Ein historischer Tag für ein historisches Gebäude: Vor dem neuen Obergericht ist der Bagger aufgefahren. Staub wirbelt; es kracht und tönt – und regnet. «Ich glaube, es ist ein Tag der Freude», sagte Regierungsrätin Carmelia Maissen.
Es ist ein Gebäude, das wahrlich schon Geschichte geschrieben hat: Das Staatsgebäude an der Churer Grabenstrasse. Zwischen dem Stadtgarten und dem alten Postgebäude gelegen, strahlt es seit 140 Jahren eine unangefochtene Würde aus. Früher war es der Sitz des Grossen Rates, der Graubündner Kantonalbank und die Zentralverwaltung des Tiefbauamtes. «Das ist ein Zeichen einer echt schlanken Verwaltung», sagte Regierungsrätin Carmelia Maissen am Montag vor den Medien in Chur. 1911 zog zuerst die Graubündner Kantonalbank aus, 1960 der Grosse Rat. Im ersten Weltkrieg behergte das Gebäude zudem das Platzkommando Chur.
Der Montag, 1. Mai 2023, markiert wieder einen geschichtsträchtigen Tag in der Geschichte des Gebäudes. Weil die anderen Gebäude des Kantons zu klein sind, um Verwaltungsgericht und Obergericht zu beherbergen, werden sie im Staatsgebäude zusammen gelegt. Das wurde mit einem Baggerschlag gefeiert – im Beisein des Teams Aebi und Vincent Architekten, Fanzun Architekten, Vertreter von Kanton und der Baugesellschaft. Und natürlich der zuständigen Regierungsrätin Carmelia Maissen. «Ich glaube, es ist ein Tag der Freude», sagte sie.
Die Bauarbeiten dürften zweieinhalb Jahre dauern; prognostizierte Inbetriebnahme des Gebäudes ist der Herbst 2025. Dazwischen passiert Folgendes: «Es soll ein repräsentativer Ort entstehen, sehr bescheiden, aber würdig», sagte Architekt Bernhard Aebi. Dazu gehört auch, dass der alte Grossratsaal wieder in alter Pracht erscheinen und dereinst als Gerichtssaal dienen soll. «Das Haus wird viel farbiger und moderner.»
Das Graubündner Stimmvolk hatte letztes Jahr dem Kredit von knapp 30 Millionen Franken für den Umbau zugestimmt. 16 Millionen davon hätte man sowieso investieren müssen. Interessant ist, das in der Villa Brügger nebenan Kurt Huber seine ersten Lebensjahre verbrachte. Er wurde später als Mitglied der Widerstandsbewegung «Weisse Rose» verhaftet und hingerichtet.
(Bilder: GRHeute)