Roter Turm: Das Ende am Horizont

Origens Roter Turm, Europas höchstgelegener Theaterbau, geht in die letzte Saison. Im August ertönt letztmals Musik. Im September wird der hölzerne Klangkörper abgebaut. Zuvor wird der Theaterturm noch dicht gedrängte Konzertreihen, Tanzabende und Klang-Installationen erleben. Wehmut mischt sich in den Spielplan, wie die Macher an einer Medieninformation bekundeten.

«Alles hat seine Zeit. Der Rote Turm auf dem Julierpass verschwindet im September. Die hölzerne Rauminstallation mit ihren babylonischen Zitaten wird den Pass nicht mehr prägen. Die physische Existenz weicht der Erinnerung, die ihre eigenen Spielregeln hat, die manches vergoldet, verbrämt, manchmal auch verzerrt. Die Erinnerung hat keinen Ladenschluss, der Traum fährt nicht auf Zeitschienen. Wir leben weiter in den Träumen anderer – auch wenn wir längst nicht mehr sind. Alles hat seine Zeit.» Mit diesen Worten hat Origen gestern Vormittag im Julierturm das Sommerprogramm den Medien präsentiert. 

Die «Zeit» spiegelt sich in allen Programmen des Sommers. Neun Tanzuraufführungen kreisen um die Schönheit des Momentes, wandeln in Traumgeschichten, suchen Sinn im Zeitenwechsel. Die Chorkonzerte erzählen von Abschied und Hoffnung. Die Freilichtspiele in Riom berichten vom grossen Brand, der ein ganzes Dorf verwüstet und verflossene Zeiten auf die Bühne hebt. Die gregorianischen Gesänge begleiten den immerwährenden Kreislauf der Sonne und reden von Ewigkeit.

 

Im August ertönt letztmals Musik im Roten Turm., im September wird der hölzerne Klangkörper abgebaut. Zuvor wird der Theaterturm noch dicht gedrängte Konzertreihen, Tanzabende und Klang-Installationen erleben. Clau Scherrer dirigiert Brahms- und Rachmaninov. Luca Andrea Tessarini, Juliano Nunes, Sébastien Bertaud und Ilia Jivoy choreographieren ein letztes Mal für den Turm. Wehmut mischt sich in den Spielplan.

Der Dorfbrand von Riom

Weiter unten im Tal, im Römerdorf Riom, wartet ebenfalls ein grosser Spielplan auf den Sommer. Ein dramatisches Freilichtspiel erzählt vom grossen Dorfbrand von 1864 und nimmt die Zuschauer mit auf eine grosse Zeitreise, die bis zu den verheerenden Feuersbrünsten der Antike reicht. Eine Theaterminiatur für Gesang, Schlagzeug und Piano erzählt vom grossen Brand. Die traditionellen gregorianischen Gesänge erklingen in der Dämmerung. Die Burg Riom wird zum experimentellen Tanzlabor und bietet arrivierten jungen Choreographen Freiräume für unerwartete Kreationen, unter ihnen etwa Andrey Kaydanovskiy, Dustin Klein, Thiago Bordin, Robert Robinson und Charlie Skuy. 

Pläne für die Zukunft

«Trotz aller Abschiede: es gilt kraftvoll Zukunft zu planen. Origen wird den kommenden Sommer nutzen, um markante Visionen zu skizzieren und zu präsentieren. Wo wird Origen künftig performen? Was kann die Kultur bewirken? Welche Rolle darf oder muss Kultur in Graubünden spielen? Sind wir blosse Trabanten städtischer Kulturinstitutionen? Haben die Alpen eine kulturelle Zukunft, und wenn ja, welche?» Am Mediengespräch hat Giovanni Netzer, Gründer und treibende Kraft hinter Origen, jedenfalls schon mal angekündigt, dass «ein beherzter Anfang» in Aussicht ist.

 

(Bilder: zVg.)