Das war wahnsinnig viel Geld für uns, es hat uns auch motiviert.» Samphao Adank macht die krossen Krabbeltiere hauptsächlich für sich und ihre Kolleginnen.
Jeder hat seine eigenen Ideen, mit der Plage umzugehen. «Ich bin der Meinung, dass, wenn ich das Gras hoch stehen lasse, es den Käfern schwerer fällt, tief in die Erde zu kommen», sagt Marco Adank. Es gebe auch Pilzkulturen, die an Teil Orten funktionieren würden, an anderen nicht. Zudem gebe es immer wieder Jahre, in denen es fast keinen Maikäferflug gebe.
In den westlichen Ländern gilt das Essen von Insekten in der heutigen Zeit als Ernährungstabu, wie man auf Wikipedia nachlesen kann. Das war – wie fast alles – nicht immer so: Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in Frankreich und Deutschland im Frühsommer eine Maikäfersuppe auf den Tisch.
(Bilder: GRHeute)